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doch mehr auf kleinere Unternehmungen, wenn nicht
Verhältnisse ganz besonderer Art die Möglichkeit einer
größeren Offensive begünstigen. Aufklärungen, Vor¬
postenplänkeleien, Vorstöße kleinerer Abteilungen mit
bestimmten Aufträgen oder einheitlich angesetztes Vor¬
gehen mehrerer .solcher Abteilungen gegen ein bestimmtes
Ziel sind die Ereignisse, von denen die Presse jetzt meldet.
Daß der Angriff einer Stellung in jenen Gebirgs¬
gegenden mit den steilen Schluchten, tief eingeschnittenen
Tälern und unwegsamen Kommunikationen enorme
Schwierigkeiten macht, ist leicht verständlich. Es sind
Verhältnisse, wie sie ähnlich in Serbien bei den Kämpfen
der österreichisch-ungarischen Heeresteile vorkommen. Die
Entwicklung größerer Truppenmassen nach taktischen
Grundsätzen ist in solchen Gebirgsgegenden nur aus¬
nahmsweise möglich; gewöhnlich gilt es, von dem Ge¬
lände und der Gelegenheit Nutzen zu ziehen. Die Ge¬
schicklichkeit des Führers, die Bekanntschaft mit dem Ge¬
lände, die Ausnutzung der Hilfe günstig gesinnter Landes¬
bewohner und die natürliche Anlage der Soldaten für
den Gebirgskrieg bieten dabei oft große Vorteile, be¬
sonders in Feindesland und bei Überraschungen.
Der Künstler zeigt in dem heutigen Bilde, wie tür¬
kische Infanteristen unter Ausnutzung der Lage die Ge¬
legenheit zum Überfall russischer Reiterei benutzen, die
unter ihr die Gebirgsstraße aufwärts rückt, wobei sie
von ihrem Gewehrfeuer und den zur Hand liegenden,
vorher dorthin gebrachten Steinen und deren zerschmettern¬
den Wirkung Gebrauch machen. Daß letzteres Mittel
jedesmal angewendet wird, ist nicht anzunehmen;
wohl aber ist es möglich, daß ein umsichtiger Führer in
solcher Lage bei günstiger Gelegenheit davon Gebrauch
machen kann und wird.
Ob und wie oft solche Vorfälle nun in der Tat vor¬
gekommen sind, entzieht sich vorläufig der Beurteilung,
da, wie schon erwähnt, Einzelheiten über die Kriegs¬
ereignisse nicht in die Öffentlichkeit gelangt sind. Fest
steht jedoch, daß die Türken bislang vom Kriegsglücke
begünstigt sind und auf allen Stellen im Kaukasus, d. h.
auf ihrem linken Flügel am Tschorokflusse, in der Mitte
gegen Kars zu und auf ihrem rechten Flügel an der per¬
sischen Grenze in langsamem, aber ständigem Vordringen
begriffen sind.
Vorläufig ist Batum von den Türken einge¬
schlossen, und der russische Versuch des Entsatzes durch
die Landung bei Gonia sowie der Angriff auf die
türkische Flanke sind mißlungen. Daß ein solcher rus¬
sischer Versuch gemacht wurde, war vorauszusehen; denn
Batum ist als Endpunkt der Kaukasusquerbahn Baku —
Tiflis—Batum durch die Querspalte zwischen dem Großen
und Kleinen Kaukasus und durch das diese beiden ver¬
bindende Suramgebirge nicht nur für militärische Ope¬
rationen, sondern besonders in kommerzieller Beziehung
von der allergrößten Wichtigkeit, da der Handel mit dem
in direkter Röhrenleitung von Baku dorthin überführten
Petroleum den Hauptreichtum dieser Stadt bildet.
Batum, der beste Ankerplatz an der Ostküste des Schwarzen
Meeres, früher eine römische Militärstation, ist im Alter¬
tum schon als Petra durch
die Belagerung im Jahre
541 von seiten der Perser
bekannt; Anfang des 17.
Jahrhunderts gelangte es
in den Besitz der Türken,
die es stark befestigten und
in den Kriegen 1828/29 und
1877/78 gegen die Russen
hielten. Letzteren wurde
die Stadt erst durch den Ber¬
liner Kongreß zugesprochen.
1881 zum Freihafen erklärt,
verlor Batum diese Eigen¬
schaft durch das eigenmäch¬
tige Vorgehen von Ru߬
land, das dann die Befesti¬
gungen der Stadt vervoll¬
kommnete.
Ob Batum durch seine
militärischen Vorbereitun¬
gen in der Lage ist, einer
türkischen Belagerung lange
Widerstand zu leisten, müs¬
sen die Ereignisse ergeben.
Wenn seine Friedensgarnison auch durch den Rückzug der
Russen jedenfalls verstärkt ist, so sind doch alle wichtigen
Wege nach der Stadt und die dieselbe beherrschenden
Höhen bereits in Händen der Türken. Der innere Ge¬
halt der beiderseitigen Gegner wird auf den Verlauf der
Ereignisse nicht ohne Einfluß bleiben. Die Begeisterung
infolge der Erklärung des „Heiligen Krieges" bei den
Türken und die Unterstützung durch die Landesbewohner,
sowie die Niedergedrücktheit russischerseits infolge der
Niederlagen im Kaukasus, in Polen und Galizien, die
fehlende Ausbildung des Ersatzes an Mannschaften und
der Mangel an Offizieren und Unteroffizieren dürfte
noch eine große Rolle nicht nur bei Batum, sondern auf
diesem ganzen Kriegsschauplätze spielen.
* *
*
Entdeckte Kriegslist.
Bei ihrem ersten berühmten Vormarsch ins russische
Polen hinein ist durch die Wachsamkeit eines Dragoner¬
leutnants die Armee Dankl vor schwerem Schaden be¬
wahrt worden, der sie leicht ihren Führer hätte kosten
können. Der marschierenden Armee weit voraus, als soge¬
nannte Aufklärungsspitze, zog eine Abteilung von 40 Dra¬
gonern. Der Ritt ging durch sommerliches Land, und
iC
Phot. R. Sennecke, Berlin.
Der Kriegshafen von Vatum, der von den Türken eingekreist ist.