Volltext: Der rechte Flügel der deutschen 2. Armee am 29. und 30. August [7A] (Band 7A I. Teil / 1925)

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v. Emmich wurde der Gefangene, der über das ihm zugestoßene 
Mißgeschick völlig verstört war, nach St. Quentin gebracht. Aus 
seinen Papieren ging nun hervor, daß ein Angriff mit I., HL, XVIII. 
Armeekorps auf St. Quentin beabsichtigt gewesen war, und daß die 
Hannoveraner und die Garde acht feindliche Divisionen sich gegen¬ 
über hatten. Der Sorge einer Flankenbedrohung von Osten war 
man zwar dank der Kenntnis der feindlichen Befehle enthoben, doch 
stellten sich Bedenken ein, die linke Armeegruppe nochmal dem An¬ 
sturm solcher Übermacht auszusetzen. Ob das Armee-Oberkommando 
geschwankt hat, die b e i d e n Korps nordwärts hinter die Oise zurück¬ 
zunehmen, ist nicht überliefert. Dem Gardekorps wurde es frei- 
gestellt. Als das Generalkommando darauf verzichtete, beließ man es 
schließlich bei dem befohlenen Angriff, ein verantwortungsfreudiger, 
bedeutsamer Führerentschluß, der dem General v. B ü l o w zu hohem 
Ruhme gereicht und von dem kühnen Geist deutscher Strategie zeugt. 
Diese unbeugsame Tatkraft verdiente allein schon den Sieg. 
Es ist nicht ohne Interesse, nun auch die Handlungsweise 
des französischen Armeeführers, der trotz weit über¬ 
legener Kräfte am 29. August weder westlich noch östlich der Oise 
den Sieg zu erringen wußte, einer Betrachtung zu unterziehen. 
Der der 5. Armee aufgetragene Borstoß auf St. Quentin fiel aus dem 
Rahmen des allgemeinen Rückzuges heraus und war von 3 o f f r e 
nur als «Offensive mit beschränktem Ziel" gedacht. Die Armee 
mutzte sich also der allgemeinen Rückzugsbewegung bald wieder ein¬ 
fügen und daher anstreben, zugleich den von Guise und östlich davon 
zu erwartenden Bersolger fernzuhalten oder durch einen kräftigen 
Gegenschlag abzuschütteln. Rur dann würde der durch den Borstoß 
auf St. Quentin entstehende Zeitverlust nicht zur Gefahr werden und 
der Rückmarsch sich später ungestört fortsetzen lassen. Die Entlastung 
der Engländer war durchaus damit zu vereinigen, denn man hatte die 
erforderliche Kampfkraft, um die über St. Quentin nach Süden vor¬ 
gehenden deutschen Korps zu fesseln und gleichzeitig die bei Guise und 
oberhalb die Oise überschreitenden abzuwehren oder anzugreifen. 
So glänzend die Erfolgsaussichten am Morgen des Schlachttages 
gewesen waren, sah sich die Armee am Abend dennoch weit von den
	        
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