Volltext: 62. Heft 1914/16 (62. Heft 1914/16)

482 ooQooooooQoooaooooooooooooaooooQQoaoQooaQOQQOooQaooooaoooaoQQcoaooQoooooooooaQOO 
Tscherkefsenüberfall. 
(Aus einem Feldpostbrief.) 
Die Russen hatten bei N aus irgendwelchem 
Grunde ihren fluchtähnlichen Rückzug verlangsamt. Nun 
tasteten sie mit Kosaken- und Tscherkessenpatrouillen 
nach uns, die wir Mühe hatten, ihnen bei dem ganz 
unglaublichen Zustande der Wege an den Fersen zu 
bleiben. Wir Schipper hatten den Auftrag erhalten, 
die von ungezählten Granatlöchern durchfurchte, zer- 
wühlte, zerfetzte Landstraße nach N. . . . für den 
Nachschub unsrer Munitionskolonne wieder fahrbar zu 
machen. Weil wir dicht cîm Feinde waren, bekam jede 
Kolonne von uns einen kleinen Jnfanterieposten, un- 
gefähr 10 Mann, zur Sicherung. Der Vormittag war 
ohne jede Störung verlaufen, wir hatten tüchtig gearbeitet 
pankowo, von deren Besitz das Schicksal der Stellung von 
Wierzbowo-Wypychy abhing. Das vorbereitende Ar- 
tilleriefeuer unsrer Truppen vermochte die russische 
Linie nicht zu erschüttern. Es waren Soldaten des durch 
rasch herangezogene Reserven und vermehrte Artillerie 
verstärkten 5. russischen Korps — das bereits in den 
Kämpfen am Narew zwischen Lomza und Ostrolenka 
bewundernswerte Proben von Tapferkeit abgelegt hatte, 
die hier uns gegenüberstanden. Die Nacht brach herein, 
die Artillerie stellte ihr Feuer nach und nach ein, Schein- 
Werfer tasteten Hüben und drüben das tiesschwarze Ge- 
lände ab, da wurde das Zeichen zum Sturmangriff ge- 
geben. Starke Jnfanteriemassen wurden angesetzt und 
bahnten sich in der Dunkelheit den Weg zur russischen 
Stellung um die Kirche. Jetzt sprachen die Handgranaten 
ihr Wort, die russischen Unterstände wurden wie von 
einem Hagel damit 
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Hurra! Frische Hemden sind da. 
und ein gut Stück der Straße schon geebnet und hatten 
eben unser Mittagmahl hinter uns, von neuem zu Harke 
und Spaten gegriffen — als einer in der Ferne Reiter 
bemerkte und mit dem Feldstecher alsbald sie als Tscher- 
kessen erkannte. Im Nu. wurde alles zusammenge¬ 
trommelt. Unsre Infanteristen gingen hinter den 
Bäumen, den Steinblöcken usf. der etwas hoch gelegenen 
Straße in Deckung, und als die Kerlenahe genug heran- 
gekommen waren, gab's Schnellfeuer. Das hatten die 
Herren Tscherkessen wohl nicht erwartet. Einer nach dem 
andern purzelte aus dem Sattel. Die Pferde stutzten, 
strebten zurück, fielen, es gab einen Wirrwarr von 
Menschen und Tierleibern, und schließlich brach dieses 
und jenes der geängstigten Pferde mit seinem Reiter 
aus, geradeswegs in vollem Galopp auf uns zu. Da 
warteten wir Schipper mit erhobenem Spaten nun auf 
die Herren und bereiteten ihnen einen warmen Empfang- 
Sie fielen wie die Fliegen. Nicht einer entkam. Das 
hättest Du sehen müssen. Das war das erste Gefecht, 
das ich als Schipper mitgemacht habe. A. H. 
» * 
Sturm auf die Kirche von Szezepankowo. 
Zu einem der mörderischsten Gefechte des Feldzugs 
in Russisch-Polen gestaltete sich in den letzten August- 
tagen der nächtliche Kampf um die Kirche von Szcze- 
Phot. H. Chill, Thorn. 
der Gewalt unseres 
widerstehen und räumten das Dorf. 
überschüttet, und nach- 
dem sie gleichsam ein- 
geebnet waren, ging's 
nun mit dem Ba- 
jonett und tausend- 
stimmigem Hurra da- 
rauf los. Überall kam 
es in der stockfinsteren 
Dunkelheit, die nur 
aus nächster Nähe 
Freund und Feind zu 
unterscheiden erlaubte, 
zu einem überaus er- 
bitterten Handge- 
menge. Die Russen 
wehrten sich auch 
hier wieder auf das 
tapferste, sie mußten 
oft Mann für Mann 
in den Schützengrä- 
ben niedergemacht 
werden — aber schlie߬ 
lich vermochten sie 
Sturmangriffs doch nicht zu 
A. 
Die Kämpfe der Bulgaren gegen die 
Ententetruppen. 
Von Pnul-Otto-Ebc. 
Der Kriegsschauplatz, über den die Entente die 
wenigsten Nachrichten durchsickern läßt — abgesehen 
natürlich von überseeischen Expeditionen, welche meist 
ganz totgeschwiegen werden —, ist der südlichste Teil 
des großen serbischen Kriegstheaters. Seite 426 wurde 
bereits die Landung in Saloniki '.nilitär-geographisch 
gewürdigt und daraus auf eine Aktion nach Osten 
gegen Konstantinopel oder nach Norden Uesküb—Nisch 
geschlossen. Die Ereignisse haben letztere Möglichkeit 
allmählich zur Wahrscheinlichkeit verdichtet und sie Mitte 
Oktober verwirklicht. Vielleicht mag ursprünglich auch 
der Gedanke vorherrschend beim Landungsentschluß in 
Saloniki mitgesprochen haben, den „eisernen Ring" um 
das „belagerte Deutschland" womöglich mit Hilfe Bul- 
gariens wieder zu schließen, der sich durch die Säube- 
rung Ungarns bis zur rumänischen Grenze nach letzterem 
Lande zu geöffnet hatte. Zwei Ereignisse, die blitzartig 
und unerwartet in Erscheinung traten, warfen jedoch 
diese Pläne um, indem sie den Landungstruppen die
	        
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