Volltext: Oberösterreich (3. Band / 1928)

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Einsiedler. 
Dank ab, indem er eine große silberne Monstranz als Opfer 
spendete. 
Das Gnadenbild in Scharten, ein Standbild der glorreichen 
Himmelskönigin mit dem göttlichen Kinde auf dem linken Arme, 
lvar schon durch Jahrhunderte Gegenstand frommer Verehrung 
zahlreicher Pilger. Es befand sich früher in einem Kirchlein, zehn 
Minuten lveiter östlich und unterhalb des Schartenberges. Da das 
Kirchlein auf sandigem Boden und dem Berge so nahe stand, daß 
das Mauerwerk zu weichen anfing, die Zahl der Wallfahrer sich aber 
immer vergrößerte, begann man anfangs des 16. Jahrhunderts 
auf einem höher und günstiger gelegenen Platze des Berges eine 
viel größere Kirche zu bauen. Der Bau wurde durch die Wirren der 
nächstfolgenden Zeit unterbrochen, aber nach dem Bauernkriege 
des Jahres 1626 glücklich vollendet. Bald stand die Wallfahrt wieder 
in vollster Blüte. Auch Kaiser Ferdinand III. kam 1646 mit seinem 
ganzen Hofstaate hieher, um sich und sein Volk, das noch immer von 
der Kriegsgeißel zu leiden hatte, dem Schutze der glorreichen Him- 
melskönigin zu empfehlen. 
Einsiedler. 
Auch dem Leben der Einsiedler war die Zeit des Kaisers Leo 
pold I. günstig. Es gab immer Leute, die sich am glücklichsten fühlten, 
wenn sie allein waren. Auch wer durch Beruf und Neigung in Gesell 
schaft anderer lebt, zieht sich gerne manchmal in die Einsamkeit zurück. 
Wälder und Schluchten, die Nähe eines Quellivassers, eine Felsen 
höhle oder eine selbstgebante, höchst einfache Zelle oder Klause dabei, 
das waren gelvöhnlich die äußeren Vorbedingungen, unter denen die 
Seele den stillen Verkehr mit Gott pflegte. 
In Österreich vermehrte sich die Zahl der Einsiedler besonders, 
als im Jahre 1675 gewaltige Pilgerscharen nach Rom strömten, 
um den vom Papste Klemens X. ausgeschriebenen Jubelablaß 
zu gewinnen. Unter den heimkehrenden Pilgern waren nicht wenige, 
die aus diesem Anlasse das schon ältere Eremitenleben (Einsiedler 
leben) Italiens kennen gelernt hatten und sich nun zum gleichen 
Leben entschlossen oder, wenn sie es schon geführt hatten, Genossen 
ihres Wandels suchten. Es bildeten sich infolgedessen auch Verbände 
von Einsiedlern mit gewählten Oberen und Kapitelversammlungen. 
Die Waldbrüder, wie man sie auch nannte, suchten sich dann mehr 
und mehr den Mitmenschen, auf deren Mildtätigkeit sie doch auch 
vielfach angewiesen waren, durch allerlei Dienste und Arbeiten nütz 
lich zu machen. 
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es nachweislich Ein 
siedeleien zu Lambach, Aurachkirchen, Leonfelden, Losenstein, Helfen 
berg, Maria-Trost-Berg (bei Rohrbach), Schöndorf (Pfarre Reichen 
tal), Sprinzental (jetzt Harrachstal, Pfarre Weitersfelden), St. Nikola,
	        
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