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Die großen Schreib- und Druckbuchstaben.
Eine besondere Entwicklung ist hier nicht nothwendig; das
Zeichen wird einfach vorgeführt und dem entsprechenden kleinen
Buchstaben gegenübergestellt. Durch das Auftreten der Haupt
wörter gewinnt nicht nur die sachliche Behandlung der einzelnen
Leseübungen, sondern auch die sich anschließenden Sprachübungen
eine größere Ausdehnung.
Bei der Besprechung des Lesestoffes beachte der Lehrer wohl,
welche Wörter eine Vorbesprechung verlangen und welche nicht,
damit nicht durch einen zu ausgedehnten Anschauungsunterricht
das mechanische Lesen verkürzt werde.
In „sprachlicher” Beziehung wären folgende Momente zu
berücksichtigen: Die Großschreibung, der richtige Gebrauch des
Artikels, die Bildung der Mehrzahl, Einkleiden mancher Haupt
wörter in kurze, einfache Sätze, die Silbenzahl, Auflösen eines
Wortes oder einer Silbe in die Laute.
Auch kleine „Dictierübungen” können vorgenommen werden.
In erster Linie wird der Stoff aus der Fibel hieflir benützt. Es
können aber auch leichte Sätze, in welchen ein Hauptwort aus
der betreffenden Leseübung vorkommt, niedergeschrieben werden,
wenn in dem Satze nichts vorkommt, was den Schülern die richtige
Schreibweise erschwert oder unmöglich macht, also keine zusam
mengesetzten An- oder Auslaute, keine Dehnung oder Schärfung,
kein Umlaut. Bei dem ersten Großbuchstaben werden die Kinder
mit der Großschreibung vertraut gemacht. Der Lehrer weise dar
auf hin, dass jede Person, jedes Thier und jedes Ding einen Namen
hat. Er lasse sich solche Namen nennen und sage dann, dass man
die Namen der Personen, Thiere und Sachen mit einem großen
Anfangsbuchstaben schreibt. Ob die Schüler auch mit der
Bezeichnung „Dingwort” oder „Hauptwort” bekannt gemacht wer
den, ist nebensächlich. Die Hauptsache bleibt immer das richtige
Verständnis.
Nach dem ersten Satze, „der Daumen ist rein,” lernen die
Schüler, dass man auch nach einem Punkte einen Großbuchstaben
schreiben muss, wenn das betreffende "Wort auch nicht der Name
einer Sache ist. Später dehnt sich die Belehrung auch auf das Frage-
und Rufzeichen, sowie überhaupt auf das erste Wort eines Satzes aus.
Nach einer Reihe von Übungen mit Großbuchstaben treten
die Umlaute auf, und damit erschließt sich dem Lehrer ein neues
Feld für seine Thätigkeit: Die fleißige Übung der Umlautung.