Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 2 1931 (Folge 2 / 1931)

„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
„Madame Butterfly“‘“ in Tokio durchgefallen. Eine 
apanische Operngesellschaft machte den interessanten Ver— 
such, Puccinis „Madame Butterfly“ in japanischem Stil 
in Tokio aufzuführen. Die Ausländer-Rollen wurden 
zur schärferen Kontrastwirkung von deutschen und eng— 
lischen Künstlern gesungen. Die japanische Presse ver— 
hielt sich indessen fast ganz ablehnend. Bezeichnender— 
weise weniger gegen das Libretto als gegen die Musik, 
die als aufdringlich und überlaut bezeichnet wurde, und 
gegen die sich die dünnen japanischen Singstimmen nicht 
durchsetzen konnten. 
Toscanini wieder in Bayhreuth. An Stelle von Dok— 
tor Karl Muck, der aus gesundheitlichen Rücksichten seine 
Bayreuther Tätigkeit aufgeben muß, wird Arturo Tos— 
canini neben dem „Tannhaͤuser“ auch den „Parsifal“ diri— 
gieren. Musikalischer Leiter des Ringes bleibt Karl El— 
mendorff. 
Richard Strauß'“ Zulunftspläne. Richard Strauß ab— 
solviert gegenwärtig das letzte Jahr seiner vertraglichen 
Tätigkeit an der Wiener Staatsoper. Der Künstler wird 
auch nach dem Ablaufe seines Vertrages sein Wiener 
Haus beibehalten. Allerdings plant er, im nächsten Win— 
ter nur vorübergehend in Wien Aufenthalt zu nehmen. 
Er will sich ein Jahr lang in seine Villa in Garmisch— 
Partenkirchen zurückziehen, um sich dort, ungehemmt von 
Disziplinarverpflichtungen, ausschließlich seinen kompost— 
torischen Arbeiten widmen zu können. 
Ernst v. Dohnanhi, der bekannte Budapester Kla— 
viervirtuose und Komponist, ist zum Generalmusikdirektor 
des ungarischen Rundfunks ernannt worden. Dohnanhi 
ist auch im salzburgischen Musikleben eine geschätzte Er— 
scheinung. I 
WMarie Baumahr, eine anerkannte Wiener Klavier— 
pädagogin, die dem Kreise um Brahms zugehörte, ist in 
Wien im Alter von 80 Jahren gestorben. 
Eine Ehrung des letzten Warinekapellmeisters. Aus 
Bregenz wird uns geschrieben: Seit dem Zusammenbruch 
der Monarchie verbringt der letzte Kapellmeister der 
österreichischen Kriegsmarine, Franz Jaksch, seinen Le— 
bensabend in der Stadt Bregenz, wo der alte Herr zu 
den stadtbekannten Persönlichkeiten zählt. Da er in die— 
sem Dahre den 80. Geburtstag begeht, veranstaltet die 
Alpenjägermusik in Bregenz für 17. Aänner einen 
„Jaksch-Abend“, der ausschließlich Kompositionen des 
Jubilars bringen wird. An diesem Festabend tritt Frz. 
Jaksch nach langen Zahren wieder an das Rampenlicht 
der Oeffentlichkeit, um seine eigenen Werke zu dirigieren. 
Außer vielen Liedern und Violinsonaten stammen von 
Jaksch die Opern „Abelino“ und „König Mai“. „Abelino“ 
wurde von der Mailänder Scala angenommen, aber mit— 
ten in der Einstudierung brach der Krieg aus und Jaksch 
mußte die Oper zurückziehen. Bekannt wurde ein Trio 
für Bläser, das wiederholt von den, Wiener Philharmo— 
nikern aufgeführt worden ist.... 
Josef Bernauer — siebzig Jahre alt. Der Präsident 
der österreichischen Musiklehrerschaft, Landesgruppe Obev— 
zsterreich, vollendet am 18. Februar sein siebzigstes Le— 
bensjahr. Seine Wiege stand in Kager-Reutern; als 
Knabe kam er ins Stiftskonvikt nach Lambach, besuchte 
dann den Vorbereitungskurs der Lehrerpräparandie in 
Linz und 1876 bis 1880 die Lehrerbildungsanstalt da— 
selbst. Nach Erlangung des Reifezeugnisses kam er an 
die Volksschulen nach Schwertberg, Perg, Schenkenfelden 
und UArfahr. Im Dahre 1910 kam der Jubilar an die 
Lehrerbildungsanstalt nach Troppau als Hauptlehrer für 
die Musikfächer, wo er bis einschließlich 1919 verblieb. 
Daneben wirkte er als Sesangcadaaoge an der dor— 
tigen Realschule und versah den Dienst als Organist beim 
Schulgottesdienst. Nach dem Kriege kam Bernauer an die 
Bundes⸗Lehrer⸗ und Lehrerinnenbildungsanstalt nach 
Linz, wo er bis zu seiner Versetzung in den dauernden 
Ruhestand verblieb. 1923 wurde er, mit dem Titel eines 
Schulrates, 1930 mit dem eines Regierungsrates ausge— 
zeichnet. Mehrere Dahre hindurch war er Choörmeister 
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im musikpädagogischen Verbande. Als Komponist auf 
zeistlichem und weltlichem Gebiete errang er Erfolge 
nit deutschen Singmessen, einem Requiem, Liedern, Chö— 
rꝛen und Charakterstücken. Die Musiklehrerschaft ist ihm 
zu großem Dank verpflichtet. * 
Wiederaufbau des Konzertwesens. In Berlin hat 
ürzlich eine große Versammlung stattgefunden, an der 
ahlreiche konzertgebende Künstler in Anwesenheit eines 
reiten, musikinteressierten Publikums über Lage und Zu— 
unft des deutschen Musik- und Konzertlebens berieten. 
Unter dem Druck der wirtschaftlichen Not haben sich 
ahlreiche Konzertgeber in einem „Deutschen Konzertge— 
»erbund“ vereinigt. Man will dem weiteren Schrumpfen 
»es Konzertwesens u. a. durch Abbau der Eintrittspreise 
hegegnen. 
Die weltberühmte Kirchenmusik in der Augustiner— 
irche in Wien wird aufgelassen werden, da die Geld— 
nittel für den Kirchenchor nicht vorhanden sind. Chor— 
dirigent Christian Eder bezieht zwar wie vor dem Kriege 
iur 600 Kronen jährlich, also jetzt 6 Groschen, doch will 
hm der Pfarrprovisor jetzt auch für die übrigen Mit— 
oirkenden nur ganz unzureichende Honorare bewilligen. 
Sr begründet dies damit, daß die geringe Anteilnahme 
der Bevölkerung an den Hochämtern deutlich beweise, 
»aß sie nicht das nötige Interesse an dem Weiterbeste— 
»en der Kirchenmusik habe. 
Eine amerilanische Bruckner-Gesellschaft. Am 5. Jän⸗ 
ner fand in Neuyork die Gründung einer amerikanischen 
Bruckner-Gesellschaft statt, die sich als Sektion Neuyork 
der Internationalen Bruckner-Gesellschaft eingliedern wird. 
Der in den Meuyorker Blättern erschienene Aufruf hat 
zahlreiche Anmeldungen aus ganz Amerika gebracht. Den 
VBorsitz hat Miß Lemiere übernommen, welche über ein 
Symphonie-Orchester verfügt, das unter der Leitung des 
bekannten Dirigenten Bodanzky steht. Die „Bruckner— 
Blätter“ werden demnächst schon einige Seiten in eng— 
ischer Sprache bringen. Die neugegründete Sektion Neu— 
)ork wird auch eine Geldsammlung zugunsten der 
Bruckner-Orgel in St. Florian einleiten. Die Bundes— 
eitung des oberösterreich. Bruckner-Bundes bittet aus 
diesem Anlaß auch die europäischen Bruckner-Freunde um 
veitere Geldspenden für den Orgelfonds, damit der KRest 
der Kosten für die Wiederherstellung, welche noch unge— 
fähr 25.000 Schill. betragen, hereingebracht werden kann. 
Die „Ravag“ bekommt ein Rundfunkorchester. Die 
neisten europäischen Rundfunkgesellschaften haben eigene 
RKundfunkorchester. In Wien wollte man bei den vie— 
en guten Musikkapellen, die dort vorhanden sind, kein 
igenes Rundfunkorchester errichten, um eben diese Mu— 
ikkapellen abwechselnd beschäftigen zu können. Nunmehr 
vill die „Ravag“ aber doch darangehen, sich ein eigenes 
Irchester zu bilden, dessen Grundstock das Wiener Sym— 
honieorchester sein wird, das 90 Mitglieder zählt. Das 
kundfunkorchester der „Ravag“ soll aber auf 150 Mann 
gebracht werden. 5 
Gegen mechanische Kirchenmusil. Der Leiter des Mün— 
hener Domchores Professor L. Berberich wendet sich in 
»er Monatsschrift der Münchener Theatergemeinde ge— 
zjen die Bestrebungen, die Schallplatte in der Kirche 
einzuführen und damit Kirchenmusik zu mechanisieren. 
Wenn Kirchenmusik von der Schallplatte aufgenommen 
verde, so könne das nur für die Familie, aber niemals 
ür die Kirche bestimmt sein. Ein Kirchenmusiker könne 
riemals die Mechanisierung der Kirchenmusik zugeben. 
Volle man die Kirchenmusik abschaffen oder mechani— 
ieren, dann würde man viel Idealismus zu Grabe 
ragen, dann werde es auch mit der Freude an ge— 
anglicher, und musikalischer Ausbildung auf dem Dorfe 
zu Ende sein und auf die mechanisierte Kirchenmusik 
verde schließlich auch die Predigt-Platte folgen. Der 
Thorgesang sei nicht Konzert, sondern Gebet. Der Chor 
sei zu allen Zeiten ein liturgischer Bestandteil des Got— 
tesdienstes gewesen. Es sei die altchristliche Praxis, daß 
die Musik aus den Gläubigen kommen muß.
	        
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