Volltext: Ansprache bei der Christbaumfeier des kath. Arbeitervereines in Enns, im Jahre 1914 und Eidesansprache an die Jungschützen am 16. Mai 1915

sinnlicher Art — man hält Christbaumfeier und 
nimmt ein Sündenbad. Gott sei Dank, daß dafür 
in 100 und 1000 von Häusern und Häuschen, und 
seien sie auch so klein wie das Häuschen von Na— 
zareth oder so arm wie der Stall von Bethlehem, 
wahrhaft Christbaumfeier gehalten wird — in 
Andacht und Liebe zum Herrn. Und sind auch 
leider heute manche Familien so arm, daß sie selbst 
keinen Christbaum „haben“ in ihrem Stübchen, 
dann nimmt Mutter ihre Kindlein lieb und hüllt 
sie in schützend Tuch und geht hinaus zum Nach— 
bar hin, wo ein Christbaum steht, dort klopft sie 
an und geht hinein, damit auch ihre Kindlein 
einen Cyristbaum sehen. Und dann geht sie heim; 
freilich fragt der unwissende Kindermund, der Mutter 
Herz verwundend, zu ihr empor „Mutter, warum 
kommt zu uns das Christkind nicht?“ haben 
wir keinen Christbaum?“ Und das halb unterdrückte 
Weinen der Mutter ist die Antwort drauf — denn 
sie allein weiß, daß sie arm sind. — 
Nun denn, auch unter uns steht der Christ— 
baum hier und wie einst der große Seher des alten 
Bundes bei brennenden Dornbusch stand und sein 
Gott mit ihm sprach, so stehen auch wir beim 
beim brennenden Christbaum, beim Lichterbaum, 
beim Weihnachtsfriedensbaum — und der Herr 
spricht mit uns — und wir mit ihm. . . .. 
Christbaumfeier — 1914 — ! ESpricht 
überall der Herr in der Stille der Christbaum— 
sprache zu seinen Menschenkindern? Oder ist seine 
Gottessprache lauter, deutlicher, ernster geworden 
für 100 und 100 von Familien? Hören wir nicht
	        
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