Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1895 (1895)

abgeschlagen. Er rückte nun über den Inn gegen Cham vor. 
Nicht allein einzelne Höfe, sondern ganze Dörfer wie Sulz¬ 
bach und Eholzing verwüsteten die Pfälzer in wildester Weise 
und führten die Bauern gefangen mit sich fort. Das Kloster 
Aspach wurde fürchterlich zugerichtet, der Markt Rotthal¬ 
münster gänzlich ausgeplündert. Ein gewisser Wmzerer raubte 
den Bauern in der Gegend von Burghausen mit seinem 
Gesindel ihr Zug- und Herdenvieh und alle sonstige Habe. 
Aber nicht allein die Pfälzer, sondern auch die Leute des 
Herzogs Albrecht betrugen sich wie Furien. Die Besatzung 
von Schärding war insbesondere, schreibt die Chronik, ein 
gar erbärmliches Volk. Tag und Nacht war nach der 
Erzählung eines Zeitgenossen des Abtes Angelus Rumpler 
von Farnbach, die Umgebung nie sicher vor ihren Ausfällen. 
Sie plünderten die Dörfer und quälten den armen Bauer 
auf erbärmliche Weise; setzte er sich zur Wehre, um sich und 
seine Habe zu schützen, so wurde es ihm als Frevel ange¬ 
rechnet, ließ er es aber geschehen, so nahm man ihm Alles, 
was er hatte. Weng und Altheim wurden geplündert, was 
nicht fest war, mitgenommen, selbst die Bürger fortgeführt, 
um von ihnen ein gutes Lösegeld zu erpressen. Schärding 
war nach der Schilderung des Chronisten durch jene Söldner¬ 
banden ein wahres Raubnest geworden. 
Kaiser Max der edle, ritterliche Fürst, zeigte anfangs 
wenig Freude zu diesem Kriege. Sein Lieblingsplan war 
um jene Zeit ein großer, mächtiger Zug gegen den Erbfeind 
der Christenheit, gegen die Türken. Voll Feuer agitierte 
der Kaiser für diesen Plan, der heilige Vater, der ihm von 
Rom einen geweihten Hut und Schwert übersendet hatte, 
unterstützte ihn dabei. Allein jene Zeit der edelsten Be¬ 
geisterung der Deutschen wie bei den Kreuzzügen war schon 
lange vorbei, kein Sinn für Religion mehr vorhanden. Nur 
Selbstsucht und klügelnde Sorgfalt für die Gegenwart er¬ 
füllte sie, kein großer Gedanke und Blick in die Zukunft, 
keine Sorge für Nachruhm und deutsche Ehre herrschten. 
Der Kaiser gab daher seinen Plan auf und schickte 
endlich lausend Mann gegen den Inn. Die oberösterreichischen 
Edelleute schloßen sich mit ihrem Aufgebote, welches unter 
die Führung Georg Schenk's von Ried gestellt wurde, dem 
Zuge an. Braunau wurde der Sammelpunkt.
	        
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