Volltext: 9. Heft 1914 (9. Heft 1914)

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nien, bei Mitrowitz an der Save und einige Tage später 
auch von Belgrad aus drangen die Serben über die 
Grenze vor und erreichten zunächst auch die Räumung 
von Schabatz. Aber bei Mitrowitz traf sie auch sogleich 
das Unglück. Mehrere tausend Serben wurden nach kur¬ 
zem Kampf, sobald sie ungarischen Boden betreten hatten, 
überwältigt und gefangen genommen. Die erste Meldung 
sprach von 4000 Gefangenen; es stellte sich aber bald her¬ 
aus, daß die Zahl noch erheblich größer war. In Bosnien 
gestattete ihnen die Natur des Geländes, sich länger zu 
halten. Auch von Belgrad aus glückte am 10. die Besetzung 
von Semlin. Das war eine Aufmunterung des serbischen 
Selbstgefühls, aber nichts, was das Kriegsglück wenden 
konnte. Ein weiterer Versuch der Serben, am 12. Sep¬ 
tember unterhalb Belgrad über die Donau zu gehen und 
sich in der ungarischen Stadt Pancsova festzusetzen, 
scheiterte gänzlich. Dazu kam, daß die Nachwirkungen 
des Mißgeschicks von Mitrowitz schlimmer waren, als 
die ermutigenden Eindrücke der überraschenden Offen¬ 
sive den Serben Nutzen bringen konnten; denn es waren 
die besten Truppen der Serben, die dort vernichtet wor¬ 
den waren. Nach den schweren Verlusten der Drina- 
Division im Anfang des Feldzuges war nun auch der 
Stolz der serbischen Armee, die Timokdivision, durch einen 
Verlust von mehr als 10 000 Mann und vielem Kriegs¬ 
material in einen Zustand versetzt worden, daß sie als 
aufgerieben gelten konnte. Die Katastrophe war dadurch 
herbeigeführt worden, daß es einem Monitor gelungen 
war, die Savebrücke zu sprengen, als die serbischen 
Truppen den Fluß überschritten hatten und soeben in den 
Bereich der besonders günstig aufgestellten österreichisch¬ 
ungarischen Batterien geraten waren. Als das furchtbare 
Artilleriefeuer die Reihen der vom Rückzug abgeschnittenen 
Serben schon schwer erschüttert hatte, vollendete ein ge¬ 
schickt und kühn durchgeführter Angriff der Honved- 
husaren die gänzliche Auflösung. Nur der Besitz von 
Schabatz und Semlin ermöglichte es den Serben, einen 
Teil ungarischen Gebiets auf dem linken Save-Ufer, den 
Bezirk von Ruma, noch länger zu halten. 
In der zweiten Hälfte des Septembers wurden die 
Serben trotz aller ihrer Anstrengungen in hartnäckigen 
Einzelkämpfen sowohl vom ungarischen als auch vom 
bosnischen Boden wieder verdrängt. Schon wurde der 
Kampf wieder auf serbisches Gebiet hinübergetragen. 
Wie verzweifelt er von den Serben geführt wurde, da¬ 
von gibt die Schilderung eines österreichischen Offiziers 
einen deutlichen Begriff. Er erzählt: „Die serbische 
Infanterie ist sehr tapfer, schießt aber schlecht; nur ihre 
guten Schützen und die Komitatschis werden dazu ver¬ 
wandt, auf Bäumen versteckt, hauptsächlich die öster- 
reichisch-ungarischen Offiziere zusammenzuschießen. Die 
serbische Artillerie ist vorzüglich, was sich ganz natürlich 
durch den Umstand erklärt, daß sie im eigenen Lande 
kämpft, jede Distanz genau kennt und von der heimischen 
Landbevölkerung sehr gut unterstützt wird. Wohin die 
österreichisch-ungarische Infanterie sich bewegt, da sieht 
man überall Strohhaufen und Häuser in Flammen auf¬ 
gehen; hierdurch wird 
der serbischen Artillerie 
die Richtung ange¬ 
geben. Der serbische 
Soldat ist, wie gesagt, 
nicht feige; zwar haben 
sich viele gefangen¬ 
nehmen lassen, jedoch 
nur, um uns durch 
falsche Angaben zu 
täuschen oderznmeuchel- 
mörderischem Zweck. 
Es ist vorgekommen, 
daß Gefangene ver¬ 
steckt gehaltene Hand¬ 
granaten auf die sie 
begleitende Patrouille 
warfen und dann, die 
Verwirrung benutzend, 
flüchteten. Weiber 
kämpfen mit Geweh¬ 
ren, Kinder werfen 
aus dem Hinterhalt 
Handgranaten; ein 
zwölfjähriges serbi¬ 
sches Mädchen, dasmit 
Gewehrschüssen in den 
Beinen im Spital zu Neusalz liegt, rühmt sich, sechzehn 
Bomben auf österreichisch-ungarische Soldaten geworfen 
zu haben." Es waren unter solchen Umständen noch harte 
Kämpfe zu erwarten, als die österreichisch-ungarische 
Heeresleitung Ende September beschloß, zu einer stär¬ 
keren Offensive gegen Serbien vorzugehen. 
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz. 
Von Wilhelm von Massow. 
Nach dem Fall von Maubeuge schien dem Vormarsch 
der deutschen Armeen des rechten Flügels gegen die Linie 
Paris—Verdun kein größeres Hindernis mehr entgegen¬ 
zustehen. Die große Schnelligkeit, mit der dieser Vor¬ 
marsch begonnen worden war, konnte wohl den Ein¬ 
druck erwecken, als rechne die deutsche oberste Heeres¬ 
leitung damit, den ganzen Feldzug auf diesem Wege zu 
einer baldigen Entscheidung zu bringen. Durch das Vor¬ 
dringen der 1. Armee des Generalobersten von Kluck in 
Verbindung mit dem Kavalleriekorps von der Marwitz war 
überdies ein starker Druck auf den linken Flügel der ver- 
Maschinengewehr-Abteilung -es österreichisch-ungarischen Heeres feuert auf die weichenden Serben.
	        
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