Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 5/6 1935 (Folge 5/6 / 1935)

„Alpenländische Musiker-Zeitunge 
liche Köpenickade ist wirklich ein Stoff, der uns zu fesseln weiß. 
Erfreulicherweise verzichtet der Dichter auf jede Gegenwarts— 
ironie und er strebt allein darnach, seine historische Komödie 
ins Menschliche zu vertiefen. — 
Ein Schelmenstück voll kräftiger Sprache und einem erfri— 
schenden Wortspiel. Alle die Unlugenden der Wenschen, ihre 
Dummheit und ihre Begierden, sind trotz der JIronie so herz⸗ 
lich und natürlich dargestellt, daß sie befreiend und gesundend 
wirken. 
Vudolf Kletzmair, Kapellmeister in St. Pankraz an der 
Pyhrnbahn, O-ODe., hat in unermüdlicher Arbeit alte Hirten⸗ 
lieder gesammelt und herausgegeben, die allen Freunden echter 
Volksmusik bestens empfohlen werden. 
Die in diesem Heftchen enthaltenen Hirtenlieder, deren 
Text so recht den biederen und gläubigen Sinn unfserer Vor— 
fahren zeigt und von dessen Nachkommen nur mehr ein Bruch— 
teil dieser Lieder gekannt werden, wurden gesammelt, um sie 
nicht dem Vergessen preiszugeben. 
Mögen diese Hirtenlieder wieder Einzug halten in den 
Häusern und Hütten, sowie in den Herzen unserer biederen 
und ehrenfesten Gebirgs- und Landbewohner und in der 
Weihnachtszeit die Alten von heute an ihre Jugend erinnern. 
Bücher der Heimat: 
Bd. 5 „Unsere Donau“ von Hans Frauendienst. V 
Bd. 6 „Oesterreichs große Aerzte“ von Dr. Hugo Glaser.“ 
Bd. 7 „Vatur der Heimat“ von Heinz Scheibenpflug. 
Bd. 8 „Oesterreichs große Musiker“ von Dr. Alfons Wallis. 
Bd. 9 „Oesterreichs Naturforscher“ v. Dr. Karl H. Schwarz. 
Steyrermühl-Verlag Leipzig-Wien-Berlin. Preis je BdS 103. 
Kaum ein halbes Jahr ist es her, daß die ersten Bänd— 
hen der „Bücher der Heimat“ erschienen, die es sich zur Auf— 
gabe gestellt haben, den Oesterreicher mit den Leistungen seines 
Volkes bekannt zu machen. Und schon liegt die zweite Reihe 
verf uns, die wiederum mit ehlicherr Freude begrüßt werden 
arf. F 
Der nächste Band gilt „Oesterreichs großen Musikern“, 
den eingeborenen Söhnen unseres Landes, wie: Haydn, Mo— 
zart, Hugo Wolf, Bruckner, Mahler und Sohann Strauß und 
den drei großen Wahlösterreichern Gluck, Beethoven und 
Brahms. Es ist dem Verfasser ganz besonders geglückt, das 
Ergebnis seiner Arbeit in so eingängiger Form darzubieten, 
daß man jedes einzelne der Lebensbilder mit stärkster innerer 
Anteilnahme liest und sein Wissen um das Wesen und die 
Entwicklung der Musik unmerklich, aber gründlich. bereichert 
Oberbahrische Volkslieder. Herausgegeben mit Unterstüt— 
ung der Deutschen Akademie und des Deutschen Volkslied— 
irchiss von Kurt Huber und Paul Kiem. Mit Noten und 
2autenbegleitung und 15 Bildern von Eduard Thöny. Zwei— 
e verbesserte Auflage. Verlag Knorr und Hirt, MWünchen. 
Zartoniert RMi1.60. 
„Zum z3weiten Wale geht ein Büchlein in die Welt, das 
eine unserer lebendigsten Volksliedbewegung einleiten half. 
Die altbayrische Liedbewegung war von ihren ersten Anfäugen 
an eine echte Volksbewegung. So manches Lied dieses Büch— 
eins haben der Kiem Pauli und seine Sänger im Sturm in 
ille Herzen gesungen; viele andere sind seitdem gefolgt. Die 
Breissingen von Egern, Landshut, Traunstein, Weilheim, 
inzählige Heimatabende haben die Bewegung ins weite Land 
‚etragen und in einer Zeit deutscher Not bodenständiges Sin— 
jen weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus erst 
vieder geweckt, die Brunnstuben altbayerischen Singens auf— 
jetan. Das Büchlein aber, das den Weg zu den Quellen wies, 
nag weiter für das echte altbayerische Volkslied die Herzen 
zewinnen!“ Diese Geleitworte gibt die Deutsche Aka— 
emie den soeben in zweiter verbesserter Auflage erscheinen— 
»en „Oberbayerischen Volksliedern“ Gerlag 
Znorr und Hirth, München, kart. 1.60) mit auf den Weg. 
Es kostete viel Mühe, bis das Material zu diesem Lieder— 
»uch zusammengetragen war. Schon vor Jahren hat der 
Münchner Professor Kurt Huber dafür zu sammeln begon— 
ien. Aber seiner Arbeit wäre wohl kaum so viel Erfolg be— 
chieden gewesen, wenn er nicht einen begeisterten Mitarbeiter 
ius dem Volke, aus den bayerischen Bergen gefunden hätte: 
den Musiker und Volkssänger Paul Kiem, der schon Ludwig 
choma ein treuer Freund gewesen, den Kiem-Pauli, wie er 
a VRottach am Tegernsee genannt wird. Vom Reichenhaller 
?and bis zum Allgäu wandernd, verstand er es, den Jägern, 
holzern, Sennen, Bauern und Dirndln die alten Lieder her— 
uszulocken. Jedem, der Freude an volkstümlichen Weisen, der 
Empfinden für die einfachen VRegungen der Volksseele hat, 
vird bei diesen Liedern das Herz aufgehen. Die Liedtexte sind 
nit Noten unterlegt und mit einer einfachen Lautenbeglei— 
ung versehen. Eduard Thöny, der bekannte Zeichner baye— 
ischer Volkstypen, spendete eine Veihe köstlicher Bilder. Und 
iun noch eine Mahnung an alle Sangesfrohen: „Helft, daß 
dieses wertvolle Kulturgut, das hier gesammelt ist, lebendig 
bleibe, daß es überall, wo Landsleute sich begegnen, erschalle. 
das alte bayerische Volkslied!“ 
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Mittelalter eine wichtige Rolle, die verachteten Spiel— 
eute waren gewiß nicht die schlechtesten Köpfe ihrer 
Zeit. Doch die weltliche Musik erschien der Kirche ge— 
ährlich und mußte deshalb verdrängt werden. Ebenso 
stteht fest, daß die Musik erst danr ihren Höhepunkt 
ezrreichen konnte, als sie die Alleinherrschaft der Kir— 
he über sich abgeschüttet hatte. I 
Von den Psalmen unterschied man die frei kom— 
onierten Hymnen. In die MWelodien sind zur Zeit der 
Völkerwanderung syrische, kleinasiatische und nordische 
kinflüsse eingedrungen. Eine erfreuliche Blüte erlebte 
der Kirchengesang zur Zeit des Bischofs Ambrosius 
»on Wailand. Er ist der Begründer der unbegleiteten 
Zirchenmusik. Er brachte orientalische Ritualgesänge 
iach Italien und verfaßte selber zahlreiche Texte. Spaͤ— 
ter nannte man diese Hymnen ambrosische Lobgesänge. 
zeute versteht man unter den ambrosischen Gesängen 
hdie gesamte Liturgie. In Vom kannte man zu dieser Zeit 
nur den cantus responsorium. Unter Papst Cölestin 
zing man zum antiphonischen Gesang über. Die Rhyth— 
zit aller Gesänge hing von ihrer textlichen Gliederung 
ar. —W 
Als Papst Gregor J. in Rom im Jahre 1590 den 
Die einstimmige geistliche Musik im Mittelalter 
Die Wusik vom frühen Mittelalter fand in der 
christlichen Weltanschauung einen kräftigen Nährboden 
vor. Für den Schutz des Gedeihens der Musik hat die 
Kirche damals fast noch mehr geleistet als für die Pflege 
der Künste und Wissenschaften. Die musikalische Kunst 
ermöglicht die Veranschaulichung innerer Erlebnisse und 
steht daher in unmittelbarer Beziehung zur VReligion. 
Der Kirche verdankt die mittelalterliche Musik ihr Le— 
aber nicht vergessen, daß die Kirche der Tonkunst auch 
Fesseln anlegte und sich ihrer freien Entfaltung hem— 
mend entgegenstellte. So ist z. B. der völlige Verlust 
ben und ihren Inhalt, darüber hinaus dürfen wir 
der Volks- und Instrumentalmusik zu beklagen. Kaum 
ein Denkmal ist uns aus diesen Zeiten erhalten ge— 
blieben. Und doch spielte die Volksmusik im frühen 
Entwicllung der Musil
	        
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