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Die Kämpfe um Baranowitschi.
der Division Bredow ist die Hälfte, die 28. Landwehr-Brigade
mit sechs Bataillonen und drei Batterien bereits abgegeben, der
Rest in Stellung. Wird auch dieser noch herausgezogen, so wird
die Reserve so gering, daß ein etwaiger Durchbruch beim öfter-
reichischen XII. Korps nicht mit Sicherheit verhindert werden
kann."
Es waren Stunden seelischer Spannung für den Oberbefehls-
Haber und seinen Generalstabschef, Oberstleutnant Heye. Un-
geheuere Verantwortung lastete auf ihnen: Versagte die Armee-
abteilung der Heeresfront L i n s i n g e n die so nötigen Ver-
stärkungen, konnte dort unberechenbares Unheil hereinbrechen.
Andererseits konnte ein russischer Durchbruchsversuch gegen Ba-
ranowitschi glücken, wenn die Armeeabteilung nach Abgabe wei-
terer Kräfte nach Süden nicht mehr imstande war, russische An-
griffe abzuwehren. Dann mußte erst recht der erfolgreiche Durch-
bruch über Baranowitschi zu einer völligen Niederlage der Heeres-
front Linsingen führen, da alsdann dem Feinde der Weg
in den Rücken der schwer kämpfenden Front Linfingens
offenstand.
Im Kriege und im Kampf aber entscheiden nicht allein
Zahlen I Die moralische Kraft der Truppe muß in Rechnung ge-
setzt werden! Die Brandenburger, Schlesier, Posener und ihre
braven Verbündeten, die unter Generaloberst v. W o y r s ch die
Wacht an Schtschara und Serwetsch hielten, waren keine Truppen
die nach rückwärts sahen, die nach Reserven ausblickten, wenn
ein übermächtiger Feind angreifen sollte! In unzähligen Gefechten
hatten sie bewiesen, daß sie auch gegen anscheinend überwältigende
russische Massenangriffe ihre Stellungen bis zum letzten Mann
hielten. So entschloß sich der Generaloberst am 11. Juni, „bei
der Dringlichkeit der Lage doch noch weitere sechs Bataillone mit
Artillerie unter Führung des Generalleutnants v. Bredow an
die Heeresgruppe Linsingen abzugeben" und neue Reserven
auszuscheiden.
Leichten Herzens wird die Armeeabteilung die abzugebenden
Verbände nicht scheiden sehen! Aber dort unten ringen die Ka-
meraden in heißem Kampf: die Augen der ganzen Welt sind auf