Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1894 (1894)

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aufgezogen und so lange sie nicht getragen wird, je nach der 
Gewohnheit, gelegt und gehängt werden. Damenuhren gehen 
nicht ihrer Kleinheit wegen, sondern aus dem Grunde nicht 
richtig, weil sie nie so regelmäßig getragen werden, wie es 
bei den Herrenuhren der Fall ist. Jede Uhr geht im Hängen 
anders als im Liegen oder Tragen, und bei ganz theueren 
und seinen Uhren ist dieser Unterschied so unbedeutend, daß 
er sich nur in Secunden bemerkbar macht. An Uhren mit 
Doppeldeckel lasse man nie den über dem Glas befindlichen 
Deckel offen stehen. Man sollte sich gewöhnen, seine Uhr nicht 
allein aus dem Grunde morgen» aufzuziehen, weil das Auf¬ 
stehen ! nd Ankleiden in der Regel zu einer bestimmteren Zeit 
geschieht als das Auskleiden und Zubettgehen, sondern weil 
die vollausgezogene Federkraft leichter die Störung überwindet, 
die den genauen Gang der Uhr während der Bewegung im 
Tragen beeinflußt. Das Springen der Feder wird nicht so 
häufig vorkommen, wenn die Uhr behutsam aufgezogen und 
nicht direkt aus der warmen Tasche an die kalte Wand ge¬ 
hängt oder auf eine kalte Marmorplatte gelegt wird; eine 
schützende Unterlage ist sehr anznrathen. Uebrigens ist die 
beste Feder nicht vor dem Springen zu bewahren, und früher 
oder später ist dies das Schicksal einer jeden. Die Leistungs¬ 
fähigkeit der Uhr, oder besser gesagt, der genaue Gang der¬ 
selben, richtet sich sehr nach deren (Konstruktion und deren 
mehr oder minder hohen Vollendung. Die Veränderung des 
Oeles, die Schwankungen der Temperatur, die Dichtigkeit oder 
Feuchtigkeit der Luft äußert sich auf den Gang einer jeden 
Uhr in sehr bemerkbarem Grade, und nur die mit höchster 
Vollendung gearbeitete Ankeruhr ist imstande, diese Einflüsse 
auf ein geringes Maß zu beschränken. Thatsächlich richtig 
geht keine Uhr, und über den Gang der besten Zeitmesser, 
zum Gebrauch der Sternwarten und der Schiffahrt dienend, 
werden Tabellen angefertigt, um diejenige Regulierung bringen 
zu können, deren sie überhaupt fähig ist, aber keinem wird 
es möglich sein, eine Uhr fertig reguliert seinen Kunden ab¬ 
zuliefern; denn das Tragen einer Uhr bringt wieder eine 
Gangveränderung hervor, die bei jeder Uhr verschieden ist und 
vorher nicht bestimmt werden kann. Eine Uhr lasse man alle- 
zwei, höchstens drei Jahre reinigen, wenn man nicht selbst 
Schuld an dem Verderben tragen will. Mit der Zeit zersetzt:
	        
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