Volltext: Prodrom einer Monographie der böhmischen Trilobiten

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In Bezug der von uns angenommenen Terminologie: bemerken wir nur, dass 
wir ausser der Stirnnaht und der genaueren und kritischeren Umschreibung der Wange 
keinen einzigen neuen Terminus’ einführten, den nicht bereits frühere Forscher gebraucht 
hätten. Wir. haben die »Sutura facialis« der älteren Forscher statt mit »Gesichtslinie« mit 
dem praktischeren »Surnnaht« übersetzt, indem der ältere Ausdruck gleichsam stets ein 
Sehorgan oder Auge bedingt, welches nicht stets vorhanden ist, während: unserer nichts 
anderes, als die Verbindungslinie der einzelnen Stücke der Schale des Kopfes anzeigt, und 
daher auch‘ da völlig wahr erscheint, wo kein Sehorgan nachgewiesen werden kann. _ 
Mit dem Namen »Wange« bezeichneten frühere Forscher alle. ausserhalb der Dor- 
salfurchen liegenden Kopfiheile zu beiden Seiten des Mittellappens. der Glabella; diese 
Wange älterer Forscher wurde sehr oft durch die Sutura facialis in zwei ungleiche Hälften 
getheilt, wo man bei den. Arten mit lockerer Nahtvereinigung. gewöhnlich. den: Theil ausser- 
halb der Sutura facialis vermisste, Wir nennen hier den ausserhalb der; Stirnnaht liegen- 
den. Theil der Schilder des‘ Kopfes »Wange«. und. die zu beiden Seiten der Glabella lie- 
genden, mit ihr festverwachsenen, durch keine Naht getrennten und nur durch. die. Dorsal- 
furchen getheilten. Seitenstücke betrachten wir als zur Glabella gehörig und. nennen sie 
»Seitentheile der Glabella« als Gegensatz. zu dem »Mittelstücke der Glabella,« 
Alle anderen Termini sind allbekannt, und bedürfen keinesweges mehr irgend einer 
Erläuterung... x 
In Bezug der Verwandtschaft der lebenden und der fossilen Arten bemerken wir, 
dass die Paradoxiden den Caligiden, die Bronteiden den Sphaeromiden, die Phacopiden 
den’ Seroliden, .die Odontopleuriden den Apus-Arten und die Härpiden den Arguliden zu- 
nächst verwandt sind, und namentlich letztere beiden besitzen analogen Kopfbau und fast 
gleiches Pygidium, so dass sie fast nur durch die Zahl der Leibringe und den Bau’ der 
Augen verschieden sind... Beide, die lebenden und fossilen Familien, ergänzen sich stets 
gegenseitig, und man kann bei kritischer Vergleichung einzelner Gattungen und der noch 
bei den fossilen Arten vorhandenen Organe oder deren Schalen. höchst bemerkenswerthe 
Analogien nachweisen. Uns gelangen solche durch Auffindung der zusammengesetzten Kiemen- 
füsse: der: Paradoxiden z. B. bei Conocoryphe Sulzeri (s. Taf. II. Fig. 9. b.), des Paradoxides 
Linnei (s. Taf. III. Fig. {4.b.c.) u.a. A.m., durch die Auffindung des Velum bei Bronteus cam- 
panifer (Taf. IV.. Fig; 30. b.) und der Gang- und Greiffüsse (s. Fig. 30. f.g. — e. d. c.), von 
welchen ersteren wir nur das letzte (£.), und vorletzte Fussglied (g.), obgleich verletzt gefunden 
haben, von letztern aber das. innere Scheerenglied (Fig. 30..c.) mit Andeutung des äusseren, das 
zweite und dritte Fussglied (Fig. 30. d. e.). aber vereinzelt, ohne einen wirklich nachweisbaren Zu- 
sammenhang. Nach dem Drucke der Tafeln aber. haben wir noch einen Saugnapf ander Un- 
terseite des Kopfschildes: von Paradoxides Dormitzeri entdeckt, welcher ausserordentliche Ähn- 
lichkeit mit dem Saugorgane des Argulus foliaceus hat. Darüber mehr in der Monographie. 
Von eigentlichem inneren Baue haben wir keine bestimmbaren Reste bisher aufge- 
funden, und nur die Trinucleus-Arten zeigen hin und wieder, wie schon Beyrich nachwies, 
Reste des geraden Magens und Darmcanales.
	        
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