Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 4 1931 (Folge 4 / 1931)

„Alpenländische Musiker-Zeitung““ 
Solgende Geschichte aus dem 17. Jahrhundert wird 
erzählt: Der 62jährige Förster F. aus Solmhofen wollte 
einen jungen Hasen bei sich aufgezogen und von ibm 
etliche Eier gelegt erhalten haben. Dies ward als eine 
sehr seltene Begebenheit und große Rarität dem Fürsten 
borgetragen, worauf er befahl, daß der Förster den Hasen 
nebst den Eiern einliefern und über die Sache zu Proto— 
boll vernommen werden sollte. Er gab beim fürstlichen 
Jagdsekretariat an, daß er das Tier anno 1755 auf einem 
Kirchweihgange unterwegs an einer Eiche gefangen und 
zu Haue mit Getreide groß gezogen habe. Es sei so groß 
wie eine Häsin in der Wildnis geworden und habe im 
folgenden Frühlingsmonat ein Ei, so groß wie ein 
Hühnerei gelegt. Im Jahre 1757 habe es im März und 
April das 2. und 3., und im folgenden Jahre, um dieselbe 
Zeit, das 4. und 5. Ei gelegt. Die vier letzteren seien ganz 
rund gewesen. Von diesen fünf Eiern habe eins der Her— 
Reichs⸗Erbmarschall Graf von, Pappenheim geöffnet, worin 
nichts als weißes Wasser drin gewesen sei, eins hab⸗ 
der Forstmeister bekommen und drei seien nebst der Häsin 
abgeliefert. Der Vorgenommene war bereit, seine Aus— 
sage eidlich zu erhärten, falls man es verlange. 
Verlobung mit dem Ofsterhasen. 
Wenn er an, seinem Schreibtisch saß, konnte er den 
ganzen Garten übersehen, der sich an das angrenzende 
Haus des Herrn Kanzleirates Richter anschloß Und er 
hatte oft, sehr oft sogar, an seinem Schreibtisch gesessen 
— der junge Herr Doktor der Zahnheilkunde, Fritz Larfen. 
Seine Praxis ließ ihm ja auch vorläufig noch genügend 
veit dazu, Leider! Oder vielmehr: Gott sei Dank; denn es 
lohnte sich schon, am Fenster zu sitzen und die Blicke hin 
überschweifen zu lassen, nach des Nachbars Garten; Vort 
tauchte nämlich täglich einige Male ein weibliches Wefen 
auf, das wohl geeignet war, männliche Blicke besonders 
zu fesseln: Kanzleirats Ursel. Lachende Augen, blau tie 
wie ein Bergsee, goldschimmernde Flechten ums zierliche 
Köpfchen, und wie ein Reh — die schlanke, mit tadellosen 
Beinen versehene Gestalt ! Um Fritz Larsen wars jeden— 
falls schog geschehen, als ex Ursel das erste Mal erblickte, 
damals, als er kurz nach Eröffnung seiner Prarxis in der 
Liedertasel“ zu Gaste war. Leider hatte er dort nur drei 
Tänze von ihr ergattern können. Aber wenige Tage 
später war sie als Patientin bei ihm ers chienen, geplagt 
von bösen Zahnschmerzen. Ach, wie weh hatte es ihm dock 
getan, ihr weh tun zu müssen beim Plombieren! Aber 
herrlich war es gewesen, sie als Arzt immer und immer 
wieder und noch einmal zur Sprechstunde bestellen zu 
dürfen. Doch als er sie — ihre Beißerchen waren längst in 
Ordnung! — das vierzehnte Mal bestellen wollte, lief 
sie in holder Verwirrung stumm aus dem Sprechzimmer 
und kam nicht wieder! Sie hatte ihn durchschäut! — 
Wohl hatte sie nachher seine Grüße erwidert, wenn er 
am Fenster saß, und sie drüben im Garten den Futter⸗ 
platz ihrer géfederten Freunde versorgte und Harras, 
der Schäferhund, sie umtollte; aber weiter war leider 
noch nichts geschehen . 
Doch morgen war Ostern! Ostersonntag! — Pro— 
gramm: Energischer Vorstoß ins „feindliche Lager“! Wenn 
sie früh, wie immer, mit Harras zum Futterhäuschen 
fommen sollte, würde sie dort ein riesiges Osterei vorfin 
den! Der Osterhase, d. h. Herr Dr. Fritz Larsen, wollte 
sich schon am frühen Morgen über die Grenzmauer schwin— 
gen und das Osterei höchstselbst ins Futterhäusl legen“! 
Im Ei natürlich, inmitten der süßen Füllu ng, sollbe sich 
eine Ueine zarte, poetische Widmung befinden! — 
Noch hatten von den bunten Krokusblüten nur wenige 
ihre Kelche geöffnet, und Tau glißzerte im schüchtern spros— 
senden Rasen. Die ersten Sonnensttahlen schossen am 
Firmament hoch. Da stand Fritz Larsen schon im Rich— 
terschen Garten und baute mit bebenden Händen sein 
Osterei auf — g'rad unter das Dach des Futterhäusels 
Verwundert äugte ein Fink auf sein Tun vom Baume 
herunter. — — 
Da, eben als Larsen zwei Schritte zurücktrat, um sein 
heimliches Werk wohlgefällig zu prüfen, flog die Hinter— 
ür des Hauses auf und — Harras stürmte heraus! Viel 
eitiger, als an jedem anderen Morgen! Und jeßgt, jetzt 
jatte er auch den „Osterhasen“ entdeckt! Ein Satz — 
ind mit wütendem Gebell hatte er den Eindringling ge— 
sttellt; keinen Schritt konnte Larsen mehr tun, weder vor⸗ 
ioch rückwärt. — 
Aus einmal — Larsen fühlte sich erblassen. Eine 
helle Stimme rief: „Harras, hieher!“ Und an der Türe 
stand — Ursel, herrlich umflossen vom rosigen Früh— 
licht, selber ein Sonnenstrahl!!;; 
Und dann stand sie vor ihm, den Hund am Halsband, 
and hörte seine⸗Beichte. Immer tiefer wurde das Rot 
ihrer Wangen. Und immer tiefer senkte sie das Köpfchen. 
Denn aus Larsens Beichte wurde ein Geständnis! Auch 
harras wunderte sich nicht wenig, als plötzlich der Fremde 
eine beste Freundin in die Arme nahm und beide sich 
küßten, als wäre die Welt um sie versunken... 
Ein halbes Stündchen später suchte der Herr Kanzlei— 
rat seine Gattin in der Küche auf und meldete verschmitzt: 
„Nu, rate mal, mit wem sich eben unsere Ursel verlobt 
hat?!“ Und als er von der völlig Sprachlosen keine Ant— 
D Fhielt, schmetterte er lustig: „Mit dem — Oster— 
asen!“ 
Allerlei Kleinkram 
Adelina Patti, die gefeierte Pariser Sängerin, war 
eine Schülerin Gioachino Rossinis. Sie stellte jedoch bei 
den Proben den Weister nicht immer zufrieden. Als ihr 
Ztern im Aufgehen begriffen war, verpflichtete der kunst— 
ebende Finanzminister Poͤreire sie einst zu einer Sodiree. 
Zie sang eine Arie aus dem „Barbier von Sevilla“. 
Als sie geendet hatte, ertönten lJaute „Dakapo“-Rufe. 
Da auch Poreire aufmunternd nickte, wiederholte sie 
hren Vortrag.. 5.. 
Beim Abschied überreichte der Finanzminister der 
Sängerin mit Worten des Dankes eine Tausendfranken— 
Note. Lächelnd besah sie den Schein und sagte dann leise: 
„Es war aber ,Dakapo' 
Der Minister griff schmunzelnd in die Tasche und 
gab ihr einen zweiken Tausende.. — 
Sreudestrahlend eilte sie zu Rossini und erzählte 
ihm von ihrem großen Erfolgg... 
Der MWeister nickte gleichgültig: Das ist gut, mein 
Fräulein, mit diesem Gelde werden Sie hoffentlich end— 
lich richtig singen lernen“ — 
Der Musikantengeneral. 
Im Dahre 1777 berief der König Gustav III. von 
Schweden auf Empfehlung seines Gesandten in Dres⸗ 
den, Grafen Löwenhjelm, den kursächsischen Kapellmeister 
Aaumann nach Stockholm, damit er dort ein Orchester 
leite und einübe. Naumann folgte dem Rufe um so 
lieber, weil er damals durch den Bau eines Hauses in 
Blasewitz bei Dresden in Schulden geraten war. Als er 
in der schwedischen Hafenstadt ankam, hielt ihn am 
Tore der wachthabende Unteroffizier an. * 
„Hat Er einen Paß 
Aaumann wies ihn vorr. 
„Was ist Ereeee — 
— — * sächsischer Kapellmeister nach Stockholm 
„Kapellmeister? Was ist das??: J 
„Vun ein Mann, der ein Orchester dirigiert.“ 
„Das verstehe ich nicht, drückt Euch deutlicher aus!“ 
Wirb für die Musiker-Zeitung“!
	        
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