Volltext: 89. Heft 1914/16 (89. Heft 1914/16)

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schwieg, wurde natürlich allgemein ein Sturmangriff 
erwartet, der jedoch ausblieb. Bis dann kurz vor Mitter- 
nacht das heftige Artilleriefeuer abermals einsetzte. Die 
Methode, die bei diesem Angriffsversuch von den Eng- 
ländern angewandt wurde, ist so charakterstisch, daß die 
nähere Beschreibung, die der Kriegsberichterstatter 
W. Scheuermann von diesem Vorgang gegeben hat, hier 
einen Platz finden möge. „Trotz des fnrchtbaren'Gefchoß-' 
Hagels"so erzählt er — „wichen unsere Posten nicht 
von ihrer Stelle. Die bitterkalte Nacht war stockfinster, 
und geblendet von den fortwährenden Granatexplosionen, 
mit Steinsplittern, Erde und Rasenstücken, welche die 
einschlagenden Geschosse emporschleuderten, wie unter 
einen: Siebe überschüttet, konnten die vor die Linie vor- 
geschobenen Horchposten fast nichts sehen. Dennoch 
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Ten Engländern abgenommene Stellung bei Ypern. 
gelang es einem von ihnen, in einer Erdsenkung noch 
während des Artilleriefeuers einige vorsichtig anschleichende 
Schatten zu bemerken, die beim Aufleuchten einer 
Rakete, wie vom Boden verschwunden, Deckung nahmen. 
Sofort wurden die Alarmzeichen gegeben. Es gelang 
dem kühnen Posten, die im vollen Feuerhagel liegende 
ziemlich beträchtliche Strecke bis zu seinem Graben 
zurückzulegen und zu melden, was er gesehen hatte. 
Handgranaten bereit!, Maschinengewehre feuerfertig! 
Es war gerade der richtige Augenblick gewesen, denn in 
derselben Sekunde verlegte der Feind sein Artilleriefeuer 
zum Sperren nach hinten, und fchon kamen die englischen 
Sturmkolonnen an. Ein Zugführer, ein nur achtzehn- 
jähriger Vizefeldwebel, gab mit einer Handgranate das 
Zeichen zum allgemeinen Feuerkampfe, die Hand- 
granaten krachen, das Maschinengewehr knattert; nur 
wenige Minuten setzten die Engländer ihren mißlungenen 
Überrumpelungsversuch fort, dann wendeten sie sich, 
von unserem Feuer verfolgt, zu eiliger Flucht. In den 
Drahtverhauen hatten sie eine beträchtliche Zahl von 
Toten und einen Schwerverwundeten liegen lassen, der 
von einer Schleichpatrouille unter dem Feuer seiner Lands- 
lente geborgen und dem Bataillonsarzte zur Pflege 
übergeben wurde. Eine große Masse arzf der Flucht weg- 
geworfener Waffen, ferner Drahtscheren, drei Meter¬ 
lange Sturmlaufbrücken, Rollmatten zum Überdecken 
der Drahthindernisse usw., die als Beute in unsere Hand 
sielen, bewiesen, wie sorgfältig der vollkommen gescheiterte 
Vorstoß auf unsere Linie geplant war, bei dem übrigens 
trotz des mehrstündigen Trommelfeuers und des heißen 
kurzen Nahkampfes unsere tapfere Grabenbesatzung 
nicht einen einzigen Verwundeten hatte." 
Ein Vorstoß der Engländer, der zwei Tage später 
bei Npern unternommen wurde, hatte keinen besseren 
Erfolg; uufere Leute waren auf ihrer Hut. Unterdessen 
nahmen die zur Verbesserung unserer Stellungen aus- 
geführten Angriffe unserer Truppen ihren ungestörten 
Fortgang. Die hierdurch beunruhigten Verbündeten 
suchten diesen Unter- 
nehmungen durch stär¬ 
kere Artillerietätigkeit 
in den besonders gè- 
sährdeten Frontäb- 
schnitten und durch 
Minenkrieg vorznbeu- 
gen. Daneben wurde 
der Luftkrieg mit be- 
sonderer Lebhaftigkeit 
geführt. Die Fran- 
zofen schickten wieder 
ein Flugzeuggeschwa- 
der über Metz, das 
am 26. Februar dort 
Bomben ab wars, aber 
an militärischen An- 
lagen nur uubedeu- 
tenden Schaden an- 
richtete. Wir antwor- 
teten mit Entsendung 
von Flugzeuggeschwa- 
dern gegen seindliche 
Truppenlager. Außer- 
dem hatten unsere 
Flugzeuge im Einzel- 
'kämpf glänzende Er- 
folge zu verzeichnen. 
In größerem Umfange als zuvor hatten sie im Monat Fe- 
bruar weitreichende Erkundungsflüge hinter der feindlichen 
Front ausgeführt. Dabei wurden von uns nur 6 Flugzeuge 
vermißt; soweit die Luftkämpfe von unserer Seite be- 
obachtet und verfolgt werden konnten, war kein einziges 
unserer Flugzeuge im Lustkampf oder durch Abschuß von 
der Erde verlorengegangen. Dagegen konnten wir den 
Franzofen und Engländern in dieser Zeit den Verlust von 
20 Flugzeugen nachrechnen. Von diesen waren 13 im Luft- 
kämpf von unferen Fliegern vernichtet worden; 5 waren 
von der Erde aus abgeschossen worden und 2 innerhalb 
unserer Linien zur Landung gezwungen. Bei diesen Auf- 
stellungen zählt unfere Heeresleitung grundsätzlich nur 
die in unsere Hand gefallenen oder brennend abgestürzten, 
nicht die zahlreichen, sonst hinter den feindlichen Linien 
abgeschossenen Flugzeuge des Gegners. Mit berechtigter 
Genugtuung wies unsere Oberste Heeresleitung bei der 
Mitteilung dieser Zahlen darauf hin, daß diefe Zu- 
fammenstellung nicht nur aufs neue unsere Überlegenheit 
bewies, sondern auch die von gegnerischer Seite beliebte 
Behauptung widerlegte, unsere Luftkriegverluste seien 
nur deshalb so gering, weil sich unsere Flugzeuge nicht 
über die feindlichen Linien wagten. 
Phot. Leipziger Presse Büro.
	        
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