Volltext: 6. Heft 1914 (6. Heft 1914)

gez. Konwratzew 
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Piinfzig Pfennige, 
Kriegsnotgel- -er Stadt Rössel, die durch die Russen gevrandschatzt wurde. 
Hierzu befähigte sie die große Zahl ihrer Streit¬ 
kräfte, die es ihnen wenigstens bei Kriegsbeginn möglich 
machte, starke Reserven bereitzuhalten. Sie haben dasselbe 
Mittel fpäter in Rusfifch-Polen nach der Schlacht bei 
Wloclawek Hindenburg gegenüber in den Kämpfen von 
Lodz mit demselben negativen Erfolge angewandt. Jetzt 
rückte die Grodnoer Reservearmee, bestehend aus dem 
XXII. Armeekorps, den Resten des VI. Armeekorps und 
Teilen des III. Sibirischen Armeekorps, aus Südosten an, 
um bei Lyck empfangen und am 11. September mit bluti¬ 
ger Stirn unter schweren Verlusten abgewiesen zu werden. 
Aus dem Gesamt¬ 
bilde der Kämpfe um 
die Mafurifchen Seen 
feien ihrer Originalität 
halber zwei kleinere 
Züge hervorgehoben. 
Die ostpreußische Feste 
Boyen bei Lötzen, am 
nördlichen Ende des 
Löwentinsees, war vom 
23. August bis 4. Sep¬ 
tember von den Russen 
umzingelt, ohne daß es 
ihnen gelang, sie in 
ihre Gewalt zu bringen. 
Mit einem Schreiben 
suchten sie den Kommandanten zur Übergabe aufzufordern: 
„An den Herrn Kommandanten der Festung Lötzen! 
Lötzen ist schon von den Truppen der russischen Kaiser¬ 
lichen Armee ganz eingeschlossen. Unnützlich ist eine wei¬ 
tere Verteidigung der Festung. Mir ist befohlen, Sie zu 
beauftragen, die Festung freiwillig uns zu übergeben — 
damit kann man vermeiden unnützliche Verluste. 
Sie haben zu Ihrer Verfügung vier Stunden, um 
die unsere Bedingung zu überlegen. Wenn Sie nicht 
wollen mit dieser Bedingung zufrieden sein, so wird man 
mit offener Kraft die Festung nehmen, und in diesem 
Falle doch kein Stein auf Stein nicht gelaffen wird. 
Chef der Kolonne. 
Die Antwort, 
die der 
Mandant auf 
dieses Anfin¬ 
nen sofort 
teilte, war kurz 
und nicht mi߬ 
verständlich. 
Ihre 
gen Sätze 
teten: 
„Ihre Auf¬ 
forderung, die 
Feste zu über¬ 
geben, 
ich für 
und meine tap¬ 
fere Besatzung 
als int höch¬ 
sten Maße be¬ 
leidigend zu¬ 
rück. 
Der Komman¬ 
dant der Feste 
Boyen. 
gez. Busse." 
Die 
Den zweiten eigenartigen Zug im Kampfe an den 
Masurischen Seen bildet das Eingreifen der Vergnügungs¬ 
flotte, die im Frieden hier verkehrt. Sowohl „Barbara" 
wie „Möwe" haben einer Haubitzenbatterie, die auf der 
Insel Upalten Aufstellung nahm und gegen eine starke 
Batterie der Russen bei Thiergarten erfolgreich wirkte, 
als Beförderungsmittel gute Dienste geleistet. Ferner 
wirkte „Barbara" durch ihre Aufklärungsfahrten irrt 
Mauer- und Bodmasee, bei denen sie selbst in den 
Kampf eingriff und die Feuertaufe erhielt, durch Ver¬ 
treibung russischer Patrouillen und Beschießung von 
Kolonnen. Es war ihr 
also wohl zu gönnen, 
daß sie bald darauf von 
ihrem Liegeplatz an der 
Insel Upalten aus Zeuge 
sein konnte, wie die 
Russen sich den tapferen 
Truppen des XX. Ar¬ 
meekorps ergaben. 
Die Russen suchten 
in eiligem Rückzug die 
Memel zu erreichen und 
die Landesgrenze bei 
Schirwindt zu 'über¬ 
schreiten. Es heißt, daß 
General Rennenkampf 
und Großfürst Nikolai Nikolajewitsch in Zivilkleidern flüch¬ 
teten. Unsere Truppen blieben dem Feinde dabei ständig 
auf den Fersen, konnten ihm gewaltigen Abbruch tun, er¬ 
beuteten viele Trophäen und machten zahlreiche Gefangene. 
In einem Feldpostbriefe aus dem Bereich des I. Armee¬ 
korps heißt es: „Auf dem Marsch konnten wir noch eine 
weitere Kolonne zwischen Wirballen und Wolkowyschki 
mit Artillerie feste vermöbeln. Wie in einem Ameisen¬ 
haufen sah es aus, als die Geschosse in die Kolonnen 
hineinsausten. Am 14. September erreichten wir Wol¬ 
kowyschki. Die breite Chaussee zeigte das Bild eines über¬ 
eilten Rückzuges. Eine Menge Wagen mit voller Muni- 
Scheinwerfern usw. lag herum. Die Russen 
waren in ge¬ 
koppelten 
Kolonnen ne¬ 
beneinander 
abgezogen, 
denn neben 
der Straße 
war alles fest¬ 
getreten. 
Am Ost¬ 
ausgang von 
Wolkowyschki 
war eine rus¬ 
sische Batterie 
noch rechtzeitig 
erwischt wor¬ 
den. Drüber 
und drunter 
lagen die 
Pferde, Men¬ 
schen und Wa¬ 
gen — ein 
schreckliches 
Bild im¬ 
ponierend 
in der Wir- 
v Larsch, Friedenau. 
„Barbara" im Aufklärungs- und Sichernngsdienst auf dem Mauer- und Vodmasee, nördlich der 
Stadt Lötzen. 
Der Krieg 1914. I.
	        
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