Die zweite Schlacht bei Baranowitschi.
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eigener Kraft halten; aber auch diese Truppen haben bereits
fast Unmenschliches geleistet. Auch sie kämpfen seit Tagen in zer-
störten, ungenügenden Schutz bietenden Stellungen, und hinter
ihnen stehen nur schwache Reserven bereit. Weiter südlich —
vor dem Abschnitte Bredow und vor der Front des Beskiden-
Korps — herrscht verhältnismäßig Ruhe. Zwar grollt auch dort
unaufhörlich das russische Artilleriefeuer, aber die feindliche
Kräfteverteilung läßt zunächst wohl kaum auf einen größeren
Angriff rechnen, wenn auch russische Gefangene die Stellung
2 km nördlich der Moskauer Chaussee als südlichste Einbruchstelle
bezeichneten. Ob hier wirklich ein größerer Angriff geplant wird,
oder ob es sich nur um Nebenangriffe zum Zweck der Fesselung
unserer dortigen Truppen handeln mag, ist ungeklärt. Anderer-
seits waren die weiten und dichten Waldungen um Ljachowitschi
Wohl geeignet, größere Truppenmassen unserer Einsicht zu ent-
ziehen.
Der 9. Juli dämmerte herauf; er brachte unvermindert an-
haltendes Feuer, aber keinen neuen Angriff. Alle Anzeichen ließen
erkennen, daß zunächst — wohl für einige Tage — der Russe
genug zu tun und zu schaffen haben mochte, feine zerrütteten Ver-
bände zu ordnen, seine zerschossenen Angriffsdivisionen aufzu¬
füllen. Die zweite Schlacht von Baranowitschi neigte sich ihren?
Ende zu. Geländegewinn bei Skrobowa, bezahlt mit Strömen
kostbaren Blutes — das war der taktische Erfolg des Angreifers!
Die acht Kampftage hatten nach vorsichtiger Schätzung und
Berechnung dem Gegner an Toten etwa 49 099 Mann, an Ver-
wundeten etwa 69 999 Mann gekostet. Zwar waren auch bei
uns die Verluste nicht gering: 56 Offiziere und 1199 Mann ge-
fallen, 124 Offiziere, 5159 Mann verwundet, 1929 Mann vermißt.
Diese Zahlen reden eindringlicher als alle Worte von der Schwere
der Kämpfe und von der Unerschütterlichkeit der Truppe!
Die außerordentlich schweren Verluste des Gegners scheinen
auch den Hauptgrund für den vorübergehenden Stillstand der
Kämpfe gebildet zu haben. Mit derart zusammengeschossenen
Truppen war eine Erneuerung der bisherigen Massenstürme aus¬
sichtslos. Zur Auffüllung der Verbände wurden nach Gefangenen»