Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 5/6 1935 (Folge 5/6 / 1935)

„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
dete den Artistenklub: „Die lustigen Ritter“, deren Prä— 
sident er viele Jahre blieb. Ein leider gänzlich vergrif— 
fenes Witzbüchlein, welches im Jahre 1902 von Karl 
Kratzl unter dem Titel „Saubüchl“ herausgegeben, be— 
zeugt, wie gemütlich es einst bei den „lustigen Rittern“ 
zuging. Ob sich wohl noch einer von den Ueberlebenden 
dieser Tafelrunde seines Präsidenten erinnert? Karl 
Kratzl hat seine letzte Ruhestätte auf dem Zentralfried— 
hof, Gruppe 30c, Reihe 15, Grab 15. Das Grabmal 
von Bildhauer Prof. Hegenbarth versinnbildlicht das 
Lied: „Das Glück is a Vogerl“. . 
Seitens der Gemeinde Wien wurde dieses Grab 
in die Obhut der Gemeinde Wien auf Friedhofsdauer 
übernommen und als Ehrengrab bezeichnet. 
Ernst Klinge 
(Ein Sänger unserer Heimat...) 
Von Alfred Bamer. 
Zu Haibach bei Passau als Sohn des dortigen 
Zolleinnehmers Josef Klinger am 8. Jänner 1841 ge— 
boren, verlebte er seine erste Kindheit im elterlichen 
Hause. 10 Jahre später starb plötzlich sein Vater, nach— 
dem vorher schon seine Mutter, eine gebürtige Salz— 
burgerin, gestorben war. 
Nun kam der elfjährige Waisenknabe Ernst zu einer 
Stiefschwester seiner Mutter nach Salzburg. Dort be— 
suchte er die Normalschule und war zugleich als Sän— 
ger in der Franziskaner- und in der Kollegienkirche 
durch mehr als ein Jahr angestellt. Den ersten Sing— 
unterricht hatte er in Sigharting von dem dortigen 
Schullehrer Franz Hafner erhalten. Bald darauf er— 
lernte er das Klavierspiel, jedoch ohne Lehrer, nur nach 
der Klavierschule. Mit neun Jahren konnte er schon 
Violinspielen, als 50 jähriger Mann übte er, ebenfalls 
ohne Lehrer, das Cellospiel. 
Von der Normalschule aus kam Ernst Klinger ins 
Fürsterzbischöfliche Kollegium Borromäum, ward schon 
als Student der 2. Klasse Organist und bald darauf 
auch zugleich Chorregent. Im Vrgelspiel hatte er eben— 
falls keinen Lehrer, doch erlernte er bei dem bekannten 
Franziskanermönch Peter Singer die unentbehrliche 
Zarmonielehre. Er machte bald solche Fortschritte, daß 
er von seinem 17. Lebensjahr an in den Ferien auch 
bei Pontifikalämtern die große Domorgel spielte. Zum 
Danke stellte das Mozarteum bei seiner Primiz 1866 
in der Borromäuskirche die Musik. 
Sein erster, Kooperatorposten war Schwertberg. 
Dann kam er als Kooperator nach Atzbach, wo er als 
Wusiker auf die Kirchenmusik wohltätigen Einfluß nahm 
und überdies Dirigent der Blechmusikkapelle war. In 
dieser Zeit wurde er oft zu Konzerten gerufen. So war 
er bei einem Konzerte in Simbach, in Kirchdorf an der 
Krems, wo er auf dem Klaviere Kompositionen von 
Liszt, Mozart, Schubert und Schumann spielte. 
Im Wai 1877 kam er als Kooperator an die Stadt— 
pfarrkirche nach Linz. Von Linz aus kam Klinger als 
Pfarrer nach Taufkirchen an der Trattnach. Doͤrt ließ 
er zuerst die Orgel mehrmals umbauen, er unterrichtete 
jugendliche Sänger für den Kirchenchor, 1901 wurde 
sogar die Generalversammlung des Diözesan-Cäcilien— 
vereines nach Taufkirchen berufen. Was die außerkirch— 
liche Musik betrifft, so leitete Pfarrer Klinger durch viele 
Jahre die dort bestehende Blechkapelle. 
Wie er schon in Salzburg einmal als 18 jähriger 
Knabe vor der Kaiserin-Witwe Karolina Augusta, als 
ie das Borromäum besuchte, auf dem Klaviere spielen 
»urfte, so hatte er seither ungezählte Erfolge mit die— 
em Instrumente. Im Jahre 1806 beteiligte er sich in 
Wörishofen, das eben um diese Zeit ein beruühmter 
Zurort geworden war, mit vier anderen Künstlern aus 
Belgien, Italien, Schweden und Ungarn an einem 
Wohltätigkeitskonzert. 
Als tüchtiger Orgelspieler bekannt, wurde er oft 
zebeten, zu dieser oder jener Probe oder Kollaudierung 
don Orgelbauten nach auswärts zu gehen, was er stets 
nit größter Bereitwilligkeit tat. Im Jahre 1901 er— 
jchienen beim Preßverein zu Linz zugunsten des Dom— 
baues drei Warienlieder, darunter das meistbekannte: 
„Ein Bild ist mir ins Herz gegraben“. — In dieses 
Jahr fällt auch die Komposition des vielleicht schönsten 
Liedes Klingers: „Dort wo durch Schluchten hin...“ 
Trotzdem war Klinger nicht der Mann, der irgend 
rine Pflicht vernachläßügt hätte. Das exste war seine 
Seelsorgearbeit, daneben beschäftigte er sich auch mit 
der Erforschung der Geschichte von Taufkirchen. Vor 
einem Scheiden von Taufkirchen verlieh ihm die Ge— 
neinde das Ehrenbürgerrecht, Papst Pius X. aber das 
Ehrenkreuz pro Ecclesia et Pontificitie. 
In seiner neuen Heimat zu Aspach waren die Auf— 
jaben des neuen Seelenhirten schon bedeutend größer. 
Am Kirchenchor wirkte Pfarrer Klinger nicht mehr 
nit, denn es mangelte auch an geschulten Gesangs— 
räften. In dieser Zeit schrieb er wieder mehrere Ma— 
ienlieder, Offertorien und eine Wesse, anschließend 
erfaßte er auch eine Orgelschule. Den Sängerbund zu 
Aspach leitete er gleichfalls durch eine Reihe von Jah— 
en. Bischof. Rudolf Hittmair lohnte ihm 1910. die 
nusikalischen und anderen Verdienste durch die Er— 
iennung zum Geistlichen Rate. Zu Beginn des Welt— 
rieges schrieb er noch ein Kriegslied , Schwarz— 
Helb und Schwarz-Weiß-Rot“. Durch Kränklichkeiten 
vurde er aber in den nächsten Jahren an seinem fro— 
jen Schaffen gehindert. Doch erholte er sich rasch wieder, 
iber unerwartet schnell starb er am 24. Mai 1918. In 
den vielen Nachrufen, die man dem verstorbenen Pfar— 
rer widmete, zeigte man so recht, daß er für immer 
einen Ehrenplatz im Andenken der Nachwelt verdient. 
Einheitsstimmung, 
A-435 (870) Schwingungen, 180 Celsius 
VNachdem ich bereits in früheren Aufsätzen das 
Thema: Wiederherstellung der Einheitsstimmung A— 
135 (670) Schwingungen sehr eingehend behandelt habe, 
ind besonders in den letzten beiden Jahren diese Be— 
strebungen zu außerordentlich großen Erfolgen führten, 
»abe ich mir nun als nächsten Schritt zur Aufgabe 
zestellt, die Regelung dieser Einheitsstimmung A—85 
870) Schwingungen bei verschiedenen Temperaturen 
urchzuführen. 
Solange uns die Physikalisch-Technische Reichs— 
instalt Berlin-Charlottenburg das A mit 435 (6870) 
Schwingungen angibt, haben wir die Pflicht, diese Rorm 
zu respektieren. Das, nach kriegsministeriellen Vorschrif— 
ten im Einklang mit der Physikal.-Technischen Reichs— 
anstalt abgestimmte Glockenspiel zwingt uns, soweit 
dies akustisch möglich ist, bei jeder Temperatur diese 
Norm einzuhalte. —9* 
Militärorchester sind sogar manchmal gezwungen.
	        
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