Volltext: Oberösterreich (3. Band / 1928)

Trient. 
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und das finde man in der Bibel, auch ohne deren Auslegung durch 
die Kirchenväter. Die Rechtfertigung des sündigen Menschen vor 
Gott geschehe durch den Glauben ohne die guten Werke. 
Teils Luther selbst, teils seine Anhänger, die er fand, leiteten 
aus diesem Grundgedanken noch allerlei Folgerungen ab, die der 
Lehre und Übung der Kirche widersprachen, z. B. daß die Kloster- 
gelübde nicht verbindlich seien und daß die Landesfürsten sich das 
Vermögen der Klöster aneignen könnten. Es kam vielfach zu öffent 
lichen Gewalttaten, zur Vernichtung vonHeiligenbildern in den Kirchen 
und Kapellen, zur Störung und Verhinderung des katholischen Gottes 
dienstes. Die evangelische Freiheit, auf die man sich berief, führte 
so, wie man sie auffaßte, vielfach zur Empörung der Untertanen 
gegen ihre Grnndherren und der Ritter gegen die Reichsfürsten. 
Es kam int Jahre 1525 zu einem großen Bauernkriege, der in Schwaben 
und am Rhein seinen Ansang nahm. AIs die uneinigen Bauern 
ebenso wie vorher die Ritter von den Fürsten geschlagen wurden 
und diese nun eine noch größere Macht als früher in den Händen 
hatten, wurde der folgende Streit zumeist eine Sache der Fürsten 
und Reichsstädte und wurde Gegenstand der Verhandlung auf meh 
reren Reichstagen. Gegen den Reichstagsabschied von Speyer 1529 
protestierten die Anhänger Luthers; daher der Name Protestanten, 
der später auch auf die Anhänger anderer, der kirchlichen Lehre 
widersprechenden, Glaubensrichtungen überging. 
Damit man wisse, an welche Glaubenssätze sich die Neuerer doch 
noch halten wollten, überreichten mehrere protestantische Fürsten und 
Städte auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 dem Kaiser Karl V. 
ein Glaubensbekenntnis, die sogenannte Augsburger Konfession. 
Sie befriedigte den Kaiser nicht. Er vermied es aber auch, die Be 
schlüsse von Speyer gewaltsam durchzuführen, da es ihm um Hilfe 
für seinen Bruder Ferdinand gegen die türkische Übermacht zu 
tun war. Die Beilegung der Streitigkeiten wurde auf ein allgemeines 
Konzil verschoben. 
Trient. 
Die Einberufung und der Beginn des Konzils verzögerten sich 
aber. Eine Hauptursache waren die kriegerischen Verwicklungen 
zwischen Frankreich und Spanien. Auch die Wahl des Versammlungs 
ortes war nicht leicht. Schließlich wurde die Stadt Trient gewählt. 
Im Jahre 1545 begannen die Sitzungen. Sie fanden unter dem 
Vorsitze päpstlicher Legaten statt. Es traten aber mehrmalige und 
lange Unterbrechungen ein. Erst 1563 wurde das Konzil feierlich 
geschlossen. 
Die vom Konzil beschlossenen und vom Papste Pius IV. be 
stätigten Dekrete sind teils Glaubensdekrete, teils Resonnationsdekrete. 
Mit ihnen gewann die katholische Kirche neue innere Kraft und 
Sicherheit. Der Friede mit den Protestanten konnte aber nicht 
Hartl, Milde Beiträge. 4
	        
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