Volltext: Der rechte Flügel der deutschen 2. Armee am 29. und 30. August [7A] (Band 7A I. Teil / 1925)

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Küchen das Essen ausgegeben haben. Hier und da liest einer wiederum 
die gestern eingetroffenen Feldpostbriefe mit den ersten Nachrichten 
von daheim. Wo Freunde zusammentreffen, werden Erlebnisse aus¬ 
getauscht. Die gewaltigen Eindrücke, die seit fast zwei Wochen täglich 
auf jeden einstürmten, verlangen nach Aussprache. Selbst der heutige 
Marsch mit weitem Abstand hinter dem Feinde brachte wilde Szenen 
des Krieges. An der Marschstraße durch Hannappes loderten zahl¬ 
reiche Feuersbrünste, so daß man stellenweise im Laufschritt vorüber¬ 
eilen mußte. Heimtückische Beschießung unserer Kavallerie durch 
Einwohner hakte solch harte Strafmaßnahmen notwendig gemacht. 
Der Anblick der Zerstörung prägte es jedem erneut in die Seele, wie- 
viel Heimsuchung dem eigenen Vaterlands durch die treue Hingabe 
und den Opfermut seiner Söhne erspart blieb. Offiziere des Brigade- 
Stabes und der 74er sitzen im Schatten eines Hauses und lassen sich 
von emem Ordonnanzoffizier der Brigade v. Winterfeldt 
Einzelheiten aus dem erfolgreichen Gefecht am gestrigen Abend bei 
Etreux erzählen. Er schildert das überraschende Zusammentreffen 
mit einer englischen Nachhut, den flotten Angriff der Reserve-Regi¬ 
menter 73 und 78 im Anschluß an den anstrengenden Marsch, den 
verzweifelten Widerstand der Engländer. Dann jene dramatische 
Episode, als auf der Straße von Oisy her zwei englische Geschütze 
über ihre Linie hinausgaloppierten, wobei das eine im Feuer schon 
auf 600 m liegen blieb, das andere aber bis dicht an die ersten Häuser 
von Etreux gelangte. Zwei Schuß konnte es noch abgeben, dann war 
seine Bedienung von der 1. Kompagnie der 73er unter Hauptmann 
Moldenhauer zusammengeschossen. Nachdem die Nacht her¬ 
eingebrochen war, ohne daß eine Entscheidung gefallen war, voll¬ 
brachte Hauptmann d. Res. G r a v e n h o r st, der Führer des HI. 
Bataillons der 73er, eine glänzende Tat. Mit nur zwei Gruppen 
stieß er bei völliger Finsternis überraschend gegen den Rücken der 
Engländer vor und nahm allein 300 Mann gefangen. Nach Bajonett¬ 
kampf mit dem I. Ball, der 73er streckten weitere 400 die Waffen. 
Die siegesfreudigen Musketiere aber zogen noch in der Nacht die er¬ 
oberten Kanonen im Triumph vor das Quartier ihres alten Divisions¬ 
kommandeurs, des Generals v. B a h r f e l d t. Willkommene Beute 
fand sich auf dem Bahnhof von Etreux, wo noch am 27. August ein
	        
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