Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 7/8 1931 (Folge 7/8 / 1931)

Alpenländische Musiker⸗ Zeitung! 
der Erde aus vorgedrungen ist. Wie Prof. Piccard er— 
zählt, herrscht dort oben ein ewig blauer Himmel. Der 
Mond ist dort oben am Tage so klar als weiße Scheibe 
sichtbar, wie bei uns herunten bei dunkler Nacht. Die 
registrierten Kältegrade betragen fast genau minus 50 
Grad Celsius. Als die Forscher den Ballon sinken lassen 
wollten, versagte die Betätigung des Gasventils am 
Ballon, so daß die beiden Forscher 16 Stunden lang in 
der Stratosphäre verweilen mußten. Mit der sinkenden 
Temperatur des Abends begann auch der Ballon zu 
sinken und nahm wieder den Weg zur Erdhe.... 
Alle Welt bangte um, das Schicksal der kühnen 
Forscher, his endlich die Kunde kam, daß sie nach einigen 
Kreuz⸗ und Querfahrten um 9 Uhr nachts im Gletscher— 
gebiet bei Gurglain Tirol glücklich gelandet waren. 
Gesund und wohlbehalten sind die beiden Forscher von 
einer Reise zurüchgekehrt, wie sie bisher noch keinem 
Sterblichen beschieden war. Der Ballon wurde durch 
Ingenieure und Monteure der Ballonfabrik Riedin— 
ger in Augsburg abmontiert und nach Augsburg ver— 
laden, die Gondel soll auf dem Gletscher bleiben, auf dem 
der Ballon niederging, als sichtbares Zeichen der ersten 
Fahrt von Menschen an die Schwelle des Weltalls. 
Was wird nun folgen? Soll der Traum des Schrift⸗ 
stellers Jules Werne wirklich einmal in Erfüllung gehen, 
daß Menschen sich loslösen von unserer Mutter Erde, um 
in Gehäusen, durch Explosivkraft getrieben, hinaufzusau— 
sen, in das Weltall und vielleicht gar auf irgendeinem 
Gestirn zu landen? So Unglaubliches wurde in. den letzten 
Jahrzehnten vollbracht, daß auch dies immer näher in den 
Bereich der Möglichkeit rücht. 
Seit wann gibts eine Sommerfrische? 
Schon im 17. Jahrhundert gingen die Bürger der 
Stadt Bozen gern in die „Frische“, wie uns berichtet 
ist; das heißt, sie verließen ihre Stadthäuser und quar— 
tierten sich in den umliegenden Dörfern ein, meist in 
einer Höhe, die den heißen Sommer erträglicher machte. 
Taher sagte man statt „Frische“ oft/auch deutlicher 
„Sommerfrische“. Tas Wort war im übrigen wohl eine 
Uebersetzung des italienischen „Refrigeria“, welches das 
nämliche bedeutete. Bis ins 19. Jahrhundert aber bliebl 
der Ausdruck auf Südtirol beschränkt. Erst als im Jahre 
1846 durch Steubs Buch „Drei Sommer in Tirol“ das 
Tiroler Land als Reiseziel in Aufnahme kam, ging das 
Wort über die Tiroler Grenzen hinaus, wurde zunächst 
in Süddeutschland, dann auch in Norddeutschland hei— 
misch Sn jener Zeit war die Sommerfrische“ die große 
Mode. Reisen kannte man damals noch nicht, wenigstens 
nicht zu Erholungszwecken. Statt dessen nahm man für 
ein paar Wochen Landaufenthalt, meist in unmittelbarer 
Näbe der Stadt. 
Bankgeschäfte im Altertum. 
In der Blütezeit des alten Reiches Babylon, das 
aus der Bibel bekannt ist und zwischen dem Euphrat 
und Tigris, also im heutigen Mesopotamien sich aus— 
breitete, herrschte hohe Kultur. Es darf also nicht ver— 
wundern, daß es dort auch regelrechte und sehr be— 
deutende Bankhäuser gab, die sich mit ganz großzügigen 
Bankgeschäften befaßten. Aus Ausgrabungen, die in 
neuerer Zeit vorgenommen wurden, ist ersichtlich ge— 
worden, daß die Bankhäuser Egibi und Murascho im 
7. Jahrhundert v. Chr. in der Riesenstadt Babylon 
eine große Rolle spielten: sie wechselten Geld, liehen 
es gegen Zinsen und Sicherheit aus, übernahmen Ein— 
lagen, belehnten Waren usw. Obwohl Babylon be 
deutenden Handel trieb, war großer Mangel an Gold 
und Silber im Lande. Da jedoch Steuern und Zölle 
nur in Edelmetall bezahlt werden durften, war fast 
jeder auf die Hilfe der Banken angewiesen. Jedes 
Geschäft, das abgeschlossen wurde, wurde sorgfältig auf 
einem — Ziegelsteinplättchen gebucht und mit 
dem Siegel der Kontrahenten und der Zeugen versehen. 
die Ziegelsteinplättchen wurden numeriert und in Ton— 
rügen verwahrt. Zeugen oder Vertragschließende, die 
ein besonderes Handzeichen (als Unterschrift) besaßen, 
rägten ihren — Daumenabdruck in die noch 
euchte Tonplatte. Man sieht hieraus, daß wirklich 
illes schon einmal dagewesen ist: sogar das System 
der Fingerabdrücke zum Zwecke der Feststellung einer 
Verson, auf das wir so furchtbar eingebildet sind. 
In den Ziegelblättchen-Sammlungen der Bankhäuser 
zgibi und Murascho fand man Mietverträge, Heirats— 
ontrakte, Lehrlingsbriefe, Quittungen über Kauf, Ver— 
auf und Tausch von Häusern und Grundstücken und 
zieles andere noch. Besonders interessant ist die Tat— 
sache, daß, weil die Ziegeltäfelchen nicht viel größer 
varen als unsere Visitenkarten, die darauf verzeich— 
neten geschäftlichen Vorgänge / in stark gekürzter Form 
riedergeschrieben sind, woraus man ersehen kann, daß 
»s damals, also sieben Jährhunderte ehvor Christus 
iebte, auch schon eine — Kurzschrift gegeben hat. 
Decknamen — und was dahinter steckt. 
Eine ganze Reihe Namen sind in der letzten Zeit be— 
annt geworden, die uns exotisch anmuten oder unter denen 
vir einen Menschen kennen lernten, der Hervorragendes 
zollbrachte. Niemand kannte vorher den Namen, irgend— 
vo tauchte er in Verbindung mit irgend einer Leistung 
— einem literarischen Werk, einem Theaterstück, einem 
Film usw. — auf und haftet seitdem in unserem Gedächt— 
nis. Diese Namen sind aber keineswegs immer die wiru 
lichen Familiennamen! Erinnert sei nur an das Rätsel— 
raten um Ferdinand Bruckner, der sich nach langer, erfolg— 
leicher Periode seiner Wecke erst als „Tagger“ entpuppte. 
Aehnlich war es mit Erich Maria Remarque, der einen 
Adelstitel gelauft hat und in Wirklichkeit Erich Paul 
Remarl heißt.— 
Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Persönlichkei— 
ten, deren Jamilienname unbekannt, deren Deckname aber 
so gut wie berühmt geworden ist. Hieher gehören die 
Filmgrößen wie Pola Negri, die Appolonia Chalupetz in 
Wirklichkeit heißt, hierher gehören ferner Joe May, der 
nit Familiennamen Josef Mandl hies, Paul Morgan — 
Norgenstern, Metiane Ley — Levy, Fritz Kortner — Cohn, 
Lurt und Ilse Vois hießen Boas, Richard Oswald — 
Irnstein, Grit Hegesa — Grete Schmidt. Auf anderen Ge— 
hieten traten Rodo-Roda hervor, der Sandor Rosenfeld 
Jeißt. Alfred Kerr, der Kritiker des Berliner Tageblattes, 
hieß Kemner, Moissi — Moses, Emil Ludwig — Cohn, 
Heinz Hull — Ullestin oder Wollstein, Ernst Otto hieß 
urt W Otto Ernst Schmidt, Max Adalbert — Max 
rampf. 
Anzeigenpreise für das Musikerjahrbuch 1931 
cceeeinschließlich aller Steuern.) 
1. Anzeigenteil. —— 
Für eine Ganzseit 8380.- 
Für eine Halbseiititiee 880.— 
Für eine Biertelseiite 3 30. 
Für eine Achtelseite — 3 20. 
Für eine Gaststaͤttenanzeige 9 8.10. 
2. Textteil. . 7.. 
Für die einmal gespaltene Textzeile (Borgi“ 82— 
Für jede Anzeige aus dem Anzeigenteil wird bei 
Einschaltung im Textteil ein S00iger Aufschlag 
berechnt.— 5 
Platzbestimmung wird nach Waßgabe berücksichtigt. 
Angefangene Zeilen gelten als voll. Die Ankündigungs— 
zebühr ist sofort nach Vorlage der Rechnung zu be— 
zahlen. Tarifänderungen bleiben vorbehalten. Mündliche 
Vereinbarungen sind ungültig. Aufträge können von der 
Verwaltung ohne Grundangabe zurückgewiesen werden
	        
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