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Will man noch weiter gehen, so verfahre man folgendermaßen: Kurz
vor dem Mähen des Getreides schneide man aus dem Felde diejenigen
Aehren aus, welche die charakteristischen Merkmale der betreffenden Rasse
in der deutlichsten Weise zeigen. Man muß hiebei jedoch die Feldränder,
Geilstellen und überhaupt alle Theile des Ackers vermeiden, die den Pflanzen
besonders günstige oder ungünstige Ernährungsverhältnisse geboten haben.
Denn die durch solche abnorme Verhältnisse beeinflußten Pflanzen pflegen
Eigenschaften aufzuweisen, die sich nicht vererben, sondern die unter anderen
Verhältnissen sehr bald wieder verschwinden. Das Abschneiden der Aehren
aus den Stiegen oder auch schon aus den Garben ist aus den eben an
geführten Gründen nicht zu empfehlen, da man bei diesem Verfahren nicht
den Standort der betreffenden Pflanze kennt.
Die gesammelten Aehren wirft man in Säcke, in denen sie aus
gedroschen werden. Will man die Auslese des Saatkornes noch peinlicher
betreiben, so bediene man sich des von Professor Robbe in Tharand
empfohlenen Verfahrens, welcher anräth, den oberen Theil der Aehren
abzuschneiden und nur die mittleren und unteren Körner zur Aussaat zu
verwenden.
Das so gewonnene Saatgut ersten Ranges wird nun bei der Be
stellung auf abgegrenzten Feldstücken ausgesäet, und zwar die einzelnen
Körner auf etwa sechs Zoll Entfernung; das Saatfeld wird gut zurecht
gemacht, später häufiger gehackt und von jeglichem Unkraute rein gehalten.
Die Ernte, sowie der Erdrusch sind mit genügender Sorgfalt auszuführen;
auch bei der Aufbewahrung auf dem Schüttboden ist gründliche Sauber
haltung des gewonnenen Saatgutes nothwendig. Dies womöglich alljährlich
so gewonnene Saatgut dient nun zur Bestellung der Felder, welche in
ihren Erträgen weit über jene hinausgehen werden, die mit auf gewöhn
liche Weise gewonnener Saat besäet werden.
Entstehung des Guano und seine Bedeutung als Düngemittel.
(Mit Abbildungen.) (Nachdruck vorbehalten.)
Die Entstehung des Guano schildert Victor v. Scheffel in unver
gleichlich humorvoller Form in seinem „Guanolied", und wer hätte
nicht als Besucher der atmn mater oder einer landwirtschaftlichen Fach
schule nach der Melodie: „Ich weiß nicht was soll es bedeuten" sich an
den folgenden köstlichen Versen ergötzt:
Ich weiß eine friedliche Stelle
Im schweigenden Ocean,
Krystallhell schäumet die Welle
Am Felsengestade hinan.
Im Hasen da siehst dn kein Segel,
Keines Menschen Fußtritt am Strand.
Viel Tausend reinliche Vögel,
Sie hüten das reinliche Land.
Sie sitzen in tiefer Beschauung,
Kein Einz'ger versäumt seine Pflicht,
Gesegnet ist ihre Verdauung
Und siüssig, wie ein Gedicht.
Die Vögel sind all' Philosophen,
Ihr oberster Grundsatz gebeut:
Den Leib halt' allezeit offen,
Und alles Andere gedeiht.