Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1900 (1900)

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Blut, angeregt wird. Die Ausbildung der einzelnen Körpertheile, der 
Knochen, Gliedmaßen, Gelenke, Muskeln und Sehnen wird durch die 
Uebung gefördert. A. Friedrich. 
Kniffe beim Pferdehandel. 
Der Pferdekauf ist für den Landwirt eines der schwierigsten Ge 
schäfte, und daher kommt es, daß zuweilen selbst erfahrene Praktiker einen 
Handel abschließen, der sich späterhin als nichts weniger als vortheilhaft 
erweist; ganz besondere Schwierigkeiten erwachsen dem Käufer durch die 
mannigfachen Kniffe, die unreelle Händler beim Losschlagen ihrer Ware 
anwenden. Nach dem „Prakt. Landwirt" sind die bekanntesten folgende: 
Die Händler stellen die Pferde in einen kellerartigen, dunklen Stall, 
machen ihnen Eisumschläge an den Hufen und tractieren sie mit der 
Peitsche. Kommen dann solche Pferde an das Tageslicht, so hüpfen und 
springen sie herum und täuschen so den Käufer bezüglich ihres eigentlichen 
Temperamentes. In gleicher Weise werden Pferde durch an den Absätzen 
des Führers oder Reiters angebrachte Schuhmacherahlen, ferner durch in 
den Hosen verborgene Eisenstäbe mit Spitzen, sowie durch einfachen Schenkel- 
druck beim Reiten ohne Sattel und Decke scheinbar fühlig gemacht und 
in höchste Erregung versetzt. 
Das Fettmachen der Pferde durch Fütterung mit arsenikhaltigen 
Stoffen, das Größererscheincnlassen, das Färben der Abzeichen, das Kleiner 
erscheinenlassen des Kopfes und der Ohren, das Verdecken eines soge 
nannten Hechtkopfes durch polnische Beschirrung mit recht viel Troddel 
u. s. w. sind weitere beim Pferdehandel vorkommende Kniffe. 
Beim Verkaufen eines Pferdes mit Dummkoller machen die Pferde 
händler oft Nadelstiche in die Ohren und Kronen der Hufe und verkaufen 
solche Thiere womöglich zu kälteren Jahreszeiten. Beim Dampfe geben sie 
dem Pferde Fett oder Butter ein; bei Mondblindheit erzeugen sie frische 
Augenentzündung, bei Stetigkeit führen sie dem stetigen meist ein besseres 
Pferd voraus; Krippensetzern streichen sie übelriechende Substanzen ans die 
Krippe. 
Oft kauft ein speculativer Händler ein gutes Pferd, bringt cs aber 
am nächsten Tage zurück, und zwar stocklahm. In solchen Füllen hat man 
in der Regel mit einer Schusterahle den Zellstrahl des Hufes durchbohrt 
und den Fleischstrahl verwundet. 
Der Landwirt gleicht sich im guten aus und zahlt eine Summe 
Geldes zurück. Nach zwei bis drei Tagen haben Eisumschläge das Ihrige 
gethan, und das Pferd geht wieder gut. 
Zu demselben Zwecke unterbindet der Händler mit einem feinen 
Draht die Krone des Hufes. Auch frißt ein verkauftes Pferd beim Händler 
nicht, weil ihm dieser die Zunge oder den Gaumen verwundet oder feine 
Holzkeilchen zwischen die Zähne getrieben hat; letzteres Mittel wird über 
dies auch benutzt, um das Krippensetzen zu verhindern. 
Der Händler kann auch künstlich den Dummkoller erzeugen, und 
zwar durch Bleikugeln, die in die Ohren gesteckt werden. Er macht ferner
	        
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