Volltext: Landsturm im Hochgebirge

Sämtliche Kompagnien gingen nun daran, ihre 
Frontabschnitte auszubauen. Überall starrten uns un¬ 
berührte Schneeflächen entgegen, nirgends auf den 
Höhen waren Deckungen zu finden. An vielen Orten 
gruben wir im tiefen Schnee, um die angeblich vor¬ 
handenen Schützengräben im Erdboden aufzuspüren, 
doch wir suchten vergeblich. Da fingen wir an, selb¬ 
ständig zu bauen. 
Wir waren alle mitsamt nur große Theoretiker; 
unsere ersten Deckungen sahen auch demgemäß aus; 
seichte Gräben, in denen das Wasser wie in einem 
Bächlein dahinrauschte, eingesetzte Traversen, zum 
Umblasen schwach und unverhürdete Wände, die 
jeden Tag wieder einstürzten. Trotzdem gingen wir 
mit Stolz durch die neuentstehenden Deckungen. 
Hand in Hand damit ging die Schaffung von Unter¬ 
künften für die Reserven, doch standen anfangs noch 
die zahlreich vorhandenen Almhütten und Heustadel 
zur Verfügung. Aus dem Holze derselben bauten wir in 
der vorderen Verteidigungslinie unsere Unterstände, 
die natürlich in der Einfachheit und Ungemütlichkeit 
mit den Schützengräben konkurrieren konnten. Da lag 
man nun im Stroh, zog nachts nicht mehr die Kleider 
aus und war des Tags mit aller Energie bestrebt, die 
Bauarbeiten rasch vorwärts zu bringen. 
Jeden Tag rauschte ein Wolkenbruch auf uns 
nieder, begleitet von starken Gewittern, doch bald 
schien wieder die warme Frühlingssonne und ließ uns 
die Pracht der umgebenden Bergwelt bewundern. Vor 
uns ausgebreitet lagen die Grödner und Ampezzaner 
Dolomiten und aus der Ferne glänzte die Marmolata. 
Eisgepanzert und abweisend beherrschte sie die ganze 
Gegend. Unvergleichliche Landschaftsbilder und einzig¬ 
artige Stimmungen wurden uns erschlossen; wunder¬ 
sam war der Sonnenuntergang, wenn die Zinnen und 
Zacken rot erglühten und die schneebedeckten Fels¬ 
bänder weißglänzende Streifen dazwischen zogen. 
Große Eindrücke schuf das Abenteurerleben, das 
wir nun da oben auf dem prächtigen Almboden und im 
schüttern Lärchenwalde führten. Neuartige Beschäfti¬ 
gungsweise, feldmäßiger Dienst, feldmäßige Verpfle¬ 
gung und Unterbringung waren uns doch ungewohnte 
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