Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1895 (1895)

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war in kaltem Schweiß gebadet, als ich mit einem Angst¬ 
schrei aus dem Schlafe auffuhr. 
„Du siehst ja aus wie eine Leiche", rief mir meine Frau 
entgegen, als ich am nächsten Morgen in die Frühstücksstube 
trat. „Ist dir etwas passirt?" 
Ich versuchte zu lächeln; aber 
ich fürchte, der Versuch gelang 
mir ziemlich schlecht. „Denke dir", 
sagte ich langsam, „ich habe den 
Traum heute Nacht wieder gehabt." 
Meine Frau sah mich schwei¬ 
gend an. 
„Entweder werde ich wahn¬ 
sinnig ober — oder — es ist in C. 
irgend etwas Schlimme- passirt." 
„ Aber Du Abergläubischer—" 
Sie vollendete den Satz nicht; 
das Mädchen trat mit den Briesen 
und Zeitungen ein. 
Ich warf einen Blick auf die 
Briefe. „Da, da haben wir es ja. 
Ein Brief aus C.!" 
„Nun ja — und weiter! — 
Mach' ihn doch zuerst auf!" 
Ich öffnete das Couvert mit 
bebenden Fingern; ich war fest über¬ 
zeugt, daß es eine Unglücksbotschaft 
enthalten mußte. 
„Nu?" 
„D mein Geschäftsfreund bittet 
mich nur, heute zu einer Besprechung 
hinüberzukommen." 
Meine Frau brach in ein 
Helles Sachen aus. „Und darum 
der dreifache Traum. Na, mach' 
nur, daß du fortkommst. Der 
Zug geht in einer halben Stunde. 
Und hörst du, bringe mir ein anderes Gesicht mit." 
Allein, es war seltsam, als ich in den Zug stieoi, suhlte 
ich mich beklommener denn jemals. Ich entfaltete meine 
MMW
	        
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