Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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liche Behandlung ebenfalls kalte, am besten mit Essig versetzte Umschläge au 
die Nierengegend, die innerliche Verabreichung von schleimigen Theen (Auf 
güssen) wie Leinsamen, Eibischwurzel rc. im Hähern Grade, mit etwas Sal 
peter und Kampfer, letzterer etwa 1 / 2 Quentchen für ein erwachsenes Thier 
mit Eidotter abgerieben, für eine 2—3mal des Tages zu wiederholende Gabe. 
Die schwarze Harnwinde, von der hier als Anthraxform die Rede, 
ist von den früheren verschieden. Vielen Landwirthen ist sie leider zu be 
kannt, und es kann sich daher mit der Aufzählung der Krankheits-Erschei 
nungen, die alle, und in ihren zahlreichen Abweichungen zu beschreiben, zu 
viel Raum einnehmen würde, kurz gefaßt werden. 
Wie bei den meisten Anthraxformen, so ist es auch hier der Fall, daß 
in der Regel die kräftigsten, im besten Alter stehenden Pferde hievon befallen 
werden. Das Abends noch gesunde Pferd wird des Morgens eingespannt, M 
dem aufmerksamen Wärter oder Landwirth fällt dabei eine gewisse Steifheit 
in dem Rücken auf, die das Pferd bekundet, bald, oft nach wenigen Schrit 
ten stellt es sich zum Uriniren (Harnen), allein das Thier strengt sich dabei 
an, ohne einen ordentlichen Harnablaß zu erzielen, einige abgehende dunkle 
Blutstropfen sind das Ganze. Dieses mehrt sich so, daß endlich ordent 
liche Blutstränge — wenn das Thier in Ruhe kömmt — abgehen. Die 
Lendengegend ist empfindlich, oft heiß, auch die beschriebenen allgemeinen Er 
scheinungen des Anthrax treten auf. In akuteren (schneller verlaufenden) Fäl 
len tritt schon nach 24—48 Stunden Steife des Rückgrates, selbst der Füße 
ein, welcher eine derartige Steifheit der Backen- und Kaumuskeln folgt, daß 
die Thiere, wie bei dem Starrkrämpfe, Maulsperre (Tetanus) eine Nahrung 
schwer oder gar nicht aufnehmen können. In diesem Zustande legen sie sich 
auch nicht nieder, außer in der äußersten Ermattung, oder vor dem schnell 
erfolgenden Tode. 
Die allgemeine Behandlung ist Anfangs die, wie sie hier für den 
Milzbrand beschrieben wurde. Spezifisch aber sind kalte Umschläge von Essig 
auf die Lenden- (Nieren) Gegend von besonderem 'Nutzen. Innerlich reiche 
man den kranken Thieren Salpeter, Kampfer, mit einem zusammenziehenden 
Mittel, z. B. Salpeter 1—2 Loth, Kampfer, mit einem Eidotter abgerie 
ben V 2 Quentchen mit Eichenrinde - Pulver, 1 Loth oder andern bittern Mit 
tel, wie Enzian, Kalmus u. s. w. Aber auch eisenhaltige Mittel sind — 
wie überhaupt gegen die Blutzersetzung (Dyscrasie) — sehr nützlich. Das 
Löschwasser der Schmiede ist in jedem Orte zu haben, daher dieses als eisen- 
hältiges Mittel mit etwas Mehl zur Bereitung der Latwerge zu verwenden ist. 
Einreibungen der Nierengegend mit Kampfergeist sind nützlich, worauf 
aber die Essigumschläge fortzusetzen sind. — Die diätetische Behandlung ist 
die früher beschriebene, allgemeine. 
Auf etwas muß hier jedoch besonders aufmerksam gemacht werden: 
Man lassen solchen Thieren nicht zur Ader, man reibe sie, — wie es so 
häufig geschieht — nicht mit Terpentinöl (auch Kienöl, Terpentingeist, was 
mehr oder weniger gleich ist) ein, dieses ist schädlich; ersteres befördert die 
Blutzersetzung, letzteres übt hier einen schädlichen Reiz auf die Nieren, Harn 
werkzeuge überhaupt. 
Nochmals aber: Viel, reine, kühle Luft! —
	        
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