Volltext: Der rechte Flügel der deutschen 2. Armee am 29. und 30. August [7A] (Band 7A I. Teil / 1925)

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Erfolg, der dem Korps v. Emmich den weiteren Kampf zur Er¬ 
zwingung des Ausganges von Guise und damit kostbares Blut er¬ 
spart hätte. Die Ablehnung der Waffenhilfe sollte mit dazu führen, 
daß die Verbindung des X. Reservekorps mit dem X. Armeekorps 
für fast zwei Tage abriß und eine Lücke von anfangs 20 km in der 
Armeefront aufklaffte. Daß Nachteile dieser Art und weitere Ge- 
sahrmomente erwachsen würden, lag zu der Stunde, als Graf v. 
Kirchbach bei Montigny seinen wohlerwogenen Entschluß faßte, 
noch keineswegs im Bereich der Möglichkeit. Sie ergaben sich als 
notwendige Folge des nicht vorauszusehenden französischen Angriffs 
auf St. Quentin. 
Das X. Reservekorps setzte um 5'° nachmittags den Marsch auf 
Seraucourt und Urvillers fort. Die Hitze hatte etwas nachgelassen, 
doch wurde jetzt die Truppe durch viele Stockungen, die von den meist 
überladenen Tornisterwagen verursacht wurden, ermüdet. 
Die 19. Reserve-Division schlug die Straße von Mon- 
tigny-Carotte über Fontaine—Hombliöres (Ost) ein. In der Abend- 
dämmerung wurde von General v. B a h r f e l d t nochmal eine ein- 
stündige Marschpause eingelegt. In Montigny rastete diesmal das 
Ende der Marschkolonne, das Reserve-Regt. 73. Da das Reserve- 
Dragoner-Regt. 6 Bewegung von Truppen vor Hombliöres gemeldet 
hatte, ging die Feldartillerie südlich Fontaine in Stellung. Roch 
rechtzeitig wurde erkannt, daß es sich um deutsche Truppen, die zum 
Kavalleriekorps v. R i ch t h o f e n gehörenden Garde-Jäger und 
Garde-Schützen handelte, die im Begriff waren, in Homblisres Orts- 
biwak zu beziehen. .Es wird dunkel. Wir marschieren weiter. Farben 
erlöschen. Umrisse werden schwankend. Schwer bewegt sich die 
Truppe vorwärts trotz der abgegebenen Tornister. Man erkennt 
kein Gesicht, keine Uniform. Unendlich müde! Zerschlagen! Jede 
Pause von einer Minute wird benutzt, um sich auf die Straße zu 
legen, in Staub, Dreck. Steine, Gras, Rüben, wo es gerade ist. Wir 
denken, an jeder Straßenbiegung kommt das Quartier; wir hoffen, 
und doch geht es weiter. Autos, Radfahrer. Reiter eilen vorbei. 
Ob wohl hinter den Bäumen Ruhe ist? . .*) Zwischen 11 und 1 Uhr 
*).Kriegstagebuch", von Arlur Kutscher, Lt. d. Ldw. Res.I.R. 92, a.o. 
Univerfilätsprofessor in München. Becklcher Verlag, 1915.
	        
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