Volltext: Der rechte Flügel der deutschen 2. Armee am 29. und 30. August [7A] (Band 7A I. Teil / 1925)

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schienen dann einige hundert Mann englischer Infanterie, die Ver¬ 
wundete mitführten und ohne Aufenthalt weitermarschierten. Da 
war es sicher: die Kanonen hatten gesprochen, der Feind war im 
Land! Am Vormittag waren bereits deutsche Schwadronen vorüber¬ 
getrabt, feldgraue Neiter in Unzahl. Keine blauen Uniformen mehr! 
Nur die langen Lanzen erinnerten an die gefurchtsten „uhlans", mit 
denen die Ältesten in den Ianuartagen des Jahres 1871 nach der 
Niederlage Faidherbes bei St. Quentin kurze Bekanntschaft 
gemacht hatten. Ängstlich harrt man nun des weiteren Verlaufs der 
Dinge. Eine deutsche Marschkolonne wird erwartet, für die auf 
Anordnung einer Radsahr-Patrouille Gefäße mit Wasser vor die 
Häuser gestellt worden sind. 
Bald ertönt aus der Straße von Aisonville Marfchtritt und 
Nädergerassel. Dann tauchen die ersten deutschen Infanteristen auf, 
voraus ein Offizier mit wenigen Mannschaften, die sogleich zum Süd- 
ausgang rücken, während sie sich im Borbeigehen Wasser zureichen 
lassen. Bärtige Männer, auch in feldgrauen Uniformen, staubbedeckt, 
durstig, ermüdet, die Gesichter vom Sonnenbrand gerötet und von 
Schweißfurchen durchzogen. Den gleichen Anblick bieten die nach¬ 
folgenden Bataillone des berühmten, unbesiegbaren deutschen Fu߬ 
volks. Sie machen halt, setzen auf freien Plätzen und Gärten die 
Gewehre zusammen und schnallen die schweren Tornister ab. Bakte¬ 
rien erreichen die Dorfstraße und beginnen die Pferde zu tränken. 
Es ist die Borhut der 19. Neserve-Division mit dem Reserve-In- 
fanterie-Negiment 74, der I. Abteilung des Reserve-Feld-Artillerie- 
Regiments 19 und einer Pionier-Kompagnie, die jetzt um 3 Uhr 
nachmittags in Montigny-Carotte eingerückt sind. Ihr Führer ist 
Oberftlt. N i e b e n s a h m, der bis Charleroi die 74er befehligte und 
für den dort gefallenen Generalleutnant Prinz Friedrich von 
Sachsen-Meiningen das Kommando über die 39. Neserve- 
Insanterie-Brigade — die Reserve-Infanterie-Regimenter 74 und 
92 — übernahm. 
Eine mehrstündige Nast ist angesagt, und man richtet sich schnell 
darauf ein. Die meisten schlafen, wo sie stehen, kaum daß die Feld-
	        
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