Volltext: Linzer Briefe 1876 (1876)

Zur „Hebung der Kleingewerbe.“ 
Die sichtbaren, Ursachen des Rückganges der Kleinindustrie 
liegen in einer Ueberproduktion oder richtiger im Mangel an ge— 
eigneten Absatzwegen, es wird nämlich in den Hauptarlikeln weit 
über den Bedarf hinaus erzeugt und nicht abzesetzt, nun liegen 
überall Vorräthe auf Jahre hinaus, und so lange die Vorräthe 
ausreichen, so lange muß die Produktion ruhen. Daher allerorts 
Geschäftsstockung. Das sind die sichtbaren Ursachen, die unsicht— 
baren Ursachen hingegen liegen etwas tiefer, und sind zunächst 
die Desorganisation des Handels, das rücksichtslose Vorgehen der 
Großindustrie und das Zurückbleiben der Kleinindüstrie hinter 
der Zeit.. 
Wer ein scharfes Auge für Beobachtung besitzt und einige 
Kenntnisse über die bewegenden Kräfte der allgemeinen Thätig— 
keiten der Menschen gesammelt hat, dem. wird es nicht entgaͤngen 
sein, daß der Handel der früheren Zeit, schon lange feinen impo— 
nirenden Character verloren, und größtentheils zur verschleißen— 
den Krämerei herabgesunken ist. Die Kaufherrn von' früher 
sind mit wenig Ausnahmen ausgestorben, um einem Nachwuchse 
Platz zu machen, für den leider selbst die Bezeichnung „Händ— 
ler“ noch zu bedeutend ist. Der Unternehmungsgeist geht 
hausiren, das Kapital auf die Börse, das Genie in's“ Comptoir 
des Banquiers; die eigentlichen Kräfte des Handels verlieren 
sich auf diese Weise in fremden Gebieten, so daß demselben nur 
mehr ein kleingeistiger Rest zur Verfügung steht. 
Von dem ist natürlich kein Heil zu erwarten. Da die 
geistige und materielle Kraft der Handelsthätigkeit den Rücken 
kehrten, so fehlten die nächsten Bedingungen zu ihrem ferneren 
Aufblühen, der gebildete Geist für große Unternehmuügen, und das 
zur Realisirung derselben nothwendige Kapital, in Jolge dessen 
der Handel immer mehr einschrumpfte, bis er ein unerträgliches 
Zerrbild einer Thätigkeit geworden, die sonst von weltbewegender 
Bedeutung war. 
Zunm Ungluück gesellte sich zu dieser rückschreitenden inneren 
Umwandlung des Handels, das wenig rücksichtsvolle Vorgehen der 
Großindustrie. 
Die großen Kapitalien, welche derselben nothwendig zu Ge— 
bote stehen, protegirten neue Ideen, neue Grundsätze und daͤrunter
	        
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