Volltext: 9. Heft 1914 (9. Heft 1914)

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doch mehr auf kleinere Unternehmungen, wenn nicht 
Verhältnisse ganz besonderer Art die Möglichkeit einer 
größeren Offensive begünstigen. Aufklärungen, Vor¬ 
postenplänkeleien, Vorstöße kleinerer Abteilungen mit 
bestimmten Aufträgen oder einheitlich angesetztes Vor¬ 
gehen mehrerer .solcher Abteilungen gegen ein bestimmtes 
Ziel sind die Ereignisse, von denen die Presse jetzt meldet. 
Daß der Angriff einer Stellung in jenen Gebirgs¬ 
gegenden mit den steilen Schluchten, tief eingeschnittenen 
Tälern und unwegsamen Kommunikationen enorme 
Schwierigkeiten macht, ist leicht verständlich. Es sind 
Verhältnisse, wie sie ähnlich in Serbien bei den Kämpfen 
der österreichisch-ungarischen Heeresteile vorkommen. Die 
Entwicklung größerer Truppenmassen nach taktischen 
Grundsätzen ist in solchen Gebirgsgegenden nur aus¬ 
nahmsweise möglich; gewöhnlich gilt es, von dem Ge¬ 
lände und der Gelegenheit Nutzen zu ziehen. Die Ge¬ 
schicklichkeit des Führers, die Bekanntschaft mit dem Ge¬ 
lände, die Ausnutzung der Hilfe günstig gesinnter Landes¬ 
bewohner und die natürliche Anlage der Soldaten für 
den Gebirgskrieg bieten dabei oft große Vorteile, be¬ 
sonders in Feindesland und bei Überraschungen. 
Der Künstler zeigt in dem heutigen Bilde, wie tür¬ 
kische Infanteristen unter Ausnutzung der Lage die Ge¬ 
legenheit zum Überfall russischer Reiterei benutzen, die 
unter ihr die Gebirgsstraße aufwärts rückt, wobei sie 
von ihrem Gewehrfeuer und den zur Hand liegenden, 
vorher dorthin gebrachten Steinen und deren zerschmettern¬ 
den Wirkung Gebrauch machen. Daß letzteres Mittel 
jedesmal angewendet wird, ist nicht anzunehmen; 
wohl aber ist es möglich, daß ein umsichtiger Führer in 
solcher Lage bei günstiger Gelegenheit davon Gebrauch 
machen kann und wird. 
Ob und wie oft solche Vorfälle nun in der Tat vor¬ 
gekommen sind, entzieht sich vorläufig der Beurteilung, 
da, wie schon erwähnt, Einzelheiten über die Kriegs¬ 
ereignisse nicht in die Öffentlichkeit gelangt sind. Fest 
steht jedoch, daß die Türken bislang vom Kriegsglücke 
begünstigt sind und auf allen Stellen im Kaukasus, d. h. 
auf ihrem linken Flügel am Tschorokflusse, in der Mitte 
gegen Kars zu und auf ihrem rechten Flügel an der per¬ 
sischen Grenze in langsamem, aber ständigem Vordringen 
begriffen sind. 
Vorläufig ist Batum von den Türken einge¬ 
schlossen, und der russische Versuch des Entsatzes durch 
die Landung bei Gonia sowie der Angriff auf die 
türkische Flanke sind mißlungen. Daß ein solcher rus¬ 
sischer Versuch gemacht wurde, war vorauszusehen; denn 
Batum ist als Endpunkt der Kaukasusquerbahn Baku — 
Tiflis—Batum durch die Querspalte zwischen dem Großen 
und Kleinen Kaukasus und durch das diese beiden ver¬ 
bindende Suramgebirge nicht nur für militärische Ope¬ 
rationen, sondern besonders in kommerzieller Beziehung 
von der allergrößten Wichtigkeit, da der Handel mit dem 
in direkter Röhrenleitung von Baku dorthin überführten 
Petroleum den Hauptreichtum dieser Stadt bildet. 
Batum, der beste Ankerplatz an der Ostküste des Schwarzen 
Meeres, früher eine römische Militärstation, ist im Alter¬ 
tum schon als Petra durch 
die Belagerung im Jahre 
541 von seiten der Perser 
bekannt; Anfang des 17. 
Jahrhunderts gelangte es 
in den Besitz der Türken, 
die es stark befestigten und 
in den Kriegen 1828/29 und 
1877/78 gegen die Russen 
hielten. Letzteren wurde 
die Stadt erst durch den Ber¬ 
liner Kongreß zugesprochen. 
1881 zum Freihafen erklärt, 
verlor Batum diese Eigen¬ 
schaft durch das eigenmäch¬ 
tige Vorgehen von Ru߬ 
land, das dann die Befesti¬ 
gungen der Stadt vervoll¬ 
kommnete. 
Ob Batum durch seine 
militärischen Vorbereitun¬ 
gen in der Lage ist, einer 
türkischen Belagerung lange 
Widerstand zu leisten, müs¬ 
sen die Ereignisse ergeben. 
Wenn seine Friedensgarnison auch durch den Rückzug der 
Russen jedenfalls verstärkt ist, so sind doch alle wichtigen 
Wege nach der Stadt und die dieselbe beherrschenden 
Höhen bereits in Händen der Türken. Der innere Ge¬ 
halt der beiderseitigen Gegner wird auf den Verlauf der 
Ereignisse nicht ohne Einfluß bleiben. Die Begeisterung 
infolge der Erklärung des „Heiligen Krieges" bei den 
Türken und die Unterstützung durch die Landesbewohner, 
sowie die Niedergedrücktheit russischerseits infolge der 
Niederlagen im Kaukasus, in Polen und Galizien, die 
fehlende Ausbildung des Ersatzes an Mannschaften und 
der Mangel an Offizieren und Unteroffizieren dürfte 
noch eine große Rolle nicht nur bei Batum, sondern auf 
diesem ganzen Kriegsschauplätze spielen. 
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Entdeckte Kriegslist. 
Bei ihrem ersten berühmten Vormarsch ins russische 
Polen hinein ist durch die Wachsamkeit eines Dragoner¬ 
leutnants die Armee Dankl vor schwerem Schaden be¬ 
wahrt worden, der sie leicht ihren Führer hätte kosten 
können. Der marschierenden Armee weit voraus, als soge¬ 
nannte Aufklärungsspitze, zog eine Abteilung von 40 Dra¬ 
gonern. Der Ritt ging durch sommerliches Land, und 
iC 
Phot. R. Sennecke, Berlin. 
Der Kriegshafen von Vatum, der von den Türken eingekreist ist.
	        
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