Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1895 (1895)

gefällige Züge, als auch die einnehmende Gestalt und Haltung 
erfreuten. 
„Wie wäre es, gnädigster Herr", sprach Vater Preysing 
hierauf mit treuherziger Bitte, „wenn Euer Gnaden den 
Knaben mit zu Felde nähmen und er dort sein Heil versuchte? 
Er hat Lust dazu. Auch kann er lesen und schreiben, reiten 
und fechten, so möcht’ er Euch vielleicht an mehr als einem 
Platze dienen." 
„Laßt den Buben mit mir ziehen, wenn er will," sagte 
hier Herr Georg Schenk. „Wenn er sich wohl hält, soll es 
ihm wohl ergehen und, ich will ihm mein Banner zu tragen 
geben. Dabei kann er aufschreiben, was er hört und 
sieht!" 
„Daß der Knabe Latein weiß und kann rechnen und 
schreiben", setzte Helfenstein hinzu, wird ihm nur nützen, so 
kann er als Musterschreiber bei seinem Fähnlein die Feder 
führen, wenn die Klinge ruht." 
Eberan wußte feine Freude kaum mehr zu bergen. Er 
gab dem Ritter Schenk die Hand und sprach: „Ihr sollt 
mich immer finden treu und wahr, so wahr mir Gott helfe! 
Meinem Dienste will ich auch vorstehen mit Klinge und Feder, 
so gut ich kann!" 
Da lachten die Herren und der Graf sagte: „Ich meine, 
der soll einschlagen!" Und Georg Schenk nickte dazu mit 
dem Kopfe. 
Und so geschah es. 
Unterdessen hatte der Krieg ans der einen Seite schon 
begonnen. Mit 500 Mann pfälzischen Kriegsvolkes war der 
Feldhauptmann der Herzogin Elisabeth, Hieronymus Stauffer, 
gegen das Hochstift Passau gezogen. Bischof zu Passau war 
damals Wigiläus Fröschl, ein sehr beliebter Priester, einer 
der tüchtigsten Fürstbischöfe und wahrer Vater seiner Unter¬ 
thanen, der von Hoch und Nieder gleich verehrt wurde. Noch 
heute ist sein Wappen, die grünen Frosche im schwarzen Felde, 
an manchen Orten und Städten am Inn zu sehen. Die 
Passauer schwuren, für ihren edlen Herrn eher das Leben 
zu lassen, als auch nur einen Stein an die Pfälzer zu 
übergeben. 
Hauptmann Stauffer zog daher unverrichteter Dinge 
wieder ab und zog gegen Schärding, wurde dort aber ebenfalls
	        
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