Volltext: Schicksale und Thaten des k. u. k. Infanterie-Regimentes Hoch- und Deutschmeister Nr. 4

46 
Schnee und Eis bedeckte Felswände vor den Augen der 
ermatteten Soldaten auf und versperrten ihnen den Weg. Graf 
Löben aber ließ den Muth nicht sinken, sondern vertraute auf 
die biedere Bevölkerung, die sich in jener Gegend vom 
wärmsten Vaterlandsgefühl begeistert zeigte. Ruhig erwartete 
er die Nacht; dann sendete er einen Unterofficier nach Lunz 
mit dem Befehle, einen ortskundigen Führer zu suchen; dieser 
konnte vielleicht die Division auf einem andern Wege nach 
Steiermark geleiten. 
Im ersten Bauernhause am See vertauschte der Corporal 
die Uniform mit Bauernkleidern und begab sich dann nach Lunz 
zu dem Eisenwerksbesitzer v. Amon, der ihm als ein ver 
lässlicher Mann bezeichnet worden und dessen Haus mit zechenden 
französischen Officieren und Soldaten angefüllt war; trotzdem 
gelang es dem Corporal, mit Herrn von Amon allein zu 
sprechen, der sich sogleich bereit zeigte, persönlich die Division 
zu retten. Er ließ Weib und Kinder, Hab und Gut bei den 
übermüthigen Franzosen zurück und erschien um Mitternacht 
bei der Division. Er hatte einige Gewerkarbeiter mitgenommen 
und ließ vorerst Brantwein und Lebensmittel an die gänzlich 
erschöpften Soldaten vertheilen, dann wurden in dem Eise an 
schroffer Wand Stufen ausgehauen. Mit höchster Lebensgefahr 
erstiegen nun die Soldaten die schwindelnde Höhe und erreichten, 
von Amon und seinen Leuten unterstützt, den Obersee, ohne 
dass auch nur ein Mann verunglückte. Von da gieng dann 
der Marsch über Schnee und Eis nach dem Dürr enstein, der 
auch glücklich überstiegen wurde. Die Division war gerettet. 
Den Dank wies v. Amon mit den Worten zurück, er habe nur 
seine Pflicht als Österreicher erfüllt. Fünf Jahre später, am 
13. Juni 1810, beehrte Se. Majestät Kaiser Franz I. Herrn 
Johann v. Amon mit seinem Besuche und dankte ihm persönlich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.