Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1895 (1895)

„Mitziehen mit Max, dem edlen, ritterlichen Kaiser!" 
Das war der Gedanke, welcher sein Herz plötzlich in freudige 
Wallung versetzte. Und es war dazu nicht mehr zu früh, 
denn er war bereits neunzehn Jahre alt. 
In diesem Augenblicke trat die Mutter ein. Als diese 
ihn so das Ritterschwert schwinge» und dann wieder beiseite 
stellen sah, da erschrack sie fast bei dein Gedanken, daß Eberan 
ein so mannhafter Jüngling geworden sei und vielleicht gar 
einst aus dem Hause wolle. Sie sprach leise zu dem Vater 
davon und sagte: „Mach', daß der Bub anfängt, etwas zu 
treiben, denn er fängt sonst nichts als Händel an und wird 
einmal todtgeschlagen werden, wie ich gewiß glaube." 
„Das sollte mit doch leid thun", meinte der Alte: 
„Denn der Knab' ist nicht ungeschickt und weiß mancherlei, 
das heute selten ist." 
„Ganz recht", bestätigte die Mutter zur Ehre ihres 
Eberan, „aber weißt Du, was aus ihm werden soll?" 
„Fragt doch den Kaiser Max," sagte der Jüngling, 
Lessen seines Ohr die Zwiefprach vernommen hatte, „der wird 
gleich einen Rath wissen; oder wenn Ihr nicht wollt, so laßt 
mich selbst bei ihm anfragen!" 
„Schweig", erwiderte Vater Preysing. „Da will ich 
lieber unseren Herrn Jörg von Helsenstein fragen wenn ich 
die Wehren in die Burg schaffe." 
, Indem der Alte noch weiter reden wollte, drang plötzlich 
Pferdegetrappel und Hufschlag von der Straße in die Werkstätt. 
Augenblicklich hielten zwei mächtige Reiter mit blankem Stahl¬ 
harnisch und hochbefindertem Helme mit einem kleinen Gefolge 
von Reisigen vor dem Hanse Meister Prehsings. 
„Siehe da", sprach er, „da ist ja Herr Jörg von Helfen¬ 
stein und Ritter Georg Schenk. Die find heute wie von 
Gott gesandt; wenn die mit dem Kaiser in das Feld ziehen, 
da soll Eberan mit ihnen gehen!" 
„In Gottes Nomen", sagte die Mutter. 
Im Nu waren die Geharnischten von den Pferden und 
zwei ihrer Reisigen waren augenblicklich bei der Hand, die 
feurigen Rappen an sich zu nehmen. Wer aber etwa auf 
der Gasse vorüberging, grüßte mit Ehrfurcht die stattlichen 
Herren, denn sie waren hochgeehrt in der Gegend weit und 
breit. Der eine, der Graf von Helsenstein, war Coinman-
	        
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