Volltext: 73. Heft 1914/16 (73. Heft 1914/16)

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wurde. Sie ging nach Prizren-, von wo unter den 
gegebenen Umständen ein Entkommen nach Albanien 
noch am leichtesten möglich war. 
Abgesehen von den Geländeschwierigkeiten, vollzog 
sich die Besetzung des Sandschaks Nowipasar Verhältnis- 
mäßig schnell und leicht. War es doch ein Gebiet, in 
dem die österreichisch-ungarischen Truppen noch wenige 
Jahre zuvor ihre Garnisonen gehabt hatten. Sie wurden 
hier und da in Kasernen untergebracht, über denen, wie 
bei jedermann in der Bevölkerung noch in guter, ganz 
frischer Erinnerung war, wenige Jahre vor dem Kriege 
die schwarz-gelbe Fahne geweht hatte. Die einrückenden 
Truppen wurden als gute Freunde und Befreier 
wurden Gefangene mit Frostschäden eingebracht 
Auch in unsern Reihen dürfte es einen oder den andern 
Fall von Erfrierung gegeben haben." 
Am 20. November rückten deutsche Truppen der 
Armee Kövess in Nowipasar ein, während die Armee 
Gallwitz um den Durchgang durch die Gebirgsengen des 
Labtales nördlich von Pristina kämpfte. Am 21. wurden 
die Serben auch hier zurückgedrängt, und die Armee 
Gallwitz gelangte über Podujevo hinaus weiter südwärts. 
Daß jetzt ein Aufenthalt nicht mehr möglich war, lag auf 
der Hand. Am 23. waren die deutschen Truppen in 
Pristina. Gleichzeitig wurde auch Mitrowiza von öfter- 
reichisch-ungarischen Truppen in Besitz genommen (siehe 
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N. 
i 
Straßenbild ans Mitrowiza nach der Einnahme am S3. November 1915. 
Kilophot, Wien. 
empfangen, eben wegen dieser Erinnerungen, und jetzt 
umsomehr, als man inzwischen das harte Joch Serbiens 
kennen gelernt hatte und mit bitterem Haß dessen ge- 
dachte. Aber wenn das Vordringen im Sandschak den 
Verbündeten durch die Stimmung der Einwohner und 
den traurigen Zustand des serbischen Heeres in gewissem 
Sinne erleichtert wurde, so mußten doch nach wie vor 
an die Truppen außerordentliche Anforderungen gestellt 
werden. Der bekannte Schriftsteller Roda-Roda, der als 
Berichterstatter auf diesem Kriegsschauplatz tätig war, 
schreibt in diesen Tagen aus dem Sandschak: „Einen 
nennenswerten Widerstand gab es nicht mehr, desto 
härter aber ist der Kampf unserer Truppen gegen die 
leblosen Gewalten: das Bergland, die Witterung, die 
Weglosigkeit. Es liegt Schnee sogar in den Tälern. Oben 
in 1700 Meter Höhe ist empfindliche Kälte und kein 
Schntz gegen sie — außer etlichen zerstreuten Häusern 
nirgends Unterkünste —, kein Bau- und Brennholz, 
sondern nur Gestrüpp. Das Hochwasser gefährdet die 
Brücken und damit den Nachschub. Zurrt ersten Male 
Teil II, Seite 490). Sie kamen durch das Jbartal und 
hatten hier noch einen erbitterten Widerstand der Serben 
zu überwinden. Drei serbische Stellungen mußten am 
Tage vorhör hintereinander erstürmt werden; und noch 
in der Nacht mußte in einer vierten Stellung die zähe 
Gegenwehr des Feindes gebrochen werden. In Ver- 
bindung mit der Armee Gallwitz hatte auch die erste 
bulgarische Armee Bojadjiess die Serben vor sich her 
gedrängt und den Zugang zum Amselfeld gewonnen. 
Wie es in diesem Gebiet jetzt aussah, davon legt ein 
englischer Bericht, der gewiß nicht von dem Interesse 
geleitet ist, die Lage schwärzer als nötig zu malen, 
Zeugnis ab, indem er die Aussagen eines serbischen 
Offiziers wiedergibt- Danach hatte die halbe Bevölke- 
rung Serbiens dort Zuflucht gesucht. „Sie leidet Hunger" 
— so heißt es weiter —• „und ist ohne Obdach dem rauhen 
Wetter ausgesetzt. Wegeu Futtermangels sind hunderte 
von Ochsen und Pferden gestorben. Die Leichen liegen 
versaulend umher. Der Weg nach Albanien ist für diese 
Unglücklichen unbrauchbar, weil die angrenzende Gegend
	        
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