Volltext: Die Städte, Märkte, Klöster und Schlösser des Innkreises

I n n k r e i s. 
Scheerding. 
Scheerding, höchst wahrscheinlich das boische Noreja und hiemit von sehr hohem Alter 
und urkundlich zuerst im Jahre 893 erscheinend, war früher eine Ortschaft im Mattichgau und 
gehörte im 11. Jahrhundert den Grafen von Formbach, Pütten und Scheerding, um 1156 Bay¬ 
ern, dann seit llo8 den Grafen von Andechs, von 1330 Friedrich dem Streitbaren, von 1244 
Otto II. von Meran und seit 1324 durch Belehnung Otto II. von Bayern. 1225 erbaute Leopold 
II. von Oesterreich mit Bewilligung Ludwig des Bayers daselbst eine Feste, welche mit dem 
Markte nachher sehr oft zum ^Zankapfel geworden. Denn schon im Jahre 1232 warf sich der 
babenbergische Feldhauptmann Muringer von Weser auf Scheerding, und im folgenden Jahre 
nahm es Otto von Bayern wieder mit Sturm. Im Jahre 1237 ward es abermals zerstört und 
1246 und 1258 eroberte und verbrannte es zum Theil König Ottokar von Böhmen. 
Im Jahre 1308 ward es durch den gegen die Herzoge Stephan und Otto kämpfen¬ 
den Herzog von Oesterreich Albrecht geängstigt, 1310 dann von Laurenzi bis Michaelis von 
Friedrich dem Schönen von Oesterreich und Konrad IV. von Salzburg belagert, ohne aber über¬ 
zugehen, ebenso im Kriege zwischen Oesterreich und Bayern (von 1363 — 69) von den baye¬ 
rischen Herzogen, wesshalb Budolph der IV. von Oesterreich Scheerding (1364) zur Stadt 
erhob. Während der Fehde, welche die Scheerdinger wegen Verweigerung von Salzmauthcn 
mit den Passauern führten, (1334 und 35) hatte Scheerding vom passauischen Bischöfe Leon¬ 
hard abermals eine Belagerung auszuhalten, 1504 wollten im Landshuter Erbfolgekrieg es 
auch die Pfälzer einnehmen, liessen jedoch bald davon ab, denn Ludwig der Gebartete von 
Bayern hatte es im Jahre 1449 wohl befestigen lassen und zwar mit dem Zwinger am Vor¬ 
hof, dem Thor und Thurm, dem Felsengraben an der Wasserseite, dem Stadtzwingerthurm 
(Heiling) und dem Innthore nebst dem Zwinger vom Aichbüchel bis an den Vorhof etc. Im 
30jährigen Krieg litt Scheerding ebenfalls manches, besonders in den letztern Jahren; im spa¬ 
nischen Successionskrieg ängstigte es 1703 der kaiserliche General Beventlau vom 26. bis 
zum 28. August mit glühenden Kugeln, wodurch ein grosser Tlieil der Stadt zerstört ward. 
Im Jahre 1705 (4. Dezember) nahmen es die aufgestandenen bayer'schen Bauern ein, und 
1724 brannten daselbst 32 Häuser samrnt dem Schlosse ab. Im österr. Erbfolgekrieg hatten 
die Oesterreicher bereits am 3. Jenner 1742 nebst andern auch Scheerding zur Kapitulation 
genöthigt. In den Jahren 1775 und 1779 hatten daselbst wieder Feuersbrünste statt. Sodann 
begannen die Hin- und Wiedermärsche der freund - und feindlichen Truppen, als 1780, 
200,000 Mann Oesterreicher, dann 1790 und 1798. Im Jahre ,1800 besassen es schon die 
Franzosen. 1805 gingen zu Scheerding die Oesterreicher über den Inn, und am 31. October 
drang ein französisches Armeekorps von 30,000 Mann verheerend durch Scheerding; am 10. 
und 11. April 1809 rückte dann ein Theil der österr. Armee über dasselbe nach Bayern. Am 
26. und 27 aber ward die ganze Stadt bis auf 36 Häuser durch Brand zu einem Schutthaufen 
verwandelt. Ausserdem kam gerade zu dieser Zeit noch der Feind 30,000 Mann stark in die 
Stadt und plünderte mehr oder weniger 6 Tage hindurch.
	        
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