Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 2 1931 (Folge 2 / 1931)

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Vorführung von Werken Mozarts. Ein Festakt ist auch 
im Sommer im Mozartmuseum vorgesehen. Auch Veran— 
staltungen am 140. Todestag Mozaris, der auf den 
5. Dezember 1931 fällt, sind in Wien und in Salzburg 
in Aussicht genommen. Ferner wird das Mozarteum durch 
seine, in der ganzen Welt, verbreiteten Mozartgemeinden 
für festliche Feiern des Mozartjahres sowie für die Be— 
lebung des Mozartkultes im Auslande Sorge tragen. 
Es wird auch die Ausgabe von Mozart-Gedenkmünzen 
mehrfacher Prägung, sowie von künstlerischen Postwert⸗ 
zeichen, die sich auf Mozart, auf seine Zeit und die Orte 
jeiner Tätigkeit beziehen, ins Auge gefaßt.— 
Was man heutzutage Musik nenntẽ 
.Diese spöttische Bemerkung mußte sich Jelbst die 
Wiener klassische Musik gefallen lassen, So schrieb im 
Jahre 1788 das „Musikalische Lexikon“ von Barnickel 
anläßlich des Todes von Kinberger: „Mit Kinberger 
geht die schöne Kunst des Satzes ins Grab; denn was 
man heutzutage Musik nennt, ist nur ein bloßes Ge— 
räusch vielfältiger, regellos zusammengebrachter Töne 
die das Ohr: des Kenners beleidigen.“ Ein ebensolchen 
Kenner war der berüchtigte Rellstab, der Gegner Spon 
tinis in Berlin, der 1789 schrieb: „Wir, haben dae 
Cembalo mit Recht von unserer jetzigen Musik verwiesen; 
denn es würde unausstehlich sein, auf einem monotoni 
schen Instrument, nun auch noch monotonische Kakopho 
nien zu hören.“ Diese Worte umweht ein gewisser „zeit— 
genössischer“ Geist. Diese Herren blähen sich deshalb 
so auf, weil sie der Meinung sind, daß sie es seien. 
die die Nekrologe schreiben; sie vergessen dabei völlig, 
aß die Musikgeschichte ihrer Aussprüche nur in de' 
umoristischen Rubrik gedenkt. (Wir zitieren hier nach 
Jans Uldall, „Das Klapierkonzert der Berliner Schule“, 
Breitkopf und Härtel, 1928.). —6—— 
Der gefährliche Taktstoc. 
„. . Das moderne, Puhlikum ist an den Taktstock des 
Dirigenten so gewöhnt, daß der bekannte spanische Kapell⸗ 
meister Padilla, der Komponist des Schlagers „Valen— 
cia“ bei der Aufführung einer von ihm mit Musil 
versehenen Revue in Madrid verprügelt wurde, weil 
er den Takt nur mit den, Händen schlug. Die Nicht— 
anwendung des Taktstockes ist also jetzt gefährlich. Früher 
einmal war es seine Anwendung. Die Madrider Zeit— 
schrift „Epoca“ erinnert an den Tod, des Komponssten 
Lully, der sich beim Dirigieren mit seinem Taktstod 
eine Fußverletzung zuzog, die zu seinem Tode führte 
Wie kann man sich mit dem Taktstock am Fuß ver— 
letzen? wird man fragen. Die Aufklärung dafür bie 
tet die Art. des Taktierstabes, der in früherer Zeit 
oon den Dirigenten gebraucht wurde. Lully bedienté 
sich einer dicken Stange von mehr als 2 Meiler Länge— 
mit der er auf dem Fußboden den Takt schlug. Bei der 
Leidenschaftlichkeit des Meisters konnte ein kräftiger Stoß, 
der den Fuß traf, eine Verwundung hervorrufen, deren 
Entzündung und Eiterung zu einer Blutvergiftung führte. 
die Taktstöcke der Dirigenten waren also damals wirk 
aAch gefährlich, his Spohr sich zum ersten Male 1820 
bei einer Aufführung in, London eines zierlichen Takt— 
töckchens bediente, das heutzutage Oper und Konzert— 
saal beherrscht. Nach ihm legten viele Geiger⸗Dirigenten 
die Geige fort und bedienten sich am Dirigentenpulte 
fkottan nur noch des Taktstockes. 
Die Reform der Wiener Musikakademie. 
Das Unterrichtsministerium beschäftigt sich gegen— 
wärtig mit dem Plan, die Leitung der staatlichen Musit— 
akademie sowie der Hochschule für Müsik zu reformie— 
ren. Zu diesem Zwecke soll der Posten eines Aufsichts— 
rates neu geschaffen werden, für den Präsident Wiener 
in Aussicht genommen ist. Das, Ministerium begründel 
die Neuerung damit, daß der Zustand an beiden Schulen 
reformbedürftig sei. Vor allem wird dem jetzigen Direk 
tor der Akademie und gleichzeitigen Direktor, der Hoch— 
schule, Hofrat Schmidt, vorgehalten, daß die Schüler— 
„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
zahl in allen Fächern zurückgehe und, gegen das Vor— 
ahr eine Minderzahl von 200 aufweist. 
WVon anderer Seite wird dazu mitgeteilt, die Unter— 
cichtsbehörde wolle, mit der Berufung Wieners einen 
ieuen Posten schaffen, auf den nach kurzer. Funktions— 
»auer Wieners SektionschefPrüger vom Unterrichts— 
ninisterium gelangen soll. Es sei eine Verrenkung der 
Tatsachen, wenn für den Rückgang der Schülerzahl, 
esonders der Engländer und Amerikaner, die jetzige 
Direktion verantwortlich gemacht werde, vielmehr liege 
die Tatsache so, daß infolge der Haltung des Finanz— 
winisteriums die Besoldung der Lehrkräfte so minimal 
ist, daß für beide Anstalten kein Künstler von Rang 
mehr genommen werden kann. 
Streiflichter 
Josef Reiter, geboren in Braunau a. J., feierte am 
19. Jänner seinen siebzigsten Geburtstag. Er gilt heute 
unbestritten als der größtfe aller Chorkomponisten Deutsch— 
ands und Oesterreichs. Aus allen deutschen Gauen emp⸗ 
ing er in den letzten Tagen die herzlichsten Ehrunglen 
und Glückwünsche. Von den heimischen Sängerbünden 
eglückwünschten ihr Ehrenmitglied besonders warm der 
berösterreichische Sängerbund, der Sängerbund „Froh— 
inn“ in Linz, die Salzburger Liedertafel und viele an— 
ere. Der Wiener Männergesangverein ehrt sein Ehren— 
nitglied durch zwei Uraufführungen seiner Goethe-Sym— 
Honie. Dieses Riesenwerk in vier Sätzen für großes 
Irchester, Männerchor und Orgel geschrieben, dürfte sei— 
nen zeitlichen Ausmaßen nach — es beansprucht 21/ Stun⸗ 
den Aufführungszeit — die größte Symphonie der ganzen 
Musikliteratur sein. Dementsprechend werden bei den be— 
»orstehenden Uraufführungen auch die größten Mittel 
aufgewendet werden. Das Orchester besteht aus neunzig 
Musikern, im Chore wirken vierhundert Sänger mit. 
Goethe⸗Symphonie von Josef Reiter. Zu dieser Notiz 
teilt uns der Komponist mit, daß die beiden Aufführungen 
der Goethe-Symphonie schon am 14. Februar d. I. um 
alb 4 Uhr nachmittags und am 15. Februar um halb 8 
Uhr abends im großen Musikvereinssaale in Wien statt— 
finden. Für die Aufführungen wurden das Wiener Sym— 
ohonie⸗Orchester (90 Musiker) und der Chor, des Wie⸗ 
ier Männergesangvereines gewonnen. Die Musikwelt 
Desterreichs sieht der Uraufführung der großen Neu— 
schöpfung unseres Landsmannes mit größtem Interesse 
entgegen. 
Paul Abraham, der junge, ungarische Komponist, 
dessen Operette „Viktoria und ihr Busar“ bekanntlich ein 
großer Erfolg geworden ist, hat eine neue Operette Die 
Blume von Hawai“ vollendet, die im Sommer am Opern— 
haus in Leipzig zur Aufführung kommen soll. Das Buch 
stammt von Emmerich Földes, die deutsche VUebersetzung 
von Alfred Grünwald und Dr. Beda. 
Die diesjährigen Bahreuther Festspiele finden in 
der Zeit vom 21. Zuli bis 19. August statt. Zur Auf— 
führung kommen „Tannhäuser“ (fünfmal) „Parsifal“ 
fünfmäl), „Tristan uünd Ifolde“ (dreimal) und der „Ring“ 
zweimal) Als Dirigenten wirken Furtwaͤngler, Toscanini 
und Elmendorff 
Das Berliner Philharmonische Orchester wird wie 
alljährlich auch in diesem Winter unter Leitung von 
Wilhelm Furtwängler in England konzertieren. An die 
Londoner Konzerte werden sich auf Einladung der eng— 
ischen Provinz Konzerte in Birmingham, Liverpool, New— 
castle, Glasgow, Dundee, Edinburgh anschließen. 
Eine neue Oper von Weinberger. Nach den gro— 
ßen Erfolgen des Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ 
ommt Daromir Weinbergers neue Oper „Die geliebte 
Stimme“, Text nach dem Roman von Robert Michel, 
m Februar am Nationaltheater München unter musikali— 
cher Leitung von Hans Knappertsbusch zur Urauffüh— 
rung. Das Werk wird im Anschluß daran an zehn deut— 
schen Opernbühnen gespielt werden.
	        
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