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Eine Wolfsjagd im Gouvernement Minsk.
(Aus einem Feldpostbrief.)'
Der ortsübliche schneidende Ost hatte mich beim
Durchwandern der Schützengräben ordentlich durchge-
kühlt. Eben hatte ich mein warmes Stübchen, erreicht,
da klingelte mich ein befreundeter Offizier des Stabes
an: „Hier Division, es sind heute morgen vier Wölfe
festgemacht, willst Du nicht mitmachen? Um 12% Stell¬
dichein am Vorwerk 93..." Zehn Minuten später saß
ich im kleinen Jagdschlitten und fuhr gen Westen. Es
waren wohl iy2 Meilen zu fahren, außerdem war auf
der echt russischen Karte die genaue Lage des Vor-
Werks nicht festzustellen. Als wir weit genug auf
der großen Straße gefahren waren, setzte ich also
Kurs auf diese „Gegend" ab, geräuschlos bog der
Schlitten in den tief verschneiten dichten Wald ein. Da
niemand weiter aus der vordersten Front an der Jagd
teilnahm, mußte ich mich auf meine eigene Findigkeit
verlassen, keine Schlittenspur führte nach dem einsam
gelegenen, von einigen
Panjefamilien bewohnten
Gehöft, wo wir uns sam-
meln sollten. Ich hatte
Glück: von einer Waldblöße
aus sah ich ein Scheunen-
dach hinter einem Höhen-
rücken auftauchen. Gleich
bogen wir darauf los, und
ich hatte mich nicht ge-
täuscht. Noch war kein
Jagdteilnehmer zu sehen,
so setzte ich mich zu den
Panjes in die Stube,
um mich aufzuwärmen,
nach dem im Osten üb-
lichen Grundsatz: „Lieber
warmer Muff, als kalter
Ozon". Bald kam Schlitten nach Schlitten, die Jäger
wickelten sich aus dicken Pelzen. Alles stapfte durch
den tiefen, harten Schnee zum ersten Treiben.
Der Deutsche kennt den Wolf meist nur aus „Rot-
käppchen". Zu solch gefährlichem Raubtier entwickelt er
sich aber nur, wenn die äußerste Not ihn dazu zwingt.
Er ist vielmehr ein sehr scheuer und äußerst verschlagener
Geselle, dem nur mit einem großen Aufgebot von Jägern
und Treibern beizukommen ist. Verschiedene mit un-
zureichenden Mitteln unternommene Fehljagden hatten
uns das gezeigt. So war denn auch eine Treiberwehr
von fast 100 Mann, Soldaten und ortskundige Einge-
borene, aufgestellt, um das etwa 175 Morgen große, sehr
dicht bestandene Waldstück, in denen die Wölfe bestätigt
waren, zu treiben; wir Schützen standen am nördlichen
Waldrand. Man konnte keine 15 Schritte weit hinein-
sehen, meine einzige Hoffnung war, daß ich auf einen
durch die Schützen brechenden Wolf auf dem freien Felde
nach rückwärts zu Schuß kam. Auf ein Hornsignal
hörte man die Treiber angehen, schreien und klappern.
Ganz rechts fiel ein Schuß. Dann hörte man wieder
den Treiberlärm durch die klare Winterluft. Langsam
rückte er vorwärts und verstärkte sich ab und zu zu
einem indianerähnlichen Geheul, ein deutliches Zeichen,
daß das ersehnte Wild dicht vor den Treibern sein
mußte. Immer näher kam der Lärm, da fielen links
von mir in rascher Aufeinanderfolge wohl 20 Schuß.
Also dort waren sie vorgekommen. — Als ich bei mir
Englische und deutsche
die Treiber herauskommen sah, trat ich etwas zurück
und erblickte etwa 200 Schritt links von mir einen
Wolf schwer krank den Berg hinauf gegen das Vorwerk
zu ziehen, er trollte nur mühselig und verschwand schließ-
lich über die Höhe, verfolgt von einigen Schlitten.' Mittler¬
weile traten überall dieTreiber aus den: Holz, und während
wir uns noch über das mutmaßliche Ergebnis der Ver-
folgung unterhielten, merkte man am Winken und
Schreien, daß sie ihn „hatten". Zugleich kam von links
ein Schlitten um die Waldecke; aus ihm hing der mächtige
Kopf eines Wolfes. So hatten wir gleich beim ersten
Treiben zwei Wölfe zur Strecke, ein glänzendes Ergebnis!
Ein dritter war trotz aller Vorsicht durch die Treiber ge-
brochen und nach rückwärts heraus. Leider verliefen die
..weiteren Treiben nicht so ergiebig. Der stärkste Wolf
hatte sich, durch das Schießen gewarnt, aus dem Staube
gemacht; man konnte es an der ganz frischen Fährte
deutlich sehen. Wie sich herausstellte, war er durch eine
Anzahl Dickungen weiter gewechselt in die großen Wälder
westlich von uns. Er schien üble Erfahrungen gesammelt
zu haben. Aber ein Wolf
kam noch vor. Leider >
wieder nicht bei mir? Er
steckte sich schwer krank
geschossen in eine sehr
dichte Schonung. Da das
Wetter klar und ein Ver-
schneien der Schweiß-
fährte nicht zu fürchten
war, ließ man ihn für
heute in Ruhe. Der kurze
Wintertag war auch schon
in der Neige. Bei der
Suche am nächsten Tage
fand man den Wolf tot
im Wundbett. Noch einen
h erzlich en W aid mannsd ank
Stellungen l.ci St. Eloi. an den erfahrenen Leiter
der fesselnden Jagd, Rittmeister v. d. S3..., dann ging
es im scharfen Trab dem schneidenden Ost entgegen nach
„heimatlichen" Schützengräben. Incus.
* *
*
Ilm die Sprengtrichter bei St. Eloi.
(Aus einem Feldpostbrief.)
Die deutschen Generalstabsberichte sind nach solda-
tischer Art kurz und bündig. Nur was wesentlich ist für
die gefamte Kampfhandlung, wird in ihnen aufgeführt,
auf einzelne Kämpfe läßt fich der Bericht nicht ein.
Wir waren daher stolz, als uns Anfang April 1916
der Generalstabsbericht erwähnte. Es waren nur vier
Sprengtrichter vor St. Eloi an der Straße nach Dpern
und Hollebeke, die wir am 6. April den Engländern
weggenommen hatten, aber der Tag war heiß. Der
Feind selber konnte seine Bewunderung sür uns nicht
verhehlen. Als die Gefangenen eingebracht wurden,
fragten sie: „Ist hier preußische Garde?" Kanadier hatten
uns gegenübergestanden, kräftige hübsche Kerle, glänzend
ausgerüstet, denen die Entschlossenheit aus den Augen
blitzte. Sie bewiesen in den solgenden Tagen, daß sie
sich ihre Stellungen nicht ohne weiteres entreißen ließen.
Bis zum 19. April machten sie sechs Gegenangrisse auf
die Trichter, aber uns bekamen sie nicht wieder heraus.
Nach diesem Tage habeu sie die Hoffnung, die vier
Sprengtrichter vor St. Eloi wiederzukriegeu, aufgegeben.
Sie haben sich zu sehr die Finger dran verbrannt.
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