„Alpenländische Musiker-Zeitung“
„Madame Butterfly“‘“ in Tokio durchgefallen. Eine
apanische Operngesellschaft machte den interessanten Ver—
such, Puccinis „Madame Butterfly“ in japanischem Stil
in Tokio aufzuführen. Die Ausländer-Rollen wurden
zur schärferen Kontrastwirkung von deutschen und eng—
lischen Künstlern gesungen. Die japanische Presse ver—
hielt sich indessen fast ganz ablehnend. Bezeichnender—
weise weniger gegen das Libretto als gegen die Musik,
die als aufdringlich und überlaut bezeichnet wurde, und
gegen die sich die dünnen japanischen Singstimmen nicht
durchsetzen konnten.
Toscanini wieder in Bayhreuth. An Stelle von Dok—
tor Karl Muck, der aus gesundheitlichen Rücksichten seine
Bayreuther Tätigkeit aufgeben muß, wird Arturo Tos—
canini neben dem „Tannhaͤuser“ auch den „Parsifal“ diri—
gieren. Musikalischer Leiter des Ringes bleibt Karl El—
mendorff.
Richard Strauß'“ Zulunftspläne. Richard Strauß ab—
solviert gegenwärtig das letzte Jahr seiner vertraglichen
Tätigkeit an der Wiener Staatsoper. Der Künstler wird
auch nach dem Ablaufe seines Vertrages sein Wiener
Haus beibehalten. Allerdings plant er, im nächsten Win—
ter nur vorübergehend in Wien Aufenthalt zu nehmen.
Er will sich ein Jahr lang in seine Villa in Garmisch—
Partenkirchen zurückziehen, um sich dort, ungehemmt von
Disziplinarverpflichtungen, ausschließlich seinen kompost—
torischen Arbeiten widmen zu können.
Ernst v. Dohnanhi, der bekannte Budapester Kla—
viervirtuose und Komponist, ist zum Generalmusikdirektor
des ungarischen Rundfunks ernannt worden. Dohnanhi
ist auch im salzburgischen Musikleben eine geschätzte Er—
scheinung. I
WMarie Baumahr, eine anerkannte Wiener Klavier—
pädagogin, die dem Kreise um Brahms zugehörte, ist in
Wien im Alter von 80 Jahren gestorben.
Eine Ehrung des letzten Warinekapellmeisters. Aus
Bregenz wird uns geschrieben: Seit dem Zusammenbruch
der Monarchie verbringt der letzte Kapellmeister der
österreichischen Kriegsmarine, Franz Jaksch, seinen Le—
bensabend in der Stadt Bregenz, wo der alte Herr zu
den stadtbekannten Persönlichkeiten zählt. Da er in die—
sem Dahre den 80. Geburtstag begeht, veranstaltet die
Alpenjägermusik in Bregenz für 17. Aänner einen
„Jaksch-Abend“, der ausschließlich Kompositionen des
Jubilars bringen wird. An diesem Festabend tritt Frz.
Jaksch nach langen Zahren wieder an das Rampenlicht
der Oeffentlichkeit, um seine eigenen Werke zu dirigieren.
Außer vielen Liedern und Violinsonaten stammen von
Jaksch die Opern „Abelino“ und „König Mai“. „Abelino“
wurde von der Mailänder Scala angenommen, aber mit—
ten in der Einstudierung brach der Krieg aus und Jaksch
mußte die Oper zurückziehen. Bekannt wurde ein Trio
für Bläser, das wiederholt von den, Wiener Philharmo—
nikern aufgeführt worden ist....
Josef Bernauer — siebzig Jahre alt. Der Präsident
der österreichischen Musiklehrerschaft, Landesgruppe Obev—
zsterreich, vollendet am 18. Februar sein siebzigstes Le—
bensjahr. Seine Wiege stand in Kager-Reutern; als
Knabe kam er ins Stiftskonvikt nach Lambach, besuchte
dann den Vorbereitungskurs der Lehrerpräparandie in
Linz und 1876 bis 1880 die Lehrerbildungsanstalt da—
selbst. Nach Erlangung des Reifezeugnisses kam er an
die Volksschulen nach Schwertberg, Perg, Schenkenfelden
und UArfahr. Im Dahre 1910 kam der Jubilar an die
Lehrerbildungsanstalt nach Troppau als Hauptlehrer für
die Musikfächer, wo er bis einschließlich 1919 verblieb.
Daneben wirkte er als Sesangcadaaoge an der dor—
tigen Realschule und versah den Dienst als Organist beim
Schulgottesdienst. Nach dem Kriege kam Bernauer an die
Bundes⸗Lehrer⸗ und Lehrerinnenbildungsanstalt nach
Linz, wo er bis zu seiner Versetzung in den dauernden
Ruhestand verblieb. 1923 wurde er, mit dem Titel eines
Schulrates, 1930 mit dem eines Regierungsrates ausge—
zeichnet. Mehrere Dahre hindurch war er Choörmeister
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im musikpädagogischen Verbande. Als Komponist auf
zeistlichem und weltlichem Gebiete errang er Erfolge
nit deutschen Singmessen, einem Requiem, Liedern, Chö—
rꝛen und Charakterstücken. Die Musiklehrerschaft ist ihm
zu großem Dank verpflichtet. *
Wiederaufbau des Konzertwesens. In Berlin hat
ürzlich eine große Versammlung stattgefunden, an der
ahlreiche konzertgebende Künstler in Anwesenheit eines
reiten, musikinteressierten Publikums über Lage und Zu—
unft des deutschen Musik- und Konzertlebens berieten.
Unter dem Druck der wirtschaftlichen Not haben sich
ahlreiche Konzertgeber in einem „Deutschen Konzertge—
»erbund“ vereinigt. Man will dem weiteren Schrumpfen
»es Konzertwesens u. a. durch Abbau der Eintrittspreise
hegegnen.
Die weltberühmte Kirchenmusik in der Augustiner—
irche in Wien wird aufgelassen werden, da die Geld—
nittel für den Kirchenchor nicht vorhanden sind. Chor—
dirigent Christian Eder bezieht zwar wie vor dem Kriege
iur 600 Kronen jährlich, also jetzt 6 Groschen, doch will
hm der Pfarrprovisor jetzt auch für die übrigen Mit—
oirkenden nur ganz unzureichende Honorare bewilligen.
Sr begründet dies damit, daß die geringe Anteilnahme
der Bevölkerung an den Hochämtern deutlich beweise,
»aß sie nicht das nötige Interesse an dem Weiterbeste—
»en der Kirchenmusik habe.
Eine amerilanische Bruckner-Gesellschaft. Am 5. Jän⸗
ner fand in Neuyork die Gründung einer amerikanischen
Bruckner-Gesellschaft statt, die sich als Sektion Neuyork
der Internationalen Bruckner-Gesellschaft eingliedern wird.
Der in den Meuyorker Blättern erschienene Aufruf hat
zahlreiche Anmeldungen aus ganz Amerika gebracht. Den
VBorsitz hat Miß Lemiere übernommen, welche über ein
Symphonie-Orchester verfügt, das unter der Leitung des
bekannten Dirigenten Bodanzky steht. Die „Bruckner—
Blätter“ werden demnächst schon einige Seiten in eng—
ischer Sprache bringen. Die neugegründete Sektion Neu—
)ork wird auch eine Geldsammlung zugunsten der
Bruckner-Orgel in St. Florian einleiten. Die Bundes—
eitung des oberösterreich. Bruckner-Bundes bittet aus
diesem Anlaß auch die europäischen Bruckner-Freunde um
veitere Geldspenden für den Orgelfonds, damit der KRest
der Kosten für die Wiederherstellung, welche noch unge—
fähr 25.000 Schill. betragen, hereingebracht werden kann.
Die „Ravag“ bekommt ein Rundfunkorchester. Die
neisten europäischen Rundfunkgesellschaften haben eigene
RKundfunkorchester. In Wien wollte man bei den vie—
en guten Musikkapellen, die dort vorhanden sind, kein
igenes Rundfunkorchester errichten, um eben diese Mu—
ikkapellen abwechselnd beschäftigen zu können. Nunmehr
vill die „Ravag“ aber doch darangehen, sich ein eigenes
Irchester zu bilden, dessen Grundstock das Wiener Sym—
honieorchester sein wird, das 90 Mitglieder zählt. Das
kundfunkorchester der „Ravag“ soll aber auf 150 Mann
gebracht werden. 5
Gegen mechanische Kirchenmusil. Der Leiter des Mün—
hener Domchores Professor L. Berberich wendet sich in
»er Monatsschrift der Münchener Theatergemeinde ge—
zjen die Bestrebungen, die Schallplatte in der Kirche
einzuführen und damit Kirchenmusik zu mechanisieren.
Wenn Kirchenmusik von der Schallplatte aufgenommen
verde, so könne das nur für die Familie, aber niemals
ür die Kirche bestimmt sein. Ein Kirchenmusiker könne
riemals die Mechanisierung der Kirchenmusik zugeben.
Volle man die Kirchenmusik abschaffen oder mechani—
ieren, dann würde man viel Idealismus zu Grabe
ragen, dann werde es auch mit der Freude an ge—
anglicher, und musikalischer Ausbildung auf dem Dorfe
zu Ende sein und auf die mechanisierte Kirchenmusik
verde schließlich auch die Predigt-Platte folgen. Der
Thorgesang sei nicht Konzert, sondern Gebet. Der Chor
sei zu allen Zeiten ein liturgischer Bestandteil des Got—
tesdienstes gewesen. Es sei die altchristliche Praxis, daß
die Musik aus den Gläubigen kommen muß.