Volltext: Die ältesten Stammbücher des Stiftes Kremsmünster

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die Eintragungen aus; in den Jahren 1599—1623 hat sich niemand im Stammbuch 
verewigt. Am 3. Jänner 1524 unterschrieb der oberösterreichische Protestanten¬ 
führer Gottfried Freiherr v. Polheim mit dem Motto: Homo cum sit mortalis, odium 
immortale non gerat. Als letzte Eintragung erscheint: 1624 Herzog Adolf von 
Schleswig-Holstein, der seinen Namen dem seiner Vorgänger anfügte, und auf dem¬ 
selben Blatt mehrere sächsische Herzoge mit den Worten: Es lebe die Liebe, es 
lebe der Krieg. Hoffnung die edelle Dugent. 
Dem Studentenstammbuch können wir ein Kitterstammbuch gegenüberstellen. 
So glaube ich wenigstens das zweite Gedenkbuch bezeichnen zu sollen, wenngleich 
es durchaus nicht so klar und deutlich zu uns spricht, wie jenes. 
Es ist eine Papierhandschrift, bestehend aus 124 Blättern von der Größe 
20: 15 cm, mit Goldschnitt und rotem Samteinband. Pol. 1 trägt die Inschrift: 
„Stammenbuech darinen Vornemer Herrn Potentaten Dero Insignia und Wappen 
mit aigen Namens Hand Unterschriften verzeichnet: Darbey schöne künstlich illu¬ 
minierte Kuppfersttich und Trefflich bewerthe medicinische Stuck, Auch haupt 
warhafft chimische Process, begriffen, welche bey Ihro Durchleucht Ertzherzogen 
Leopold zu Oesterreich etc. und anderweitig elaboriert und just gefunden theils 
durch Herrn Petrum a Magier medicinae et Philosophiae Doctorem ac Sacri Palatii 
Comitem Palatinum etc. seeligen hinterlassenens Stammen Buech, welches ererbt 
unnd Ihro Hochwürden und Gnaden Herrn Herrn Erhardo (Bandnote: Erenberto) 
Praelaten des Hochfürstlichen Stüffts und Closters Crembsmtinster etc. dediciert und 
offeriert worden ao. 1676. Maximilian Lambert von Troneburg etc." 
Wie der Titel andeutet, besteht die Handschrift aus drei Teilen. Der erste 
Teil ist ein Wappenstammbuch. Der zweite Teil enthält 47 illuminierte Kupfer¬ 
stiche, Darstellungen aus der griechisch-römischen Mythologie, aus dem Leben 
Jesu usw. Der dritte Teil enthält in mehreren Kapiteln eine alchimistische Ab¬ 
handlung, „wie aus den drei Principiis: Vegetalibus, Mineralibus et Animalibus das 
größte arcanum der höchsten Medicin, das aurum potabile, auch der Lapis Philo- 
sophorum extrahiert und gemacht wird". 
Als Inhaber des Stammbuches wird im Titel Petrus a Magier angegeben, der 
Doktor der Medizin und Philosophie und comes Palatinus war. Aus den Akten des 
niederösterreichischen Landesarchivs läßt sich, wie mir Herr Kustos Dr. Vanesa 
freundlichst mitteilte, nachweisen, daß ein Petrus Magirus tatsächlich in den ersten 
Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts Landschaftsmedikus von Niederösterreich war; 
seine Bestellung scheint zwischen den Jahren 1610—1614 erfolgt zu sein. Da die 
letzte Eintragung des Stammbuches bereits dem Jahre 1609 angehört und keine 
einzige Widmung den Namen .des Petrus Magirus aufweist, kann dieser wohl nicht 
als Stammbuchführer bezeichnet werden. Von den 62 Eintragungen nennt über¬ 
haupt nur eine einzige einen Adressaten; sie gehört dem Jahre 1596 an und ist 
dem Johanniter-Ordensritter Heinrich v. Logau gewidmet. Sie erscheint mir des¬ 
halb ausschlaggebend, weil sie räumlich und zeitlich zu den ersten Aufzeichnungen 
des Stammbuches gehört, ja vielleicht die erste Eintragung überhaupt ist; vom
	        
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