Joses II.
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Josef, der nach dem Tode seines Vaters 1765 znm Kaiser gewählt
und von der Mutter zum Mitregenten der österreichischen Länder
ernannt worden war, Ansprüche auf Teile Bayerns, nämlich Nieder
bayern und das Jnnviertel.
Sie und ihr Sohn begnügten sich schließlich mit dem letzteren
und so wurde im Jahre 1779 das Jnnviertel — mit Ausnahme der
Passauischen reichsunmittelbaren Herrschaften — mit dem Lande ob
der Enns vereinigt. Als Hauptort dieses neueil Greises wurde der
landesfürstliche Markt Ried erklärt, in welchem auch das Kreisamt
errichtet wurde.
Die Vergrößerung Oberösterreichs um das Jnnviertel hatte
auch auf die Benennung der anderen Viertel einen Einfluß. Man
betrachtete jetzt das obere und das untere Mühlviertel nicht niehr als
zwei, sondern als eiir Viertel, nämlich das Mühlviertel.
Josef II.
Nach dem Tode seiner Mutter wurde Kaiser Josef II. alleiniger
Beherrscher der österreichischen Länder. Ebenso eifrig wie seine Mutter,
aber weniger bedächtig, widmete er sich ganz dem Wohle seiner Unter
tanen. Er wollte für alles sorgen und alle seine Länder gleichmäßig
verwaltet sehen.
_ Daß die Bischöfe sich in vielen Angelegenheiten wegen Rechts-
entscheidnngen und Dispensationen nach Rom wandten, war ihm
nicht angenehm; er sprach ihnen das Recht der Dispensationen zu.
Er verbot Geldsendungen nach Rom und untersagte die Verbindung
der Klöster mit ihren Ordensvorstehern im Auslande.
Die Zünfte der Handwerker und die frommen Bruderschaften
hob er auf; ihr Vermögen überwies er den von ihn: errichteten Pfarr-
armen-Jnftituten. Dem Einsiedlerleben der Waldbrüder setzte er
ein Ende.
Ebenso hob er eine Reihe von Erziehungsanstalten und Privat
stiftungen auf; das betreffende Vermögen wurde teils zu Hand-
stipendien für die bisherigen Zöglinge und Stiftlinge verwendet,
teils dem allgemeinen Stiftungsfonds und dem nun gebildeten
Religionsfonds zugewiesen, woraus dann Unterstütznngsbeträge be
zahlt wurden.
Auch das theresianische Waisenhaus, das Nordiknm uitb das
Knabenseminar in Linz wurden aufgehoben.
Zu den aufgehobenen Privatstistungen gehörte beispielsweise
das Prunerstift in Linz. Es hat seinen Namen von dem Linzer Bürger
meister Johann Pruner (f 1734). Er war Kaufmann, ein großer
Wohltäter und Menschenfreund und stiftete ein ansehnliches Haus
zur Versorgung von Waisen und Pfründnern. Nachdem das Haus
dieser Bestimmung entfremdet war, diente es längere Zeit als Irren
haus. Später kamen die Irren in die neu erbaute Landes-Jrrenanstalt
in Niedernhart bei Linz.