Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1900 (1900)

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Nebst dem Grasland verlangt kaum eine andere Cultur derart viel 
Feuchtigkeit zur freudigen Entwicklung als der Obstbau und im besonderen 
die Cultur des Apfels. Deshalb und infolge Fehlens dieser wichtigsten 
Vorbedingung ist gerade der Boden unter den Apfelbäumen und umsomehr 
mit Fallobst bedeckt, je trockener derselbe von Natur aus ist. 
Nicht nur zur Leitung der Nährstoffe in alle Theile, zum Ersätze 
der von der großen Blattoberstäche verdunsteten Wassermenge, sondern auch 
besonders zur Entwicklung der Früchte benöthigt der Apfelbaum ganz 
gewaltige Mengen von Wasser. Bestehen doch die Früchte der Apfel- und 
Birnbäume im Mittel ans 83% Wasser! 
Des Landwirtes Sorge muß es deshalb sein, nicht nur seine Obst 
bäume mit Nährstoffen zu versorgen, sondern ihnen auch die nöthige Feuchtig 
keit zuzuführen, um diese Nährstoffe in die einzig aufnehmbare gelöste 
Form überzuführen und denselben die Möglichkeit zur vollkommenen Aus 
bildung ihrer Früchte zu geben. 
Diesbezüglich wird im zeitlichsten Frühjahr vor dem Schmelzen des 
Schnees, besonders dann, wenn eine genügende Winterfeuchtigkeit nicht 
vorhanden, möglichst viel Schnee um die Stämme in die Baumscheiben 
angehäuft und wo thunlich sogar mittelst Laub, Strohabfällen oder Torf 
vor dem Schmelzen möglichst lange bewahrt. Dies bringt neben der späteren 
langsamen Abgabe von Wasser den Bäumen noch den weiteren Vortheil, 
daß die Vegetation zurückgehalten wird und die Blüte in eine circa 14 Tage 
spätere Zeit fällt, die für die Befruchtung stets günstiger ist. 
Um auch während des Sommers die Aepfelbüume möglichst vor einem 
Wassermangel zu bewahren, sollen nicht nur die Baumscheiben stets offen ge 
halten werden, sondern es wären, wo dies thunlich, auch noch Zulaufgräben 
anzulegen, um eine größere Menge Wassers um die Bäume zu sammeln. 
Dort aber, wo die Obstbäume auf einem Hange stehen und die Anlage 
eines Bassins oder kleineren Teiches, dessen Wasser von Zeit zu Zeit bei 
eintretender Trockenheit abgelassen und mittelst Graben den einzelnen 
Bäumen zugeführt wird, auf der Anhöhe möglich ist, sollte dies nicht ver 
säumt werden, da die Erfolge die nothwendigen Unkosten stets reichlich 
lohnen. Schließlich sollte die Wasserzufuhr dort, wo sie sich noch leichter 
als in oben angeführten Fällen durchführen läßt, niemals versäumt werden; 
es wird dies nicht nur die Menge des Fallobstes sehr reducieren, sondern 
auch die angesetzten Früchte zu einer bedeutenden Größe entwickeln lassen. 
Dr. Arthur M. Grimm. 
Zur Äuhucht des Kalbes. 
Von besonderer Wichtigkeit für das zu gebärende Kalb ist, daß das 
Mutterthier etwa 6 — 8 Wochen vor dem Abkalben nicht gemolken wird. 
Es wirkt dieses Trockenstehenlassen ganz hervorragend auf die normale 
Ausbildung des im Mutterleibe wachsenden Kalbes. Man gebe dem 
Mutterthier immerhin ein kräftiges, jedoch nicht voluminöses Futter, cs 
wird dadurch auch die bessere Ernährung des Kalbes gefördert. Einige 
Tage vor dem Abkalben wirke man durch leichtes und öfteres Strippen
	        
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