Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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nur hier im Lande, sondern auch in Unterösterreich, Tirol, Steiermark und 
in Baiern, wohin sie häufig versendet werden, vortrefflich. 
Da gegenwärtig keine außerordentlichen Umstände eine größere Nach 
frage verursachen und der Bedarf für den Ersatz in unseren Obstbaumpflan 
zungen, so wie für die wenigen neuen Anlagen nicht sehr bedeutend ist, so 
stockt der Absatz und es ist mithin zu befürchten, daß die Preise in Zu 
kunft sinken und sich in kurzer Zeit die Anzahl dieser Baumschulen vermindern 
werde; dieß wäre jedoch im allgemeinen Interesse lebhaft zu bedauern, da 
diese Baumschulen für viele Familien eine lohnende Erwerbquelle bilden. Ein 
geeignetes Mittel um der erwähnten Gefahr vorzubeugen dürfte in der Ver 
öffentlichung hierortiger reeler Bezugsquellen bestehen, damit die angrenzenden 
Länder, welche noch Mangel an solchen Obstbäumen haben, von diesem ihren 
Bedarf decken. Endlich muß es als förderlich für den Bestand der Baum 
schulen erkannt werden, wenn die Anpflanzung der öffentlichen Gemeinde-, 
Bezirks- und Landstraßen etwas allgemeiner und sorgsamer wie bisher er 
folgen würde, ein Wunsch, den auch mehrere landwirthschaftliche Bezirks 
vereine wiederholt geäußert haben. Wenn hierzu passende Obstbäume mit py 
ramidalen Kronen gewählt und in größerer Entfernung, vielleicht 10 0, von 
einander gepflanzt werden, so erfährt hiedurch keine andere Kultur eine Be 
einträchtigung, wie man an den bereits bestehenden Pflanzungen z. B. Schär- 
ding-Reichersberg-Obernberger-Poststraße genau beobachten kann. 
Solche Bäume bringen Früchte, liefern später ein sehr schützbares Werk 
holz, und saugen die anliegenden Grundstücke nicht in so hohem Grade aus, 
wie die Pappelbäume mit ihren sehr weit reichenden Wurzeln, welche Bäume 
den Reisenden überdieß bei Sturm und Ungewitter in Gefahr bringen, ent 
weder vom Blitze oder von den leicht brüchigen Pappelästen erschlagen zu 
werden. Diese Anpflanzungen könnten entweder der angrenzende Grundbesitzer 
unternehmen, oder es könnte die Gemeinde die Anpflanzungen in ihrem Ge« 
biete unternehmen und die Pflege und Aufsicht dem Straßenräumer über 
tragen, welche ohnedieß gewöhnlich zu wenig Beschäftigung und auch zu wenig 
Zahlung hat, um sich seinem Berufe ausschließlich widmen zu können. Ein 
mehrwöchentlicher Besuch des Baumwärterkurses würde ihn wohl hiezu auch 
befähigen. Wo es zulässig ist, wären solche Straßenbepflanzungen und die Anstel 
lung von Baumwärtern den bezüglichen Bezirksvereinen zu übertragen, wie 
dieß ähnlich in Deutschland besonders in Württemberg-Braunschweig rc. der 
Fall ist. Zu Straßenpflanzungen eignen sich vorzüglich: Braddik's Nom- 
pareill, brauner Matapfel, Boikenapfel, großer Bohnapfel, purpurrother 
Coussinat, Winter-Citronenapfel, kleiner Longstiel, Champagner-Reinette, 
Wellington, und die hiesige Lokal-Mostsorte, großer Griesapfel, ferner die 
hierzu passendsten Birusorten: Grüne und rothe Winawitzbirn, Narigelbirn 
Champagner - Bratbirn, Schneiderbirn, Weilersiche Mostbirn, Wildling von 
Einsiedeln. Andererseits sollen auch die Baumzügler bemüht sein, theilweise 
verläßliche reichtragende Tafelsorten zu erziehen, entweder durch Veredlung am 
Boden, oder durch nochmalige Veredlung in der Höhe 6—7 Schuh. Ferners 
habe ich in manchen Baumschulen bemerkt, daß die zur Ernährung und Stär 
kung des Stammes nothwendigen Nebentriebe und Blätter sorgfältig wegge 
schnitten werden, wodurch diese häufig sehr enge gepflanzten und vom Walde
	        
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