Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1899 (1899)

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hatte er — um sich die Grillen zu vertreiben — wieder ein¬ 
mal zu stark in's Glas geguckt, und so forderte Dämon 
Alkohol sein Opfer. 
Einer hatte sie Alle überlebt, das war d?r Michl, der 
viele Jahre nach jenem Ereignisse wieder auftauchte — siech 
an Körper und Seele, nur mehr ein Schatten seiner selbst. 
Was er in jener langen Zeit seiner Abwesenheit von X. trieb, 
wo er sich aufhielt, erfuhr man nicht, nm so weniger, als 
sich Niemand für ihn interessierte. Eines Tages jedoch erzählte 
er in ber Weinlaune, baß er ber Uebelthäter in jener Christ¬ 
nacht war, wir hörten bie Erzählung aus seinem Munbe. 
Durch bas Auftauchen bes Michl nnb seiner Erzählung 
würbe jener Frevel wieber Tagesgespräch; bie Behörden 
interessierten sich neuerlich für den Fall und besonders für 
den Hauptübelthäter, der nun eifrigst gesucht wurde, um zur 
Verantwortung gezogen zu werden, schließlich fand man ihn 
todt auf einem Anger nächst bem Josesiberge. 
Aie „KeLdenbaLLerie". 
Eine Artilleristen-Geschichte von Julius 93,*) 
Am 3. Juni 1859 saßen in einer Osttria zn Magenta 
ein Häuslein österreichischer Soldaten und thaten sich am 
billigen Weine gütlich. Die Mehrzahl der Anwesenben ge¬ 
hörte ber Cavallerie-Batterie Nr. 8 bes 2. Artillerie-Regi¬ 
mentes an; bie Uebrigen waren 7er-Jäger unb Erzherzog 
Wilhelm-Infanteristen. Fast alle Nationen Oesterreichs waren 
hier vertreten. 
Das Hauptgespräch brehie sich um bett morgigen Tag, 
denn man wußte, baß es am nächsten Tage zu einer Ent- 
scheibungsschlacht kommen werbe. 
Vormeister Engelbert Schmeibler machte zu ben Nicht- 
Artilleristen bie Bemerkung: „Morg’n werb’n wir Euch 
außareifjen!" 
„Ihr Bimser? Daß i net lach’!" entgegnete ein Zugs¬ 
führer von ber Wilhelm-Infanterie. „Ihr feib b’ Letzten, 
die was reden dürfen! Ohne uns Infanteristen könnt ös gar 
net existiren, benn mir sän bie Ersten" 
*) Nach authentischen Quellen.
	        
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