Volltext: Landsturm im Hochgebirge

Marsch über Bäte ins Lager Vrh, östlich Canale am 
Jsonzo. Diese Märsche konnten infolge der zahlreichen 
feindlichen Flieger nur in großen Abständen und sto߬ 
weise erfolgen. 
Beim Brigadier Oberst v. Barza war herzlicher 
Empfang. ,,Grüß Gott, Tiroler!“ rief er unsern Leuten 
zu und traf damit den richtigen Ton. Da er von den 
bisherigen Kämpfen und Strapazen des Baons wußte 
und auch Kenntnis hatte, daß wir seit 29. August im 
Dienste gestanden waren, verordnete er als Heilmittel 
einige Rasttage, die ausnahmslos unser Wohlbefinden 
wesentlich hoben. 
In nächster Nähe lag die zerschossene Ortschaft 
Vrh. Aus der Ferne leuchtete der schneebedeckte 
Höhenzug, der sich vom Krn über den Mrzli Vrh bis 
zum Tolmeiner Brückenkopf herabzog. Die Krnspitze 
war vom Gegner besetzt, die meisten Wege im Raume 
Bainsizza vom Feinde eingesehen, bei Tag jeder Ver¬ 
kehr unterbunden. 
Der Kampfraum unserer Brigade zerfiel in zwei 
Abschnitte. Den Abschnitt I (von Auzza bis Canale) 
hatte das J.B. 11/22 zur Verteidigung zugewiesen, den 
Abschnitt II (von Canale bis Descla) hielten Bosniaken 
in festen Händen. Die Stellungen liefen entlang des 
linken Isonzoufers, am andern Ufer auf nächste Distanz 
stand der Gegner, oberhalb an der Korada dessen 
Artillerie. Auch hier war bei Tag an keinerlei Be¬ 
wegungsfreiheit zu denken, bei Dunkelheit dagegen 
wurde es lebendig und wie Wichtelmännchen krochen 
die Leute aus ihren Löchern. 
Die Unterkünfte waren alles eher als gemütlich. 
Schließlich konnte man ja beim Kriegführen nicht viel 
Gemütlichkeit erwarten, aber trockene Erdlöcher 
wären gewiß zu schaffen gewesen. Mit Brettern war 
außerordentlich gespart, der Regen hatte überall Zu¬ 
tritt und gegen Ärtilleriefeuer boten die Unterstände 
überhaupt keinen Schutz. Noch schlechter die Deckun¬ 
gen im Lager Vrh, Kote 716; aus Steinen, Buschwerk 
und einigen Brettern waren sie notdürftig zusammen¬ 
gebaut. Hier hielt sich zunächst das Baon auf und nach 
dessen Vorrückung der Baonsstab. Das Lager war sehr 
gefährdet, italienische Flieger surrten pausenlos dar¬ 
61
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.