Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

120 
Eintritt der Kälte; ebenso werden dieselben bei Beginn günstiger Witterung 
im Frühjahre wieder fortgesetzt, bis die Frühlings-Vegetation der Bäume 
bemerkbar wird. Von dort aus werden diese Bäume sowohl für Oberösterreich 
angekauft, als auch durch Händler Tausende solcher Obstbäume auf der Donau 
oder auch auf den Bahnen weiter außer Land, nach Unterösterreich, Steyer- 
mark, Tirol rc. geführt. Hier kann jeder Bedarf von großer Bedeutung augen 
blicklich oder binnen acht Tagen bei günstigem Wetter gedeckt werden. Die 
hochstämmigen Bäume sind in der Regel sehr schön, kräftig und gesund, die 
reinen Stämme 6 — 9' hoch, im Mitteldurchmesser 1 Zoll. 
Die Preise stellen sich je nach Qualität und nach dem mehr oder weni 
ger Nachfrage ist; hochstämmige Birnbäume 50—70 kr., hochstämmige Aepfel- 
bäume veredelte oder auch Wildlinge (ist hier gleich) 20—30 kr., hochstämmige 
sehr schöne Zwetschkenbäume 30—36 kr. 
Hieher werden auch die bei Abräumung einer Baumschule vorhandenen, 
schwächlichen, kränklichen Ueberreste gebracht, welche zu Spottpreisen von Händ 
lern gekauft und außer Land gebracht werden. 
Vor den Ankauf solcher verkümmerten Bäumchen kann nicht genug ge 
warnt werden. 
Aus dem Vorstehenden ist zu ersehen, daß in Oberösterreich eigentliche 
Gemeinde-Baumschulen nicht vorhanden sind, daß ferners Baumschulen zum 
Behufe des Unterrichtes für Schuljugend bestehen in: Efferding, wo zugleich 
auch Baumwärter ausgebildet werden, in Aurolzmürster, Freistadt, Haslach 
und Rohrbach; außerdem sind solche Baumschulen im Entstehen oder ist deren 
Errichtung in Aussicht: Gmunden, Lembach, Mauerkirchen, Perg und Weyer. 
Ueberdieß wird auch den Fortbildungsschülern Unterricht in der Obstbauzucht 
zu St. Florian und Kremsmünster ertheilt. In den Bezirken diesseits der 
Donau bestehen die meisten Baumschulen, besonders im Haus ruckkreise. Die 
Umgebung von Efferding, Haag, Weizenkirchen, Grieskirchen, Wels, sowie auch 
im Jnnkreise, den Bezirken Schärding und Obernberg lasten sich zahlreiche 
und besonders großartige Baumschulen nachweisen. 
Da außerdem sehr viele kleine Baumschulen bis zu 1000 Stück ange 
pflanzte Obstbäume, sowie auch mehrerere mittlere Baumschulen gar nicht an 
gemeldet und hier nicht verzeichnet sind, so darf man die Zahl der in den 
selben angepflanzten, theils schon veredelten, theils im nächsten Jahre zu ver 
edelnden Obstbäume und der hochstämmigen Aepfelbäum-Wildlinge mit l l / 2 
Millionen annehmen. Ursprünglich bestanden größere bäuerliche Baumschulen 
nur in der Umgebung von Wels, in Buchkirchen, Scharten, Prambachkirchen 
rc.; als jedoch in den dreißiger Jahren auf Befehl des Königs Ludwig I. in 
Baiern die dortigen Landstraßen mit Obstbäumen besetzt wurden und große 
Menge Obstbäume zu guten Preisen von hier nach Baiern geliefert wurden, 
verbreiten und vergrößerten sich solche Anlagen; eben so ermuthigte der große 
und gute Absatz der in den fünfziger Jahren, in Folge der von der k. k. 
Statthalterei zu Linz gleichfalls angeordneten Straßen-Bepflanzung eintrat, zu 
weiteren Anlagen, wozu sich abgestockte Waldgründe ganz vorzüglich eigneten. 
Die oberösterr. Baumschulen sind im Allgemeinen reinlich gehalten und gut 
gepflegt. Obwohl dieß im heurigen nasten Jahren eine schwierige Aufgabe 
war. Die hochstämmigen Bäume sind kräftig und gesund und gedeihen nicht
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.