Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 9 1931 (Folge 9 / 1931)

„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
Graz. Bezirksversammlung des Landesverbandes. 
Am Sonntag, den 29. März, fand in den Steinfel— 
der⸗Sälen unter dem Vorsitze des Kapellmeisters Herrn. 
Albin Laschalt die Gründung der Bezirksstelle Graz statt. 
Landesverbandsobmann Herr Hans Moder brachte 
ein ausführliches Referat über die Entstehung, Ziel und 
Zweck des Verbandes, wofür ihm reicher Beifall ge— 
zollt wurde. — 
Engnz besonders wurden die Ausführungen über das 
neue Musikergesetz und das leidige Kapitel Musikschutz 
von den zahlreichen anwesenden Musikern aufgenommen. 
Trotzdem eine große, Anzahl Berufsmusiker sowie 
Vertreter der Landesmusikschutzstelle der Versammlung 
heiwohnten, sprach Verbandsobmann Herr Hans Moder, 
ohne auf die fallenden Zwischenrufe zu achten, über diese 
beiden Kapitel weiter, und verwies die Zwischenrufer, 
ich nach dem Referate zum Worte zu melden. Die 
Musikschutzangelegenheit brauchte einen ziemlichen Zeit— 
raum, da der Redner den Kampf gegen den Musikschutz 
ankündigte durch Aufführungen tantiemenfreier Werke, 
deren jede Musikkapelle bis zu 50 Prozent im Archiv 
liegen hat. Daß die Handhabung bzw. Einhebung der 
Mulsikschutzgelder eine ungleiche ist, ja daß sogar über 
den festgesetzten Tarif hinaus eingehoben wird, konnte 
aus den Ausführungen des Herrn Kapellmeisters Krempl 
aus Graz sowie des Herrn Alois Köberl aus Gleis— 
dorf entnommen werden. Es wäre auch nun höchste Zeit, 
daß mit dem Musikschutz endlich Ordnung geschaffen 
werde und die Regierung dieses Urheberrechtsgeseß einer 
Reform unterziehe. 
Der Verwaltungsapparat ist viel zu groß und gehen 
den Komponisten sehr viele Gelder verloren. Aber jenen 
Musikerverbänden, welche diese Gelder bis zu 70 Pro— 
zent verdienen, versagt man von Seite der Gesellschaft 
der Autoren und Komponisten eine kleine Unterstützung, 
welche diese Gelder bestimmt für ihre alten Musiker ver— 
wenden würden, daher der Kampf unausbleiblich ist. 
Wie der Kampf geführt wird, werden alle Musiker und 
Musikkapellen noch rechtzeitig verständigt werden. Wir 
wollen nicht mehr roboten für eine gewisse Gruppe von 
—— 4 nur einen kleinen Teil hiefür Arbeit 
eisten.— 
Der Landesverbandsobmann Herr, Hans Moder 
konnte diese Details bis in das kleinste zergliedern 
und so die zahlreichen Besucher zufriedenstellen. 
Nach dem Referate meldete sich der Obmaupstell— 
vertreter des Grazer Berufsmusikerbundes zum Worte, 
welcher in seinen Ausführungen alles abzuschwächen ver— 
suchte, jedoch vom Verbandsobmann die richtige und 
treffende Antwort zurückbekam, wie es niemand erhofft 
hätte. Ebenso erging es den Vertretern der Landes— 
musikstele. —6 
Als Bezirksobmann wurde Kapellmeister Herr Hein— 
cich Krempl(Graz), zum Stellvertreter Kapellmeister 
Herr Albin Laschalt (Graz) gewählt. 
Zum Schlusse ermahnte der Herr Verbandsobmann 
noch alle Anwesenden, treu und fest zusammenzustehen, 
um den Aufbau des Bezirkes sowie des Verbandes rasch 
zu e r Vorsitzender Herr Albin Laschalt 
die gut besuchte Versammlung schloß. F. M. 
Weiz. Versammlung der Nicht⸗- und Nebenberufsmusiker 
Steiermarke⸗. 
Wir wurden um Aufnahme des folgenden ersucht: 
Ueber Einladung des Landesverbandes der Nicht- und 
Nebenberufsmusiker Steiermarks fand am Sonntag, den 
26. April, im Saale des Herrn Sallmutter in Weg— 
scheidebei Weiz eine Versammlung aller oststeirischen 
Kapellmeister und Obmänner von Musikvereinen statt. 
die nicht nur vom Bezirke Weiz, sondern auch aus den 
Bezirken Hartberg und Umgebung Graz erschienen waren. 
Herr Erkinger konnte im Namen der angehenden Be— 
zirksstelle über 50 Kollegen begrüßen. Landesverbands— 
obmann Herr Hans Moder aus St. Michael ob Leoben 
prach eingehend über Entstehung, Ziel und Zweck des 
Verbandes,. Musikschutzangelegenheiten und unsere zu— 
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ünftigen Aufgaben. Es folgten sämtliche Zuhörer mit 
rößtem Interesse den Worten des Redners. Besonders 
ei dem Thema „Musikschutz“ kam es zu erregten De— 
atten. Man konnte erkennen, daß hier die, wundeste 
Ztelle aller, Nichtberufsmusiker ist (unter diesen ver— 
teht man sämtliche Land- und Provinzstädte-Musik— 
apellen). Wären uns hier nicht die Landesverbände 
»on Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Kärnten vor— 
ildlich, und hätten sich diese Vertreter nicht so energisch 
ingesetzt und sich bei den Parlamentsvertretern vorstel— 
g, gemacht, so wäre vor zwei Jahren schon ein neues 
zesetz herausgekommen, des Inhaltes, daß nur solche 
Russker spielen dürfen, die entweder, dem Oesterreichi— 
hen Musikverband oder Union angehören, daß ferner 
in jedes Mitglied einer Musikkapelle nur 40 Schilling 
ihrlich an Mitgliedsbeiträgen zu zahlen hätte.“So aber 
purde die schon gefertigte Gesetzesvorlage vorderhand 
1die Schublade gelegt und soll über Drängen der 
zerufsmusiker wieder hervorgeholt werden. Jedermann 
»eiß aus Erfahrung, daß sämtliche Landmusiker nur 
us idealen, Gründen spielen, daß das ferner kaum so 
iel einträgt, wie zur Erhaltung und Nachschaffung der 
istrumente und Noten nötig ist. Jeder Landmusiker 
ellt sich selbstlss in den Dienst der Allgemeinheit. 
Aiese freie Musikausübung, die Volksgut geworden ist, 
zie über 100 Jahre schon besteht, soll nun, gänzlich 
us unseren Händen gerissen werden? Interessant war 
s, zu hören, daß rund zwei Drittel der Einnahmen 
es .„Musikschutzes“ aus den Spielen der Nichtberufs— 
tusiker kommen. Als die oben genannten Landesver— 
ände der Nichtberufsmusiker beim Musikschutz vorstel— 
gund bittlich wurden, um auch aus dem Weinberger— 
onds, der 30 Prozent vom Musikschutz bezieht, einen 
nteil für alte und hilfsbedürftige Musiker zu erhal— 
en, wurden sie vor die Türe gewiesen. Als Protest 
pollen nun die Landesverbände der Nicht- und Neben— 
erufsmusiker einwirken auf die Verbandskapellen, daß 
iese nur mehr tantiemenfreie Werke zur Auf— 
ührung bringen, mithin vollkommen unabhängig von 
dem Musikschutze sind. Natürlich wird da auch an die 
Leranstalter von Festlichkeiten mit der Bitte herange— 
reten werden, sich, daxein zu fügen; es sind schon 
Aterhandlungen mit Verlegern und Komponisten im 
VBege (Musikring); außerdem wird in Kürze an die 
zerbandskapellen ein Verzeichnis gelangen (laut Hinweis 
„»es Musikobmannes Herrn Posch von Birkfeld wird 
zemnächst auch in der Gastwirte-Zeitung ein solches 
rscheinen), das entweder die tantiemenpflichtigen oder 
reien Werke der Komponisten enthält. Aus den Sat— 
ingen des Landesverbandes konnte man ersehen, welch 
jemeinnützigen Zweck derselbe verfolgt. Es soll sich des— 
— 
ande anschließen. So hat, sich in Weiz sofort die Be— 
irksstelle für den politischen Bezirk Weiz gegründet, 
/er vorbereitende Ausschuß aus sechs Herren von den 
rei Bezirken wurde gewählt. Sämtliche anwesenden Ver— 
eter erklärten sich bereit, dem Verband als Mitglied 
rizutreten. Der Vertreter vom politischen Bezirke Hart— 
erg ersuchte den Verbandsobmann, auch im Bezirke 
artberg, einen Aufklärungsvortrag abzuhalten, was be— 
eitwilligst zugesagt wurde. Es wird, in Kürze an alle 
dapellmeister (Obmänner) des Bezirkes Hartberg ein 
dundschreiben ergehen mit dem Ersuchen, dann an dieser 
Zersammlung, teilzunehmen, um selbst vom Verbands— 
bmanne zu hören, wie es mit uns Nichtberufsmusikern 
egt und steht. So leicht werden wir uns dies bißchen 
reie Musikausübung, die ein Stück Volksgut ist, nicht 
ehmen Jlassen. Dieselbe ist mit unserem Volke zu innig 
erwurzelt; kann doch keine Festlichkeit gedacht werden 
„hne Erbauung durch Musik. Die Not zwingt uns 
ille, wir müssen zusammenstehen, Mann an Mann, 
im zu zeigen, daß wir Nichtberufsmusiker uns unser 
iltes Recht nicht nehmen lassen werden. Geschlossen wol— 
en wir gleich unseren Kollegen in Tirol, Kärnten, Salz— 
zurg, Ober⸗ und Niederösterreich dastehen. — 
Kapellmeister Kunber.
	        
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