Volltext: 64. Heft 1914/16 (64. Heft 1914/16)

t^QQ oooooooooaooooooooooaoaooooooooooooooooooaooooooooooooooooooooooooooooooooooooocar 
3ocooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooc>~oooooooooooooooooooooooooo ooooa 501 
truppen an der Front, die Ver- 
mehrung der in Frankreich ge- 
landeten englischen Streitkräfte 
haben dem Oberbefehlshaber er- 
laubt, eine große Zahl von Di- 
Visionen aus der Front heraus- 
zuziehen und für den Angriff bereit 
zu halten, deren Stärke der 
mehrerer Armeen gleichkommt. 
Diese Streitkräfte ebenso wie die 
in der Front gehaltenen verfügen 
über neue und vollständige Kriegs- 
mittel. Die Zahl der Maschinen- 
gewehre ist mehr als verdoppelt. 
Die Feldkanonen, die nach Maß- 
gäbe ihrer Abnutzung durch neue 
Kanonen ersetzt worden sind, ver- 
fügen über einen bedeutenden 
Munitionsvorrat. DieKraftwagen- 
kolonnen. sind vermehrt worden^ 
sowohl zur Verpflegung wie zur 
Truppenverschiebung. Die schwere 
Artillerie, das wichtigste Angriffs- 
mittel, war der Gegenstand er- 
heblicher Anstrengung. Eine be- 
trächtliche Menge von Batterien 
schweren Kalibers ist mit Rücksicht 
auf die nächsten Angriffshand- 
luugen vereinigt und vorbereitet 
worden. Der für jedes Geschütz 
vorgesehene tägliche Munitions- 
ersatz übertrifft den bisher jemals 
festgestellten größten Verbrauch. 
3. Der gegenwärtige Zeit- 
Punkt ist für einen allgemeinen 
Angriff besonders günstig. Einer- 
seits haben die Kitchener-Armeen 
ihre Landung in Frankreich be- 
endet, und anderseits haben die 
Deutschen noch im letzten Monat 
von unsrer Front Kräfte weg- 
gezogen, um sie an der russischen 
Front zu verwenden. Die Deut- 
scheu haben nur sehr dürftige 
Reserven hinter der dünnen 
Linie ihrer Grabenstellung. 
4. Der Angriff soll ein allge- 
meiner sein. Er wird aus mehre- 
ren großen und gleichzeitigen An- 
griffen bestehen, die auf sehr großen 
Fronten vor sich gehen sollen. Die 
englischen Truppen werden mit 
bedeutenden Kräften daran teilnehmen. Auch die belgi- 
schen Truppen werden sich an den Angriffshandlungen 
beteiligen. Sobald der Feind erschüttert sein wird, 
werden die Truppen an den bis dahin untätig gehaltenen 
Teilen der Front ihrerseits angreifen, um die Unordnung 
zu vervollständigen und ihn zur Auflösung zu bringen. 
Es wird sich für alle Truppen, die angreifen, nicht nur 
darum handeln, die ersten feindlichen Gräben wegzu- 
nehmen, sondern ohne Ruhe Tag und Nacht durchzu- 
stoßen über die zweite und dritte Linie bisJn das freie 
Gelände. Die ganze Kavallerie wird an diesen Angriffen 
teilnehmen, um. den Erfolg mit weitem Abstand vor 
der Infanterie auszunutzen. Die Gleichzeitigkeit der An- 
griffq, ihre Wucht und Ausdehnung werden den Feind 
rä 
\ 
wm*m* 
V* 
V ► 
Iii! 
V V 
m 
rmm 
- 
fV'MI'l 
Trommelfeuer bei Beginn der großen Herbstoffensive im Westen. 
Gezeichnet von T. S. Orf. 
hindern, seine Infanterie- und Artillerie-Reserven auf 
einen Punkt zu versammeln, wie er es im Norden von 
Arras tun konnte- Diese Umstände sichern den Erfolg- 
Die Bekanntgabe dieser Mitteilungen an die Trup- 
Pen wird nicht verfehlen, den Geist der Truppe zu der 
Höhe der Opfer zu erheben, die von ihr gefordert werden. 
Es ist daher unbedingt notwendig, daß die Mitteilung 
mit Klugheit und Überzeugung geschieht-" 
Das waren also die Ideen und Pläne, mit denen 
der französische Oberbesehlshaber an die Lösung der Auf- 
gäbe herantrat, die fein Vaterland mit wachsender 
Spannung und Ungeduld von ihm erwartete. Wie der 
Armeebefehl ausgenommen und weitergegeben wurde, 
davon besitzen wir gleichfalls ein Zeugnis in dem Zusatz- 
beseht eines französischen Regimentskommandeurs, den 
unsre Oberste Heeresleitung gleichfalls veröffentlicht hat. 
Es heißt da: 
„Diesen Befehl bringt der Oberst zur Kenntnis der 
Herren Bataillonskommandeure und Kompagnieführer 
und bittet sie, während des Dienstes in den Gräben und im 
Lager jede Gelegenheit zu benutzen, um den Leuten be- 
greiflich zu machen, daß die von ihnen geforderte Anstren- 
gung derartige Folgen haben kann, daß der Krieg binnen 
kurzem mit einem Schlage zu Ende ist. Alle müssen bei dem 
beabsichtigten Angriff diejenige Kraft, Energie und Tapfer- 
keit einsetzen, die nötig sind, um ein so großes Ergebnis 
zu erreichen. Wir müssen die deutschen Linien durch- 
brechen und dazu vorwärtsgehen, trotz allem " 
Man kann nach der. Art 
dieser Vorbereitungen, deren Um- 
fang und Bedeutung aus den auf- 
gefundenen Befehlenhervorgehen, 
ermessen, wie ernst und verant- 
wortungsvoll demgegenüber die 
Aufgabe war, die unseren Truppen 
an der Westfront zufiel. Sie 
hatten besondere Anstrengungen 
der Feinde zu erwarten, deren 
Gelingen von besonders schweren 
Folgen gewesen wäre. Indessen 
der Erfolg der französischen und 
englischen Pläne hing zu einem 
guten Teil davon ab, daß das 
Moment der Überraschung dabei 
zur Geltung kam. Das war aber 
doch nicht oder wenigstens nur 
in beschränktem Maße der Fall. 
Im ganzen war man auf deut- 
scher Seite auf eine derartige 
feindliche Unternehmung vorbe- 
reitet und hatte durch Flieger- 
beobachtungen genug von der 
Tätigkeit des Gegners bemerkt, 
um von dem Angriff selbst nicht 
überrascht zu sein- Aber bei einem 
Angriff, der an verschiedenen 
Stellen einer so ungeheuer aus- 
gedehnten Front gleichzeitig mit 
besonderer Wucht unternommen 
wird, sind, auch wenn der Ber- 
teidiger noch so gut vorbereitet 
ist, Teilerfolge, wenigstens vor- 
übergehend, nicht ausgeschlossen. 
Gewöhnlich kennt der Angreifer 
nach einem so viele Monate 
dauernden Stellungskriege die 
Front,' gegen die er sich zu wenden 
hat, verhältnismäßig genau, und 
so kann ihm auch der Verteidiger 
nicht allznviele Überraschungen 
bereiten. 
Fast genau eine Woche, nach- 
dem Joffre seinen großen Armee- 
beseht erlassen hatte — nachdem 
er also annehmen konnte, daß 
alle Truppen mit seinen Ab- 
sichten vertraut gemacht und auf 
das große Werk vorbereitetfeien—, 
war der Augenblick der Aus- 
führung gekommen. An einzelnen, 
immer als gefährlich bekannten Stellen der Front 
hatten kurz vorher noch Gefechte der nachgerade ge- 
wohnten Art stattgefunden, so am 20. und 21. Sep- 
tember bei Touchez und sogar noch am 23. mit den 
Engländern bei La Bassse. Hier und da waren 
übrigens auch den deutschen Truppen einige offensive 
Unternehmungen geglückt, fo am 17. bei Bray an der 
Somme und am 21. bei Beansejour in der Champagne. 
Aber schon in den letzten Tagen war zu bemerken ge- 
Wesen, daß ssich das Artilleriefeuer der Franzosen und 
Engländer auf der ganzen Front allmählich verstärkte. 
Am 23. war man fich bereits darüber klar, daß sich 
etwas ganz Besonderes vorbereitete. Begleitet von 
einer immer lebhafter werdenden Fliegertätigkeit
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.