2
die sie für unser deutsches Volk in Österreich bietet.
Und gerade zu diesem Zwecke wurde die heutige Tagung
in diese alte deutsche Bergstadt Leoben einberufen,
die uns soeben durch den Mund ihrer Vertreter so
freundlich und gastlich willkommen hieß. Da ist nun
zunächst ein Umstand, der uns als ein Vorteil der
neuen Ordnung der Dinge erscheinen mutz, sofern wir
überhaupt den Absolutismus für unmöglich, eine
maßgebende Mitwirkung der Volksvertretung bei
Gesetzgebung und Staatsregierung für nötig halten.
Gerade dieser primitivsten Anforderung konstitutio¬
nellen Wesens entsprach aber das alte Kurienparla¬
ment nicht. Denn alt und schwach ist dieses Kurien¬
parlament gewesen, das wir beim nächsten Neumond
begraben werden. Es war zwar geschmückt mit dem
Schimmer hoher verfassungsmäßiger Würden, aber
des Szepters Macht hat es seit seiner ersten Stunde
entbehrt. Was es sprach, war oft der Vielklang zu¬
meist dissonierender kleiner Interessensphären, aber es
war nicht die dröhnende Stimme eines Volkes, die
aus ihm sprach. Und wenn wir uns fragen, ob denn
dies alte Parlament wirklich die Vertretung des Volkes
war, so müssen wir diese Frage verneinen, wenn wir
aufrichtig sind. Das neue Parlament wird
eine Volksvertretung sein. Und darum
wird sein Votum keine bloße Wohlmeinung sein, son¬
dern es wird vielleicht nicht im ersten oder zweiten
Jahve, aber gewiß in nicht zu ferner Zukunft ganz
andere Kraft haben: Die Kraft des Befehls.