Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1900 (1900)

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andere 34 g Kalk pro 1 ha erhielt. Die einzelnen Parcellen erhielten ihrerseits ver 
schiedene Gaben von Kainit, Knochenmehl und Superphosphat. Als Resultat ergab sich, 
daß durch die Kalkdüngung der Ertrag im Mittel aller Parcellen von 522 1 auf 924'7 kg 
gesteigert war. Da der Kalkgehalt auch in unserem Hopfenbau treibenden Mühlviertel 
bekanntlich ein sehr geringer ist und den für Netschemitz angegebenen Wert kaum er 
reichen dürfte, wird sich auch dort eine Kalkzufuhr für Hopfen gewiß lohnend erweisen. 
Obstessigbereitung aus Fallobst. Wie Aepfel, Birnen und Pflaumen überhaupt 
zur Obstessigbereitung zu benutzen sind, so läßt sich hierzu auch das Fallobst verwerten. 
Zu diesem Zwecke werden die Früchte zu Mus gestampft oder auch zerrieben, dann mit 
etwas Wasser versetzt in ein Faß gebracht und in diesem das Ganze der Gährung aus 
gesetzt, welche bei genügender Temperatur in 6 — 8 Tagen ihr Ende erreicht. Man setzt 
vielfach dem Obstmus vor der Gährung etwas Zucker zu, wodurch der Essig haltbarer 
wird, oder auch wohl ein tüchtiges Stück Krumme von Roggenbrot, welches zuvor in 
starkem Essig getränkt wurde; dadurch soll sich eben der in der Masse vorhandene Wein 
geist in Essig umbilden. Die gegohrene Flüssigkeit wird durch ein Tuch oder Sieb ge 
gossen und in das für die Essiggährung bestimmte Essigfaß gebracht, in welchem sie am 
besten mit etwas fertigem Essig versetzt, der Essiggährung unterworfen wird. Wesent 
lich ist eine genügende Temperatur, 29 — 320 R. während der Gährung; nur bei dieser 
ist auf vollen Erfolg zu rechnen. 
Auf dem Kornboden. Das Aufspeichern der frischen Körner geschieht 
zweckmäßig in der Weise, daß man das Getreide in Lagen von etwa 30 cm, Oelsamen 
und Hülsenfrüchte nur etwa halb so hoch, aufschüttet und erst nach vollständigem Trocknen 
der ersten Lage eine andere darauf bringt. Unerläßlich nothwendig ist es, das Getreide, 
auch das trocken eingebrachte, von Zeit zu Zeit umzuschaufeln, da es sonst einen 
schlechten Geruch annimmt, modrig und gar schimmelig wird. Bei bereits feucht ge 
wordenem Getreide läßt sich die Beseitigung des schlechten Geruches und das vollständige 
Trocknen durch Beimengen von Stücken ungelöschten Kalkes beschleunigen. — Ganz 
besonders jetzt habe man von Zeit zu Zeit nach dem Dach zu sehen und schadhafte 
Stellen sofort auszubessern. — Gegen Getreideschädlinge (Kornwurm, Erbsen- und 
Bohnenkäfer) ist Schwefelkohlenstoff, den man in flachen Gefäßen auf dem Speicher ver 
theilt, ein vortreffliches Mittel. Mäuse und Ratten vertilgt man durch ausgelegte Meer 
zwiebelblätter und Phosphorlatwerge. Ein vorzüglicher Ratten- und Mäusejäger ist das 
Wiesel. Katzen hält man ihrer Unreinlichkeit wegen besser vom Speicher fern. 
Dumpfigen Hafer kann man dadurch wieder brauchbar machen, daß man ihn 
mit frischem Holzkohlenpulver vermischt, gut umschaufelt und so eine Woche liegen läßt 
(jedoch nicht zu hoch aufgeschichtet). Er kann dann so, wie er ist, verfüttert werden, 
denn das Holzkohlenpulver schadet den Thieren nicht nur nicht, sondern übt sogar eine 
günstige Wirkung aus die Verdauung aus. 
Gegen Wühlmäuse. Wo sich Wühlmäuse im Garten, hauptsächlich in den 
Spargelanlagen zeigen, ist das Vergiften das beste Mittel. Man höhlt gelbe Rüben 
aus, streut weißen Arsenik oder Schweinfurter Grün hinein und verstopft die Oeffnung 
wieder. Diese vergifteten Möhren steckt man möglichst tief in die frischgewühlten Gänge 
und wiederholt das Verfahren, so oft sich frische Gänge zeigen. Auch auf Sellerie und 
Petersilie gehen die Wühlmäuse leicht. Der Maulwurf frißt nichts von diesem Köder. 
Fliegen im Stalle. Die besten und sichersten Fliegenvertilger sind nach Ansicht 
eines bautechnischen Fachmannes die Schwalben, deren Einnisten nach Möglichkeit durch 
Anbringung von Brettchen an der Decke unterstützt werden soll. Das massenhafte Auf 
treten der Fliegen wird durch in den Stall eindringendes, directes Sonnenlicht ge 
fördert. Liegt ein Stall sonnenseitig, so soll man die Sonnenstrahlen durch ein weit 
vorspringendes Dach oder einen dem Stalle vorgelegten gedeckten Gang abhalten. In 
nordseitig gelegenen Stallungen treten die Fliegen minder massenhaft auf.
	        
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