Volltext: Oberösterreich (3. Band / 1928)

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Priesterseminar. — Theologie. 
Priesterseminar. 
Eine der lvichtigsteir Aufgaben, denen sich der erste und nach 
dessen kurzer Regierung der zweite Bischof von Linz gegenübergestellt 
sahen, >var die Gründung eines Priesterseminars. 
Solange das Generalseminar in Wien bestand, hatten die an 
gehenden Priester — gleichgültig, ob sie Welt- oder Ordenspriester 
werden sollten — daselbst wohnend einen mehrjährigen theologischen 
Kurs durchztlmachen. Dann kamen sie in das Priesterhaus ihrer 
Diözese zu einem sogenannten praktischen Jahre zurück. 
Da nun zur Zeit der Gründung des Bistums Linz das Priester 
halls in Enns nicht mehr bestand und weil es sich aus naheliegenden 
Gründen empfahl, ein solches am Sitze des Bischofs zu errichten, 
so suchte schon Bischof Herberstein nach einen: passenden Hause in 
Linz. Er brachte die Alumnen zunächst im aufgehobenen Kloster der 
Karmelitinnen in der Herrenstraße unter. Da aber dieses Haus 
zllgleich als Warenlager für die Kaufleute diente imd von der Dom 
kirche ziemlich weit entfernt war, so entschied der Kaiser, daß die Alum 
nen in das der Domkirche nahe gelegene alte Seminar der Jesuiten 
ziehen sollten, was auch geschah. Doch auch dieses Gebäude besaß 
die unentbehrlichen Eigenschaften eines größeren Seminars nicht. 
Nach mehrjährigem Suchen und liberlegen erhielt der zweite 
Bischof Josef Anton Galt (1789—1807), früher Domherr in Wien 
und Oberaufseher aller deutschen Schulen in Niederösterreich, ein 
Angebot, das ihm gefiel. Ein Hans „in der Harrach", das einer 
Gräfin Sprinzenstein gehörte und das früher die Grafen Har 
rach namens des deittscheil Ritterordens besessen, mit Belvilliguilg 
des Ordens aber verkauft hatten, sollte das künftige Priesterseminar 
lverden. 
Das Haus war zwar für den neuen Zweck klein, hatte nur ein 
Stvcklvcrk und in der Front ireun Fenster, war aber geeignet, ein 
zweites Stockwerk zu tragen und besaß genügenden Baugrund mit 
Garten für eine Erweiterung. Überdies war eine kleine, freundliche 
Kirche angebaut. Nach Südosten gewährte das Haus eine freie Aus- 
sicht, da nach dieser Seite hin dainals noch offene Felder lagen. 
Der Bischof schloß am 31. August 1804 den Kauf mit der Gräfin 
ab. Das Einvernehmen mit der kaiserlichen Regierung war bald 
hergestellt. Nun lvurde das Haus vergrößert und eingerichtet, so daß 
es im Herbste 1806 mit 42 Alumnen bezogen werden konnte. Davon 
waren 16 schon im alten Seminar gelvesen, 26 wurden neu auf 
genommen. In späterer Zeit wurde das Seminar mehrmals ver 
größert. 
Theologie. 
Auch eine theologische Lehranstalt brachte Bischof Gall zustande. 
Am Priesterhause in Enns halten seinerzeit zwei Professoren Unter 
richt erteilt. Das war wenig. Auch dieses Wenige ging mit der Er-
	        
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