Volltext: 6. Heft 1914 (6. Heft 1914)

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Bereen. Foro-Buceaux, Amsterdam. 
Der Krieg im Schnee: Posten in den verschneiten Barrikaden bei Dixmuiden. 
Der Krieg im Schnee. 
Wenn der Herbst zu Ende ist, hat der Feldsoldat noch 
einen neuen Feind zu bekämpfen — den Winter. Die 
Heere des achtzehnten Jahrhunderts, beispielsweise die¬ 
jenigen Friedrichs des Großen, suchten vor dem mit 
Schnee, Eis und Kälte kämpfenden Gegner Schutz in 
befestigten Orten, wo vorforglich große Magazine mit 
Lebensrnitteln und Kriegsbedarf angelegt waren, und 
sie ruhten dort fo lange, bis der Eintritt milderer Witte¬ 
rung eine Wiederaufnahme der Operationen gestattete. 
Sie waren zu solcher Unterbrechung gezwungen, weil im 
Winter die Ernährung eines weit von der Heimat mar¬ 
schierenden und kämpfenden Heeres durch die Ergebnis¬ 
losigkeit der Requisitionen, den Stillstand der Flußschiff¬ 
fahrt, die Mangelhaftigkeit der nur aus Roß und Wagen 
bestehenden Verkehrsmittel und den erbärmlichen Zu¬ 
stand der meisten Landstraßen unmöglich gemacht wurde. 
Anders in der Zeit der Wunder moderner Technik 
— sie haben die Kriegsführung bis zu einem gewissen 
Grade sowohl von Raum und Zeit, als auch vom Winter 
unabhängig gemacht. Das gilt schon für den Feldzug 
1870/71. Der damals besonders strenge Winter wurde 
nicht allein überwunden durch den Heroismus unserer 
Truppen, sondern auch durch die Hilfe der Telegraphen 
und Eisenbahnen, die mit der Schnelligkeit des elek¬ 
trischen Funkens herbeiriefen und mit der Kraft des 
Dampfes herbeischafften, was zum Leben der Mann¬ 
schaften und zur Ergänzung der Kriegsrüstung notwendig 
war. Den genügenden Beweis haben die erfolgreiche 
Zernierung von Paris mit ihren begleitenden blutigen 
Kämpfen und unsere Siege im Norden, Westen und 
Süd osten Frankreichs erbracht. Seitdem sind in Fülle 
neue Hilfsmittel gegen des Winters rauhe Gewalt er¬ 
standen. Sie alle helfen, mag es nun das mit wärmenden 
Liebesgaben heransausende Auto oder die im winter¬ 
lichen Dunkel des gedeckten Schützengrabens hell anf- 
flammende elektrische Taschenlampe sein, braven Feld¬ 
soldaten das Leben während des Winters zu ertragen. 
Aber aufgegeben hat der grimme Gesell den Kampf 
nicht — er läßt nach wie vor die Schneeflocken in tollem 
Spiel zur Erde wirbeln, die Gewässer zu Eis erstarren 
und dazu den Boreas den wilden Schlachtgesang 
brausen. • Überall, wo er es vermag, sucht er störend ein¬ 
zugreifen — Schienengleise, Straßen, Pässe, Wald und 
Gebirge zu sperren, Tunneleingänge zu verschütten, 
Telegraphenstangen zu stürzen, Leitungsdrähte zu zer¬ 
stören, Wege- und Merkzeichen zu verdecken, Eisschollen 
zerschmetternd gegen die Joche der Brücke zu treiben, das 
Ausheben der Schützengräben und Parallelen und das 
Bauen von Batterien zu erschweren und Mann und Roß 
zu peinigen. Der Train bleibt im Schnee stecken, die 
schweren Geschütze kommen nicht vorwärts, die Muni¬ 
tionskolonnen bleiben liegen, die Pferde brechen in die 
Schneedecke des Straßengrabens ein, und den mar¬ 
schierenden Mannschaften bleibt der hart gewordene 
Schnee in dicken Klumpen an den Stiefeln hängen. 
Welcher Waffengattung der Soldat auch angehört, mag 
er Infanterist, Kavallerist, Artillerist, Pionier, Eisen¬ 
bahner, Telegraphist, Telephonist oder Flieger sein, er 
hat ein gut Teil seiltet Kräfte einzusetzen, um all die 
Tücken des schlimmen Gesellen unwirksam zu machen. 
Der Krieg 1914. II
	        
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