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polizeiwidriges Individuum erhält, dessen Größe sehr lebhaft
an den Richnerv des Nashorns erinnert. Derlei Danaer¬
geschenke sind Niemanden, selbst dem Geizigsten nicht ange¬
nehm, denn die Verdopplung des zum Verbrauch von Taschen¬
tüchern höchst nöthigen Organs beweist stets, daß wir unseren
Vorgesetzten irgendwie nicht recht riechen. Deshalb hat eine
solche Nase etwas Widerliches an sich.
Das Eigenthümlichste bei der ganzen Geschichte ist, daß
wir die erhaltenen Schmecker nicht an dem Orte befestigen,
wo er von Rechtswegen hingehört, also mitten im Gesicht,
sondern daß wir ihn fein
säuberlich einstecken. Weil
demnach diese Klasse von
Nasen nach Veilchenart nur
im Verborgenen blüht, sind
wir leider nicht im Stande,
einem Menschen zu sagen, die
wievielte Nase er bereits
sein Eigen nennt. Die fremde
Nase—Nasus communis
indignationis — kommt
wie der Dieb über Nacht
und so können harmlose
Leute trotz ihres „Nichts¬
durchbohrenden Gefühles"
meuchlings mit dem ausge¬
suchtesten Exemplar bedacht
werden.
Die größte Hoffnung
auf eine Nase in zweiter ver¬
besserter Austage haben die Beamten, Lehrer, Redakteure,
überhaupt alle, über deren irdischem Thun und Lassen eine
Vorsehung in Gestalt von Vorgesetzten waltet.
Der gutgesinnte, friedliche Staatsbürger, der seine Steuern
redlich zahlt, nicht raisonirt, zur bestimmten Stunde in ein
bestimmtes Stammbeisel geht; daselbst seinen Tappet macht
und sein Gläschen Bier trinkt, nur der steckt die etwa er¬
haltene Nase von „oben" mit frischem Gleichmut!) ein und
fragt nicht lange, worin der Grund dieser Freigebigkeit liegt,
wie dieser Grund aussieht und ob er wirklich „gründlich"